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Ich poste das jetzt mal als neuen Thread, wenn's in den anderen integriert werden soll, bitte verschieben, liebe Mods, oder Bescheid geben
Wie schon beim letzten Mal: Die Bilder sind teilweise zu groß für die Forenregeln, hoffe, das geht auch hier wieder ausnahmsweise in Ordnung.
Wir kommen jetzt also in die Ära, die hier wohl die meisten mehr interessieren dürfte, als die Modelgun-History, nämlich die tatsächliche Classic-Airsoft-Zeit.
Da das Ganze nun doch noch etwas ausschweifender geworden ist, habe ich mich entschieden, Teil 2 nochmal zu unterteilen in Teil 2.1 und Teil 2.2 – letzterer ist noch nicht fertig und wird wohl auch wieder etwas auf sich warten lassen
Die Entwicklungen liefen ab Mitte der 80er nicht mehr so schön linear ab, wie zur Modelgun- und Pre-Classic-Zeit. Vieles passierte gleichzeitig, manches überschnitt sich, Airsoft-Meilensteine und Firmenschließungen wechselten sich ab.
Natürlich versuche ich, eine halbwegs sinnvolle Linie in den Artikel zu bringen, bitte aber um Verständnis, wenn das nicht immer so einwandfrei möglich ist
Das ist auch zumindest einer der Gründe, warum ich diesen Artikel fast ausschließlich auf Japan beschränke, es wird noch viel unübersichtlicher, wenn man auch die Hersteller anderer Länder mit einbringen will. Deren Historie ist zudem deutlich schwieriger nachvollziehbar, Informationen sind kaum zu finden.
Der wichtigere Grund hierfür ist aber:
Airsoft ist halt nunmal ur-japanisch und kam auch bis in die 90er ausschließlich aus Japan, bevor Hersteller aus Hong Kong, Taiwan, Thailand, USA etc. auf den Zug aufsprangen.
Auch wenn ein paar Hersteller von außerhalb des Landes der aufgehenden Sonne Erwähnung finden werden, bleibt dies eine japanische Airsoft-Geschichtsstunde – Deal with it
Weiter geht's also...
Teil 2.1 – Die Classic Ära (1985 - 1994)
Ich will Spass, ich geb' Gas!
Wir schreiben das Jahr 1985 - Bis hierhin war die Entstehung von Airsoft ein eher schleichender Prozess, die Beliebtheit wuchs jedoch und es war offensichtlich, dass sich die Hersteller ins Zeug legten.
Dies war nun das erste "große Jahr" für Airsoft:
Zum einen begannen 1985 die Modelgunhersteller damit, sich neben der Modelgunproduktion auch dem Entwerfen und Herstellen reiner Airsoftguns zu widmen (also keine Modelgun / Airsoft – Hybriden, siehe Ende von Teil 1 der "Geschichtsstunde"): Marushin, MGC, Hudson und Western Arms debütierten '85 mit eigenen Airsoftguns.
Auch Marui brachten ihre ersten reinen Airsoftmodelle auf den Markt, sehr wahrscheinlich noch ohne zu ahnen, welch große Rolle sie für das Hobby noch spielen sollten.
Maruis erste Airsoft war eine Luger P08 Springer, doch schon im Jahr darauf veröffentlichten sie ihre erste Innovation – mehr dazu später
Zum anderen gab es einen weiteren neuen Airsofthersteller, der seinerseits nun die Airsoftszene fast bis zur Mitte der 90er ordentlich aufmischte und prägte: Japan Arms Company (JAC) und Asahi Firearms – die beiden Hersteller produzierten von Anfang an in Kooperation und waren in den ersten Jahren ihres Bestehens unzertrennlich. Mehr zu JAC / Asahi gleich.
Eine neue Idee revolutionierte in diesem Jahr die Airsoftszene und MGC hatte – wer hätte es gedacht – die Nase vorn...
Es musste eine einfachere Lösung als bei den PFC / Airsoft - Hybriden her, Airsofts nicht immer nur manuell nachladen zu können und auf wen war mal wieder Verlass?
Richtig geraten, Tanio Kobayashi war Erfinder der ersten gasbetriebenen Airsoft.
