Eine der interessantesten und wohl auch meisterwarteten Neuvorstellungen der diesjährigen IWA war zweifelsohne der ICS Garand!
Der Sektor der WW2-Waffen, insbesondere im AEG-Sektor, wurde bislang ziemlich (sträflich) vernachlässigt. Bislang gab es den Fullsize-Grand ja lediglich gasbetrieben von Marushin; die 8mm Variante war wegen der brachialen Leistung und mieser Präzision unspielbar, die 6mm-Variante hatte halt nur eine geringe Magazinkapazität und das zweifellos extrem stylische Auswerfen des leeren Magazinclips war in der Praxis eher kontraproduktiv (da man seine wertvollen Magazine ja nicht einfach in der Pampa liegenlassen wollte). Zudem war das Modell auch nicht eben für die Standzeit seiner Internals gerühmt worden. Also eher eine nette Plinkerwaffe bzw. ein sehr schicker Wallhanger. Und hier in Deutschland nur in homöophatischen Dosen lieferbar.
G&G kündigt seit rund 2 Jahren ebenfalls eine AEG an; leider waren von dieser bislang auch nur unfertige Prototypen zu sehen.
Wollen wir also in diesen Review feststellen, ob es endlich einen spielbaren Garand gibt!
Wo fangen wir an? Klassisch mit der Verpackung!
ICS liefert den Garand in einem stabilen, ansprechend gestalteten Karton mit Trageschlaufe. Der Inhalt präsentiert sich aufgeräumt in einem Formblister aus Kunststoff!
Inhalt:
Natürlich die Waffe, ein zusätzliches Ersatzmagazin, ein Laderöhrchen, Putz- und Auswerfstange, ein recht gut gemachtes, reich illustriertes Kurzmanual, eine CD (ich hab nicht reingeguckt) und ein Probebeutelchen mit etwa 150 ICS-BBs.
Wie üblich in dieser Preiskategorie wird auch Beigabe minderwertiger Akkus und Ladeadapter verzichtet.
Der Kenner verzeihe mir die Verwendung des Carbineslings; als die ersten Bilder entstanden sind (die Erstellung des Reviews hat sich über mehrere Wochen hingezogen), war der richtige Riemen noch nicht verfügbar.
Erster Eindruck: Sehr, sehr schön! Das Holz ist mir ein Gedicht! Natürlich nicht mit echten Schäften vergleichbar, ich bin auch kein Holzexperte. Vermutlich handelt es sich um Buchenholz; es ist aber nicht zu weich, ist schön gemasert und das Beste: Der Schaft wurde nicht, wie sonst üblich lackiert oder gewachst. Nein, dieser Schaft ist mit Leinöl behandelt. Man kann ihn natürlich so lassen und er altert recht fix. Ich habe mir Leinölfirnis besorgt und werde ihn damit Stück für Stück weiter dunkeln, die Maserung wird noch plastischer wirken. Ob einem die Arbeit und Sauerei das wert ist, möge jeder für sich selbst entscheiden. Ich bin mit den bisherigen Ergebnissen sehr zufrieden.
Die Gußexternals wirken im direkten Vergleich mit der Marui M14 etwas zu glänzend; ein matteres Finish hätte wahrscheinlich den Preis hochgetrieben. Für eine Spielwaffe aber nicht kriegsentscheidend, dafür ist die Oberfläche wahrscheinlich kratzunempfindlicher. Auch die Schaftkappe entspricht nicht ganz dem Original, schmälert den Gesamteindruck aber nicht. Insgesamt wirken Schaft und Griff etwas pausbäckig im Vergleich zum Original: Zugeständnis an die Unterbringung eines Motors und eines ausreichend dimensionierten Batteriefaches, ohne daß sich sich der Schaft bei der geringsten mechanischen Belastung in zwei Teile zerlegt. Wer je versucht hat, eine M14-AEG in einen Echtholzschaft einzupassen, kann die Problematik nachvollziehen. Von daher ein ordentlicher Kompromiss.
