NOVRITSCH SSG10-A1
Inhaltsangabe:
1. Vorwort & erster Eindruck
2. Technischer Aufbau
3. Verarbeitung außen
4. Verarbeitung intern
5. Zubehör
6. Schusstest & Chronowerte
7. Fazit
Vorwort & erster Eindruck
Wie angekündigt wollte ich noch ein schriftliches Review zur neuen SSG10 von Novritsch posten. Vorneweg, ich bin kein Federdruck-Sniper Experte, ehrlich gesagt ist die Novritsch SSG10 mein erstes Federdruck-Gewehr überhaupt. Kaufentscheidung war der sehr günstige Preis von 300€ für ein vollwertig getuntes VSR-10 Gewehr. Ich habe dennoch versucht mich so gut es geht in die Materie einzuarbeiten und möchte euch einige Detailbilder und Kritikpunkte abseits der vielen Youtube Reviews zeigen.
Der erste Eindruck der SSG10-A1 ist relativ ernüchternd, das Gewehr wiegt extrem wenig, die verarbeiteten Metallteile wie z.B. der Außenlauf wirken sehr dünnwandig, Kammerstengel, Schlösschen und Verschlussträger fühlen sich nach einem leichten Aluguss an. Im Lieferumfang ist ein relativ solider Kunststoffkoffer, sowie ein Reinigungsstab und ein Acryl VSR-10 Magazin enthalten. Der Waffenkoffer ist vor allem für Neueinsteiger ein tolles Gadget und sicher auch für Spieler die schon länger dabei sind. Wie lange der Waffenkoffer allerdings hält ist eine andere Frage, der verwendete Kunststoff wirkt zwar solide aber die Plastikschieber zum schließen des Koffers leider nicht. Dafür ist im Scharnier eine Eisenstange eingearbeitet worden.
Was gleich zu Beginn auch noch negativ auffällt, ist der sehr dreckige Innenlauf und Hop Up Gummi. Ich habe ganze vier Reinigungspads benötigt um den Innenlauf sauber zu bekommen.
Insgesamt frägt man sich, wie Novritsch bei diesem Federdruck Gewehr 25 Jahre Garantie auch auf den Body geben kann.
Technischer Aufbau
Der technische Aufbau ist im Großen und Ganzen der einer TM VSR-10, dabei hält sich der Verschlussträger zusammen mit dem Außenlauf durch zwei Inbusschrauben am Schaft. Löst man diese Schrauben, lässt sich der Schaft vom restlichen System einfach trennen. Der Zusammenbau gestaltet sich jedoch schwieriger, hierfür muss man zunächst den Repetierverschluss in den Schaft einführen und dann den Außenlauf durch Spannung, in seine vorgesehene Einrastposition bringen. Dabei wirkt eine ziemlich hohe Belastung auf den Abzugsbügel und dieser ist alles andere als solide, aber dazu später mehr. Der Außenlauf wird in den Verschlussträger eingeschraubt und durch eine zusätzliche Schraube in Position gehalten. Um ein Wackeln zu verhindern wurde ein Gummiring eingelassen. Dieser kann aber reißen und zu Problemen führen. Laut Novritsch soll dieser Führungsring entfernt werden und wird in Zukunft auch nicht mehr eingebaut. Folge ist jedoch ein leichtes Wackeln zwischen Verschlussträger und Außenlauf, solange die Teile nicht mit dem Schaft verschraubt sind.
Das F Zeichen ist sauber aufgebracht und gut sichtbar.
Die SSG10 von Novritsch ist also TM kompatibel, Hop Up Kammer, Innenlauf und Cylindereinheit ließen sich ohne weiteres tauschen. Für die Trigger Box müssen laut Novritsch die Schrauben getauscht werden, da es sich hier um eine speziell entwickelte Trigger Box von Bulltrigg handelt. Die TM Kompatibilität bezieht sich jedoch nicht nur auf die Innenteile, sondern auch der Schaft der SSG10-A1 lässt sich ohne weitere Anpassungsarbeiten wechseln.