Die MGC Beretta M93R von 1985 war eine Non-Blowback Gas-Airsoft mit Double Action und internem Gastank für Flongas, sie war somit die erste reine Airsoft mit Halbautomatik und stellte den ersten großen Technikschritt des noch jungen Airsoft-Hobbys dar.
Redwolf hatten sogar ein "Blast from the past" Video über die MGC Beretta M93R
Auch wenn es in manchen Artikeln heißt, diese erste Gasairsoft habe auch im Burstmodus schießen können, habe ich leider keinen "Beweis" dafür gefunden – in Redwolf's Video wird z.B. gezeigt, dass die alte Version der M93R, die sie testen, eben gerade nicht über Burstfire verfügt.
Ich-wünscht-ich-könnt-japanisch-Annekdote: Kobayashi wurde kürzlich interviewt und plauderte über zweieinhalb Stunden aus dem Nähkästchen über Airsoft, seine Anfänge und Kobayashis aktuelle Projekte – wohlgemerkt, der Mann geht stramm auf die 80 zu. Das nenne ich mal Leidenschaft für den Job
Leider gibt es bislang noch keine Übersetzung des Interviews. Viele Infos, die Tanio dort zum Besten gibt, hätten sicher noch in diesen Artikel hier einfließen und / oder so manches korrigieren können.
Die Konkurrenz schlief jedoch nicht: Noch im selben Jahr baute auch WA eine gasbetriebene Airsoft: Das Henry Arms AR7 Survival Rifle, welches WA auch schon als Modelgun anbot, war eine einfach abzuändernde Basis für den Einstieg der Firma in die Airsoft Szene.
Auch Kokusai bauten ihr M16 nun mit Gasairsoftinternals, statt des wenig erfolgversprechenden PFC / Airsoft – Hybridmodells. Über diese erste Kokusai Gas-M16 war allerdings nicht wirklich etwas herauszufinden.
Die Sache wird ernst
Nach MGCs 1985er M93R gab es im selben Jahr aber noch einen anderen Release, der Airsoftern damals mit großer Wahrscheinlichkeit Glückstränen in die Augen trieb:
JAC / Asahi debütierten mit ihrer "Battlemaster", einer Airsoft, die keinem Realsteel – Vorbild nachempfunden war, zum ersten Mal einen externen Luft- oder CO2-Tank benötigte, alles in allem also vollkommen "unauthentisch" war, und trotzdem einschlug wie eine Bombe.
Definitiv ein Meilenstein – wenn auch ein überaus hässlicher
Die Battlemaster war deshalb keiner echten Waffe nachempfunden, weil sie eigentlich nur ein "Träger" für ein System war, das beweisen sollte, dass eine zuverlässige, einfach zu nutzende Fullauto Airsoftgun möglich ist.
Es war die erste Version von JACs / Asahis eigens entwickeltem "Bullet Valve" (BV) System, das in den folgenden Jahren ganz neue Möglichkeiten für Airsoft-Langwaffen eröffnete und nach der Einschätzung vieler Classicfans – mich eingeschlossen – maßgeblich am Siegeszug von Airsoft im Allgemeinen beteiligt war.
Mit den BV Langwaffen der Folgejahre waren plötzlich Airsoftspiele möglich, die vorher undenkbar oder einfach nur zu langweilig gewesen wären.
Das komplette BV System wurde aus Messing gefertigt, es bestand aus nicht viel mehr als ein paar Röhren und Dichtringen. Es war robust, simpel, zuverlässig und auch nach mehreren 100.000 Schuss nicht totzukriegen – quasi der V8 unter den Airsoftsystemen
Durch den externen Tank mit Regulator ließ sich sowohl die Schussstärke als auch die Feuerrate einstellen – bauartbedingt zwar nur in Abhängigkeit voneinander (je stärker, desto höher die Feuerrate), aber man kann sich wohl vorstellen, welch riesigen Schritt das 1986 darstellte, vor allem im Vergleich zu den bis dato erschienenen Airsofts erhöhte sich die Spielbarkeit und der Spassfaktor schlagartig um gefühlte 5000%
Es gab zwei unterschiedliche Bauarten des BV Systems:
Beim springfed System, also dem "federbetriebenen" (hauptsächlich von JAC verbaut) wurden Magazine mit BB-Schacht und Feder verwendet, wie man sie auch heutzutage kennt, der Schacht war aber "geschlossen" und dichtete mit einem O-Ring am eigentlichen BV System ab, das im Receiver der Airsoft saß. Das System war geschlossen, die Feder im BB-Schacht für das Feeding zustänig.