Das Rearsight ist fein in beiden Achsen verstellbar. Auf der Oberseite befindet sich an Markings nur die fortlaufende Seriennummer. Im Gegensatz zu der von GSG importierten Waffe hat dieses Exemplar von Sniper-Airguns keine Originalmarkings. Da der Inhaber der Springfieldmarkenrechte keine Lizenzen vergibt, ist das in einer Zeit, in welcher eine Lizenzklage den Ruin eines Importeurs bedeuten können, eine unschöne Notwendigkeit. Mich als Sammler wurmt das natürlich etwas, der Spielbarkeit tut das selbstredend keinen Abbruch. Wem sich die Frage stellt (ob mit oder ohne Markings): Stellt ruhig einen Preisvergleich an.
Dafür fallen die restlichen (notwendigen) Kennzeichnungen sehr dezent aus. In Bildmitte der Verschlußfang, welcher auch gleichzeitig als Magrelease dient. Einerseits perfekt zugänglich; der Haken ist, daß bei unbeabsichtigter Betätigung der Magazinclip sofort den Gesetzen der Physik folgt und sich auf dem Boden wiederfindet.
Der Verschluß läßt sich offen arretieren, somit ist ein sehr kommoder Zugriff auf das Einstellrädchen des Hop-Ups möglich. Für meinen Geschmack läßt sich das Einstellrad etwas zu leicht bewegen, bislang hat es sich bei mir aber noch nicht merklich verstellt.
Links im Schacht befindet sich der Fanghaken für das Magazin.
Die Entnahme der Triggerunit gibt den Blick auf die Unterseite der Gearbox frei, an der gekennzeichten Stelle findet sich netterweise eine kleine Aussparung, welche einen direkten Zugriff auf den Schieber der Switchunit erlaubt. Somit könn(t)e die Behebung der meisten Jams mit wenigen Handgriffen erfolgen. Dank des verbauten (einfachen) MOSFETs hat mein Exemplar bislang noch nicht ein einziges Mal gejammt. Der Flügel vor dem Trigger dient wie beim Vorbild als Sicherung.
Ein Blick ins Batteriefach! Die Qualität der Kabel macht einen ausreichend dimensionierten Eindruck, laut ICS handelt es sich um 1,3² Silberkabel. Lediglich der Stecker erschien mir wenig vetrauenerweckend; ich habe diesen gegen einen Dean getauscht.
Mein Tip für optimale Batteriekapazität wäre der gezeigte LiFePo, 9,9V, 1800mAh und mit 30C belastbar. Der unten (zum Vergleich) abgebildete Akku paßt
nicht, ist von den Dimensionen leider zu groß. ICS empfiehlt 9,6V, somit ist man sauber am Idealwert, welchen ein LiPo nicht abdecken kann.
Die Front: Leider wurde hier an den Abmaßen geschludert; das Gasrohr hat einen größeren Abstand zum Lauf als das Vorbild. Grundsätzlich nicht tragisch, nur: Ein Bajonett läßt sich aufgrund genannter Tatsache nicht aufpflanzen. Da ich ja die Spielbarkeit beleuchten wollte, kein echter Kritikpunkt.
Durch die angeformte Bodenplatte am Magazin passen diese nicht in die bekannten M1-Clipbelts. Kleiner (möglicher) Kompromis dazu:
Nach lösen einer Schraube kann man die Bodenplatte abziehen und hat Magazine nahe der Abmaße des Ammoclips. Sieht nicht doll aus, aber abgesehen von dem Aspekt dürfte das hervorragend funktionieren. Die Magazine sind übrigens vergleichweise günstig für eine proprietäre Bauform.
Feeden ordentlich, bislang keine Probleme mit Leerschüssen. Leider kein Extendedfollower, so daß netto von den 42 geladenen BBs nur 39 nutzbar sind. An der Seite sieht man die Raste für den Fanghaken und die beiden Führungen, welche direkt im Holzschaft laufen. Die Clips sind aus vergleichweise schlagfestem Material, somit sollten sie auch den einen oder anderen unfreiwilligen Bodenkontakt schadlos überstehen. Der simple Aufbau steht einer Wartung auch nicht entgegen, nach dem Lösen von 4 Schrauben kann man sich mit den Innereien beschäftigen
.