Ein technischer Fehler ergibt sich bei der vorderen Inbusschraube welche in die Hop Up Kammer greift: Wird diese zu fest angezogen, kann es passieren, dass das VSR-10 Magazin nicht korrekt feedet und Leerschüsse entstehen.
Verarbeitung außen
Der Schaft bei der SSG10-
A1 ist wirklich extrem leicht, insgesamt bringt das Gewehr nur knappe 2kg auf die Waage und ist somit wirklich ein Leichtgewicht. Dennoch besitzt der Schaft ausreichend Materialstärke zwischen 3-7mm, ist Verwindungsfest, knarzt nicht und besitzt bei den Schraubenlöchern zusätzlich Metallbuchsen. Der Schaft besteht aus einem hochwertigem ABS-Kunststoff der eine leicht gummierten Oberfläche aufweist. An bestimmten Stellen sieht man im Kunststoff Grate, was soweit aber nicht weiter schlimm ist. Die Schaftkappe besteht aus sehr hartem Gummi und beinhaltet ein weiteres Novritsch Logo. Negativ dagegen fallen die Spaltmaße auf, vor allem am Abzugsbügel sind Spaltmasse von über 2mm vorzufinden. Der Abzugsbügel besteht -soweit ich richtig liege- im Vergleich zu einer TM VSR-10 aus Kunststoff. Er wird mittels einer Metallschraube und einem Metallring, welcher zusätzlich in die Kunststoffbuchse eingelassen wurde, am Verschlussträger gehalten. Der gesamte Abzugsbügel sitzt dabei nicht sonderlich fest, lässt sich sehr leicht verdrehen und biegt sich beim Zusammenbau durch. Bedenkt man, dass man zum Wechseln der Feder die Waffe regelmäßig auseinander und wieder zusammenbauen muss, kann es früher oder später passieren, dass der Abzugsbügel bricht. Ärgerlich denn den Abzugsbügel hätte man ohne Weiteres zumindest aus Aluminium fertigen können.
Der Bolt Handle sowie die Sicherung lassen sich sauber verriegeln.
Der Aluminium-Außenlauf ist wie im Vorwort schon erwähnt, sehr dünnwandig gefertigt. Bei einem ungünstigen Sturz oder Belastung, könnte dieser sich verbiegen oder zumindest Dellen davontragen. Kammerstengel, Schlösschen und Verschlussträger bestehen aus einem leichten Aluguss und sind ausreichend robust aber eben auch keine Innovative Verbesserung gegenüber anderen TM VSR-10 Clone. Im Verschlussträger Gehäuse befinden sich zwei ABS Kunststoff Gleitringe welche den Cylinder zentrieren, diese haben eine mittelmäßige Qualität.
Bleibt festzuhalten, dass die Verarbeitung außen preis-/leistungstechnisch befriedigend ist. Den lightweight Schaft der A1 kann man sogar als gut bewerten.
Verarbeitung intern
Fangen wir mit der Hop Up Unit an, diese besteht standardmäßig aus Zinkdruckguss und anders wie ich persönlich gedacht hatte, besteht lediglich der Tensioner und der äußere Schieberegler aus Stahl. Der restliche Schieberegler als auch der BB-Stopper besteht aus ABS Kunststoff, was hieran genau CNC gefertigt worden sein soll wie Novritsch in seinem Youtube Video angekündigt hat, ist mir unklar. Weder die Kunsstoffteile noch die Kammer selbst sind gefräst und bei dem äußeren Schieberegler handelt es sich um ein Stanzteil, lediglich der Tensioner könnte technisch gesehen CNC gefräst worden sein. Nichts desto trotz die Hop Up Unit lässt sich sauber mit einem Klickraster einstellen, dennoch mag mir die Hop Up Unit nicht wirklich zusagen. Es scheint als ob gerade die wichtigsten Teile aus Stahl/Metall bestehen, der Schieberegler wird wahrscheinlich bei öfteren Verstellen des Hop Ups irgendwann brechen.