Beim airfed System, also dem "luftbetriebenen" (hauptsächlich von Asahi verbaut) ist das System ebenfalls geschlossen, aber die Druckluft / das CO2 wird durch das Magazin geleitet und führt die BBs mit sich, das Magazin ist fester Bestandteil der Luftführung.
Obwohl das airfed BV System bauartbedingt einen Dichtring mehr benötigte, als das springfed System – nämlich grundsätzlich zwei an der Oberseite des Magazins, einen am Eingang, einen am Ausgang, um das System luftdicht zu bekommen – war das airfed System das deutlich erfolgreichere, es erzielte aufgrund der direkten Abhängigkeit der Feuerrate und der BB-Nachschiebe-Geschwindigkeit schlichtweg bessere Schussleistungen.
Auch in diesem Video wird der Unterschied zwischen spring- und airfed BV Systemen anhand einer JAC XM177E2 und einer Asahi M16A1 gezeigt, zudem sieht man hier schön die qualitativ hochwertigen Messing-Internals bei beiden Systemen:
Dieses System wurde vor allem von Asahi perfektioniert, es ist auch eher die Asahi – Seite der Kooperation, die heute in der Classic-Szene dafür am meisten "gefeiert" wird. Asahi baute ausschließlich Langwaffen und davon geschätzte 95% mit BV-System, JAC handhabte es zunächst ähnlich, brachte in den 90ern aber auch Kurzwaffen auf den Markt.
Die beiden stürmten in den Jahren 1985 bis 1988 regelrecht den Markt, alleine in diesen 3 Jahren bauten sie nach der Battlemaster eine regelrechte Flut an Modellen:
L2A3 Sterling, M3A1 Grease Gun, Bushmaster Bullpup .223, AR18 (die beiden letzteren Modelle gibt es bis heute ausschließlich von JAC / Asahi), Ingram MAC10, FN FNC, FAL L1A1, natürlich ein M16 und faszinierenderweise schon den ersten "großen Brocken" der Airsoftwelt: ein M60E1 (das war wohlgemerkt 1986!).
Das folgende Bild zeigt eine M60E1 Super Deluxe von 1992, es gab hier aber zumindest optisch keinen großen Unterschied zwischen der '86er und dieser '92er (in der Bauqualität allerdings schon).
Abzugsmechanismen und andere technische Lösungen waren schnell gefunden, um bei den Sturmgewehren zwischen Semi- und Fullauto, ja sogar 3-Round-Burst (z.B. bei der Asahi FN FNC) anbieten zu können.
Für diese kurze Zeit und die noch so jungen Firmen extrem beeindruckend!
Da ich weiß, wie gerne man Bilder sieht: Bilder all dieser Airsofts folgen noch später in der Classic-Gallerie
Die hohe Bauqualität der Innereien des BV Systems gab vermutlich den Anstoß, sich auch mal mit den bis dato eher mäßigen Äußerlichkeiten der Airsofts zu beschäftigen: die Bauqualität, vor allem bei den Langwaffen stieg in der zweiten Hälfte der 80er rapide an.
JAC / Asahi setzten in ihrer relativ kurzen Geschichte Maßstäbe, es kamen aber nach und nach so ziemlich alle Airsofthersteller aus der 80er-Jahre-Billigplastikphase heraus.
Das BV System hatte immensen Erfolg, der dazu führte, dass in den folgenden Jahren bis ca. Mitte der 90er auch viele andere Hersteller aufsprangen – das war damals schon wie heute: Setzt sich etwas durch, baut es jeder
Mehr dazu gleich.