Kommen wir nun zu den inneren Werten:
Bis auf die Gearbox zerlegt präsentiert sich das so! Mit Hilfe der Anleitung kein Hexenwerk; einzig sollte man bei dem Zerlegen erst den Lauf entfernen, bevor man den Spannhebel demontiert. Wer das das erste Mal macht, weiß hinterher warum
.
Die Gearbox ist sehr ähnlich der Marui-V7, naturgemäß fehlt die Mimik für FA. Stahlgears, sauber geshimmt, sehr dürftig gefettet, 8mm Kugellager, Nylonfiberpiston, einen Teil der Verzahnung an den beanspruchten Segmenten ebenfalls aus Stahl. Belüfteter Pistonhead, Nozzle mit O-ring. Einzig der versprochene Sectorgearclip fehlte bei meinem Exemplar (wo bei das bei einer Semionlywaffe auch nicht wirklich dramatisch ist). Feedingprobleme gab es bei mir jedenfalls keine.
Noch mal einen Blick auf den Kabelstrang mit dem MiniMOSFET, alles sauber gesteckt und verlegt. Stecksicherungen aus dem Automobilbereich sind ja glücklicherweise heute auch Quasistandard; bei den Strömen, die da fließen, laß ich die auch drin.
Ein Wort zur Switchunit: Bei meinem Exemplar waren die Kontakte sehr schlecht eingestellt. Will heißen: Unsauber getriggert und das Teil knatterte los, weil der Cut-Off noch nicht griff (Danke Boba!). Scheint bei ICS öfter vorzukommen, mit etwas Geduld und Geschick ist das Problem in einer Viertelstunde gelöst: Vorsichtig die Zungen der Kontakte etwas auseinanderbiegen, bis das Verhältnis Stromkreis geschlossen/Cut-off paßt.
Die technischen Daten:
- ein Magazin faßt 42 BBs
- mit herausgedrehtem Hop-Up war die Leistung der Waffe sehr heiß: zwischen 420 und 430 FPS mit 0,20er BBs. Ich für meinen Teil werde, um die Waffe "spielfreundlich" zu bekommen, von der 120er auf eine 110er Feder downgraden. Der lange Lauf und das fein einstellbare (einteilige) Hop-Up versprechen trotzdem eine mehr als ordentliche Präzision und Reichweite.
- Gewicht: etwa 3,6kg ohne Akku
- Gesamtlänge: 110 cm
- Innerbarrel: 610 mm
- Feder: 120 m/s
- Leistung: ~1,6 J
Feldtest bezüglich Präzision steht noch aus, reiche ich gegebenenfalls nach.
Zu guter Letzt noch ein Größenvergleich:
Der Garand ist ein ordentlicher Hobel und steht in (Un-?) Handlichkeit dem Marui M14 in nichts nach. Auf Bildern, wo nur die Waffe abgebildet ist, läßt sich ein gefühlter Vergleich immer schlecht ableiten. Deshalb mal der direkter Vergleich zu M14 und M4A1.
Zusammengefaßt:
Trotz kleiner Schönheitsfehler in meinen Augen eine tolle Spielwaffe. Kein Einheitsbrei und die WW2&Korea-Amis müssen jetzt endlich nicht mehr nur mit den Thompsons rumrennen
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Sicher kein Schnäppchen, aber ein der Verarbeitung angemessener Preis und eine grundsolide Waffe, die man nicht jeden Tag auf dem Spielfeld sieht und ihre ganz speziellen Qualitäten hat. Solider Taiwanstandard der gehobenen Klasse, in meinen Augen ihr Geld wert.
Durch die Verwendung von MOSFETs in Serienwaffen gehören verkohlte Switchkontakte und damit verbundene Störungen nun auch endlich der Vergangenheit an.
Bis auf die Macke mit der Switchunit (was bei mir ein Einzelfall gewesen sein mag) könnte ich sie bedenkenlos weiterempfehlen. Der Spielergarand ist gelandet!
Fragen, Kritik, Anregungen? Hier in den Thread, ich versuche dann, das Review entsprechend zu ergänzen.