Der Hop Up Arm lässt sich sauber durch einen Klickraster einstellen.
Der Hop Up Gummi ist ein "Maple Leaf 60° HOT SHOT Hybrid". Dabei wurde die Kontaktfläche des Gummis im konkaven Design gehalten und soll somit sowohl die Reichweite als auch die Präzision erhöhen, da die BBs besser stabilisiert werden als bei einem Standard Gummi.* Zusätzlich wurden zwei Metallringe angebracht welche das System gänzlich abdichten. Bei meinem Modell war jedoch der vordere Metallring gebrochen und seitlich nicht mehr exakt rund, was zu Schuss Problemen geführt hat, da teilweise die BBs stecken geblieben sind. Der Lauf ist ebenfalls von Maple Leaf und zwar ein 6.01er 430mm langer Tuning Lauf aus Messing, dieser wird zum einen von der Außenlauf-Endkappe als auch von einem Plastik Mittelstück zentriert.
Der Cylinder ist CNC gefräst aus Edelstahl und soll laut Novritsch so gefertigt worden sein, dass er gegenüber anderen Tuning-Edelstahlcylindern weniger verzogen ist, was ihn in der Verschlusskammer besser gleiten lässt. Mir fehlt hier allerdings der Vergleich zu einem gleichwertigen Tuning Edelstahlcylinder in einem TM VSR-10 System, ich kann soweit nur sagen, dass bei meinem Modell der Cylinder nicht so reibungslos lief wie angekündigt. Bei dem Modell meines Teamkollegen hingegen glitt der Cylinder sehr gut in der Verschlusskammer. Die Fertigungstoleranzen scheinen also doch höher zu sein wie man denkt, trotzdem lässt sich selbst eine M170 Feder leicht spannen. Der Springguide als auch Cylinderhead besteht ebenfalls aus Edel-/Stahl und machen einen soliden Eindruck, der Piston besteht zum Großteil aus CNC gefrästem Aluminium wobei das Endstück aus Stahl besteht, was den Piston deutlich langlebiger macht. Der Pistonhead besteht aus einem weichen Gummi und dichtet gut ab. Zusätzlich könnte man einen Airbreak einbauen um das Schussgeräusch zu minimieren. Negativ fallen die ABS Gleitringe auf, diese haben nur eine mittelmäßige Qualität.
Es handelt sich bei der Abzugseinheit um eine abgespeckte Bulltrigg VSR-10 Triggerbox, die etwas schlechter Verarbeitet ist wie das Original.
Die Trigger Box Hülle besteht aus Flugzeugaluminium, alle restlichen Teile bestehen aus gehärtetem Stahl. Dabei ist der technische Aufbau extrem einfach gehalten, was das System mMn wesentlich zuverlässiger macht. Der 90° Abzug besteht ebenfalls aus Stahl, lässt sich sauber durchdrücken und gibt wirklich ein sensationelles Abzugsverhalten her. Der einzige Kritikpunkt besteht darin, dass sie wie ich finde etwas besser geschmiert hätte werden können.
Zubehör
Zum Zubehör das Novritsch auf seiner Webseite anbietet kann man nicht all zu viel sagen, das Preis-/Leistungsverhältnis ist mehr wie fair, das Zweibein hat an den wichtigsten Stellen Stahlteile verbaut, ebenso die Sling Swiefels welche einen Stahlpin haben. Dabei lässt sich das Zweibein sauber einstellen, wackelt wenn es fest angezogen ist nicht und ist ausreichend Robust. Zum Zielfernrohr kann ich leider nichts sagen, da ich selbst ein Begadi ZF benutze, soweit ich weiß bewegt sich das Novritsch Scope aber auf ähnlichem Niveau. Der Schalldämpfer besteht ebenfalls aus Aluminium und dämpft das Schussgeräusch deutlich. Für den normalen Airsoftgebrauch sind die Zubehörteile also durchaus gut geeignet.