Es muss hier meiner Meinung nach nochmal genauer dargelegt werden, was das BV System in einer so frühen Phase der Airsoft-Historie für ein Quantensprung war, da das aus heutiger und hiesiger Sicht vielleicht tatsächlich schwer nachzuvollziehen ist:
Es gab in der zweiten Hälfte der 80er absolut nichts Vergleichbares, was in Sachen Leistung, Zuverlässigkeit und vielseitiger Verwendbarkeit in allen möglichen Modellen hätte mithalten können. AEGs und leistungsfähige GBBs waren noch mehrere Jahre entfernt, damalige NBBs und Springs waren sowieso weit abgeschlagen hinter dem BV System.
Die Spielbarkeit stieg zwar exorbitant an, das System hatte bei allen Vorteilen aber neben der offensichtlichen Schlauch-Problematik einen recht großen Nachteil: Es verfügte über kein Hop-Up, nicht mal über etwas ähnliches.
Das sollte sich erst ca. 1990 ändern, mehr dazu aber natürlich erst später, wir sind ja erst in der zweiten Hälfte der 80er
Ebenso wurde es innerhalb kürzester Zeit "ernst", was die Energieversorgung betrifft.
Setzte man zunächst auch bei extren betriebenen Airsofts auf Gasflaschen / Gasdosen, die über sogenannte "Greengas Rigs" oder "Flongas Rigs" die Waffe versorgten...
(bei diesem ausgefalleneren Exemplar mussten noch 3 weitere, leere Gasflaschen angeschraubt werden, die als Expansionskammern dienten – das sollte cooldown verhindern)
...folgten bald auch in der Airsoftwelt CO2 und HPA Rigs, wie sie auch beim Paintball verwendet wurden.
Um auch gashungrige Airsofts ausreichend lange mit genug Power versorgen zu können, gipfelte das Ganze in den frühen 90ern in Asahis "Super Tank", einem richtig fetten 3kg Tank, der sicher wahnsinnig angenehm über die Spielfelder zu schleppen war
Die 3 vor Marui
Es ist wohl kein Geheimnis und kann hier getrost vorweg gegriffen werden, dass a) Tokyo Marui die AEG erfand und b) diese in Form einer FAMAS im Jahre 1991 auf den Markt brachten und damit die Airsoftwelt revolutionierten.
Deutlich weniger weit verbreitet dürfte die Erkenntnis sein, dass sie keineswegs die ersten waren, die Elektrizität in einer Airsoft verwendeten, sie waren nur die ersten, die ausschließlich auf diese Energiequelle
Der Titel "Zum ersten Mal Strom in einer Airsoft" geht an, wer hätte das gedacht: Western Arms!
Sie brachten bereits 1986 (!), also im gleichen Jahr wie JAC/Asahi ihre Battlemaster eine Airsoft auf den Markt, die einen mit Akku versorgten Elektromotor für das Nachladen und einen Gastank für die BB-Beschleunigung verwendete und damit ebenfalls Fullauto bieten konnte: Die WA Jatimatic.
(Die auch beim ersten Einstellen dieses Artikels schon seltsame Seite "Homepage2Nifty" gibt's nicht mehr, Bild verlinkt aus einem ebenfalls seltsamen Waffenforum - Bild zeigt aber definitiv die Airsoft, nicht die scharfe Jatimatic, sieht man am Magazinschlitz mit der Feder )
Es war der Nachbau einer kaum bekannten Maschinenpistole, die im 1986er Actionfilm "Cobra" exzessiv von Hauptdarsteller Stallone eingesetzt wurde. Zudem stellte die Jatimatic einen der frühen Versuche dar, den Rückstoß in einer Maschinenpistole zu reduzieren, sie verfügte über einen schräg nach oben verlaufenden Verschluß – daher auch die doch recht seltsam anmutende Form dieser MP.
Rückstoß war bei der WA Jatimatic aber natürlich kein Thema, sie war wie so viele Airsofts zu dieser Zeit noch SEHR weit weg von ihrem Vorbild. Es handelte sich bei WA's Modell um 2 Plastikhälften, zwischen denen die Technik saß, diese hatte es aber aus heutiger Sicht für die damalige Zeit in sich:
Im Griff saß ein Gastank, der prinzipiell erstmal standardmäßig für das Abfeuern einer BB zuständig war.
Zusätzlich versorgte ein Akku einen Elektromotor, der über eine Gearbox (das nenne ich jetzt einfach mal so) das Gasventil betätigen und über ein sich bewegendes Nozzle immer die nächste BB laden konnte – somit also ein echter Hybrid, was die Kraftquellen betrifft.
Das Ganze ist schön bebildert in diesem Thread bei Arms-Cool – die Jatimatic hatte sogar schon Metallzahnräder!
(Außerdem gab es das auch bei "Cobra" verwendete, überaus seltsame Scope zu dieser sowieso schon seltsamen Waffe als Zubehörteil, das hat was!).
Auch dieses Video gibt noch einen schönen Eindruck dieser WA:
Mit der ansonsten eher mäßigen Plastikkonstruktion ließ sich allerdings kein Blumentopf gewinnen. Was die Schussleistung und Zuverlässigkeit betrifft, kann ich nur spekulieren:
Das System setzte sich quasi überhaupt nicht durch, daher liegt die Vermutung nahe, dass es nicht wirklich gut funktionierte.
Was hier neben der kleinen Sensation, dass schon 1986 Strom durch eine Airsoft floß noch erwähnenswert ist: Bei WA's Jatimatic handelt es sich bis heute – 30 Jahre später – um die einzige Airsoft-Jatimatic überhaupt
2 Jahre nach der Jatimatic versuchte sich der wenig bekannte Hersteller Yonezawa an einem sehr ähnlichen Hybridaufbau in ihrer Walther MPL, allerdings mit noch billigeren Materialien und Internals.
Wer sich für diese Hybrid-Exoten interessiert, kann sich in meinem Review über die Yonezawa MPL noch etwas weiter informieren.
Es war wenig überraschend, dass 1988 auch diesem Hybriden kein Erfolg vergönnt war.
Dennoch hielt das MGC nicht davon ab, selbst nochmal mit Elektro und Gas in einer Airsoft zu experimentieren.
MGC wäre aber natürlich nicht MGC, wenn sie einfach nur WA und Yonezawa kopieren würden, sie dachten sich ein neues, eigenständiges System aus, das sie 1989 in ihrer MP5K und MP5PDW verbauten.
Das Gas saß hier wie auch bei modernen GBB-Waffen im Magazin, die Batterien im Gasgestänge über dem Lauf.
Das Faszinierende an der MGC MP5: Es handelt sich hier um die erste EBB, MGC hat es tatsächlich schon 1989 hinbekommen, dass sich durch den elektrisch betriebenen Mechanismus die Fake-Platte im Auswurffenster zumindest ein bisschen bewegt:
Es waren leider keine Informationen oder gar Bilder über die Internals der MGC MP5 zu finden, sie wirkt äußerlich und im Video definitiv nochmal ein gutes Stück wertiger als die Hybriden von WA und vor allem Yonezawa.
Dennoch blieb sie die einzige Elektro-Airsoft von MGC, weshalb auch hier wohl angenommen werden muss, dass sie keine guten Verkaufszahlen erzielte.
Das waren sie also, die 3 Pioniere von WA, Yonezawa und MGC, die mehrere Jahre vor Marui eine neue Antriebsart im Airsoft etablieren wollten und kläglich scheiterten.
Wirklich restlos sinnlose Annekdote als Oldtimer-Fan: Marui ist hier ein bisschen wie Mercedes, die 1996 mit ihrem SLK mit versenkbarem Hardtop großen Erfolg feierten, woraufhin sich diese Technik weiter verbreitete und bis heute sehr beliebt ist – wobei nicht Mercedes der Erfinder dieser Cabrios ist, sondern Peugeot, die mit ihrem 402 bereits 1937 (!!!) ein versenkbares Hardtop hatten und auch Ford baute 1959 schon ein "Retractable Hardtop" in ihren Fairlane Skyliner. Der Erfolg ist halt leider nicht immer dem eigentlichen Erfinder vergönnt
Entfernen wir uns aber lieber wieder etwas von Themen, die gar nix mit Airsoft zu tun haben und von Airsofts, die zwar Pionierarbeit geleistet, aber wenig Einfluss auf die Szene hatten...