Das Zweibein lässt sich gut einstellen, wackelt jedoch bei der maximalen Ausziehlänge etwas.
Schusstest
Nachdem ich das SSG10 eingeschossen habe, konnte man auf 60m wirklich sehr gute Treffer Ergebnisse erzielen. 6 von 10 Schuss sind mitten ins Ziel gegangen, die drei anderen trafen das Ziel auch, jedoch nicht perfekt, einer traf nur den Rand der Zielscheibe. Auf 80m hingegen gestaltet sich das Präzise schießen deutlich schwieriger, lediglich 4 von 10 Schuss trafen die Zielscheibe (60x40cm). Was nicht bedeutet das Treffer auf diese Entfernung nicht mehr möglich sind, es bedarf jedoch einen deutlich besseren Umgang mit dem SSG10 und vermutlich mehr Spielerfahrung mit Federdruck Gewehren. Geschossen wurde mit 0,46g Novritsch Bio BBs und einer M160 verbauten Feder.
Schusstest auf 60m
Schießen auf über 80m gestaltet sich deutlich schwieriger als viele Youtube Videos suggerieren wollen.
Gechront habe ich mit der SSG10-A1 ganze 50 Schuss ebenfalls mit den Novritsch 0,46g Bio BBs und der verbauten M160 Feder. Mir ging es dabei weniger um die eigentliche Leistung als viel mehr um die Leistungsschwankungen. Wie konstant das System läuft, könnt ihr über folgende Screenshots von den Chronowerten ersehen:
Die m/s Schwankungen waren sehr gering, jedoch nahm die Leistung nach 30 Schuss bei der SSG10 etwas ab.
Die Joule Werte hatten Ausreißer im Minimum mit 2,66 Joule und im Maximum mit 3,07 Joule, liefen aber in der Regel konstant bei ~2,92 Joule. Die SSG10 läuft also sehr konstant und hat nur selten Ausreißer.
Fazit
Das Novritsch SSG10-A1 hat mehr Kinderkrankheiten als man erwarten würde, gerade mein geliefertes Modell war so ein richtiges Montags-Modell. Ein paar Schusstests vor der Auslieferung hätten mir viel Ärger erspart, sind doch solche Schusstests bei vielen Herstellern und Airsoft Shops inzwischen Standard. Mein Modell konnte ich deshalb einsenden, aber immerhin werden Rücksendekosten bis 30€ von der Novritsch Trading GmbH erstattet.
Dennoch muss man sagen, dass man für 300€ nichts gleichwertiges wird kaufen können. Um mit einer TM VSR-10 annähernd an die selben Schussergebnisse ranzukommen, bedarf es mehrere Hundert Euro an Tuning, viel Arbeit und auch Erfahrung damit. Die äußere Verarbeitung ist leider nicht besser oder zumindest Innovativer als bei anderen TM Clonen. Gerade der Abzugsbügel aus Kunststoff ist ein wirklicher Negativpunkt, ist er doch eine bewusste Sollbruchstelle am Body. Der Schaft der A1 Version kann sich jedoch sehen lassen, trotz minimalem Gewicht hat er die maximale Robustheit die man für so einen günstigen Schaft erwarten darf. Die interne Verarbeitung ist bis auf die Hop Up Unit wirklich aller erste Sahne und lässt wenig Potenzial zu, wenn man bedenkt dass man Out of Box bis zu einer M220 Feder gehen kann.
Trotz einiger Negativpunkte kann man dennoch von einem gutem bis sehr guten Federdruck Gewehr sprechen, auch wenn das Marketing von Novritsch mir persönlich nicht zusagt. Hier hat man vermutlich darauf geachtet ob alle Modelle einwandfrei funktionieren, bevor man bekannte Airsoft-Youtuber damit spielen lies.
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Informationen von Begadi.de