Anders als heutzutage so mancher denkt, waren nur die wenigsten Classic Airsoft-Langwaffen Gasblowback-Waffen.
Das BV System, das aller Wahrscheinlichkeit nach das am weitesten verbreitete auf den japanischen Airsoftspielfeldern dieser Zeit war, hatte zwar einen Lauf, der sich bei jedem Schuss bewegte und an den viele Airsofter auch gerne "Recoil-Weights" anbrachten, um den Bewegungsablauf deutlicher spüren zu können, richtiger "Blowback" war dies aber nicht.
Wer fing also mit Blowback – Waffen an?
“The airsoft gun is not about power. It should be about enjoyment.” – Tanio Kobayashi, 2003
...und kaum einer hatte dabei so viel enjoyment wie Bulldoxx - RiP
Dieser Beitrag wurde bereits 7 mal editiert, zuletzt von »Pydracor« (2. Dezember 2018, 08:40)
Kommen wir zur vorher angekündigten ersten großen Innovation von Tokyo Marui:
Der erste Schlitten auf einer Airsoft-Pistole, der beim Schuss zumindest ein größeres Zucken vollführte, saß auf einer Smith & Wesson M59, gebaut von Tokyo Marui im Jahre 1986.
(Bild verlinkt aus Wilson's M59 Thread bei Wargame Yau)
Im Griff saß ein für Marui damals typischer, entnehmbarer Zylindertank aus Metall, in den das Gas gefüllt wurde, das Magazin war ein Röhrchen, das horizontal von hinten in den Schlitten (!) geführt wurde – alles gut zu sehen auf der Seite der OVP
(Bild verlinkt aus Wilson's M59 Thread bei Wargame Yau)
Auch wenn diese Pistole mit aktuellen GBBs oder gar dem realen Vorbild so gut wie gar nichts gemein hatte, von sehr mäßiger Qualität war, einen dementsprechenden Ruf innehatte, und die Mechanik das Wort "Blowback" anscheinend kaum verdiente: Dies war die erste Airsoft, die den Gasdruck von Flongas dazu verwendete, den Schlitten zu bewegen.
Komplett japanisches Video, aber die Bilder sprechen für sich und den Blowback kann man auch sehr schön sehen:
Die M59 ist zudem ein frühes Zeugnis davon, dass Marui schon immer bestrebt war, innovative Neuerungen in ihre Produkte einzubringen; eine Eigenschaft, die diese Firma bis heute von den meisten anderen abhebt.
Das eher bescheidene System der Marui M59 und die Tatsache, dass der Schlitten nicht komplett zurückschlug, sondern nur etwa den halben Weg, schien für die anderen Hersteller ein regelrechter Ansporn zu sein, es besser zu machen – der Kampf um das beste GBB-System war eröffnet, in den ersten Jahren aber eher... ereignislos.
Es hatte offensichtlich vorher noch keiner an Flongas-betriebene, repetierende Schlitten gedacht.
So dauerte es tatsächlich noch mehrere Jahre, bis die Konkurrenz ebenfalls GBBs auf den Markt brachte.
Marui schien wiederum selbst nicht so recht von diesem System überzeugt zu sein, denn bis zum Ende der 80er brachten sie neben der M59 GBB nur noch 1987 eine Browning Hi-Power GBB mit dem gleichen System wie die M59 auf den Markt, dann stellten sie es ein.
Full-Auto-Shell-Ejector-Annekdote:
Marui hatte zwei Springer-Maschinenpistolen im Repertoire (MPL und MP5A3) und dachte sich 1988 ein sehr spassiges System aus: Sie verbauten ein Gassystem in jeder dieser beiden Maschinenpistolen, das dafür zuständig war, die BB zu beschleunigen und gleichzeitig einen kleinen Hebel im dauerhaft offenen Hülsenauswurffenster vor und zurück zu werfen.
Das System kam einer GBB nicht einmal nahe, war aber in der Lage, im hinteren Bereich des Magazins befindliche Plastikhülsen im 9mm Stil in sehr schneller Abfolge aus dem Patronenauswurffenster zu "schnicken".
Die Schussstärke war absolut vernachlässigbar, die Präzision furchtbar, die Bauart katastrophal spielzeugmäßig, das Plastik knarzig – und trotzdem ist dies eine der spassigsten Kuriositäten, die der Airsoftmarkt hervorgebracht hat
Hier ein Video der MP5A3 in “Action” (fälschlicherweise mit MP5A2 betitelt), Marui bot damals einen Adapter für externen Betrieb an, der den Tank im Griff ersetzte – externe Tanks waren zu der Zeit schließlich sehr, öh, en vogue
Der schnellste Konkurrent in Sachen GBB war wahrscheinlich FTC, sie brachten 1988 eine Bren Ten GBB auf den Markt, hierüber war aber leider weiter nichts herauszufinden.
Marushin setzte mit einigen Airsofts im selben Jahr auf gasbetriebene Shellejector – anders als Marui aber tatsächlich als vollwertige Gasblowbacks, die in der Lage waren, Hülsen in die "Patronenkammer" zu laden, die in der Hülse befindliche BB abzufeuern und die Hülse halb- oder gar vollautomatisch auszuwerfen.
So kam 1988 Marushins erstes M1 Carbine auf den Markt, das auch gleichzeitig die erste "richtige" GBB Langwaffe war.
Es wartete gleich mit 2 Gastanks auf: Einer für den Schuss, einer für den Blowback.
Im Magazin war Platz für 8 Plastikhülsen, in denen je eine BB auf den Abschuss wartete, später brachten Dritthersteller auch noch Aluminiumhülsen raus.
Das System funktionierte wie das Vorbild halbautomatisch, wenn man den vorderen, für das Blowback zuständigen Tank ludt.
Auch die Uzi hatte 2 Gastanks verbaut, einen zum Abfeuern der BBs, einen fürs Blowback, nur lief sie eben auch noch auf Fullauto. Zudem war die Bauqualität hier besser, als beim M1 Carbine, obwohl sie im selben Jahr rauskam, wahrscheinlich, weil Marushin auf den Body ihrer Uzi Modelgun zurückgreifen konnten.
Beeindruckend (hier umgerüstet auf extrenen Betrieb):
Trotz der inzwischen verbesserten Bauqualität kamen diese Marushins nicht an die Konkurrenz von MGC, JAC und Asahi heran, zudem hatten die Shellejectors natürlich schon damals das gleiche Problem, wie heute: Zum Spielen waren sie ungeeignet.
Aufgrund des mäßigen Erfolgs dieser Marushin Airsofts, sind sie heute sehr selten und gesucht.
GBBs waren in der zweiten Hälfte der 80er Jahre somit nur vereinzelt anzutreffen, der Großteil der Hersteller konzentrierte sich im Kurzwaffensektor auf NBB, im Langwaffensektor regierte das BV-System mit eiserner Hand.
Bewegte Jahre: Der GBB-Thron, Modelguns in Filmen und eine schmerzhafte Scheidung
Die ersten zumindest etwas ernsthafteren Gasblowback Pistolen kamen schließlich erst 1990 auf den Markt, also satte 4 Jahre nach Marui's S&W M59:
Tanaka's Beretta M1934 und Colt Government waren dann natürlich auch schon von deutlich höherer Qualität und verfügten über stärkeren, spürbareren Blowback.
1991 folgten weitere GBB Modelle von Tanaka, unter anderem bereits eine Luger P08 GBB.
Marushin hielt weiter an der Shellejector-GBB-Taktik fest und brachte von 1990 bis 92 ebenfalls einen Colt Government, eine Beretta M9 und eine CZ75 auf den Markt (diese CZ75 war übrigens der direkte Vorgänger der heutigen Marushin/ASG CZ75 Shellejector-GBBs).
Der erste Quantensprung in Sachen GBBs war aber, wie hätte es anders sein können, Tanio Kobayashi und MGC vorbehalten: 1991 erblickte ihre Glock 17 GBB das Licht der Welt und zeigte den Airsoftfans bis dato nicht dagewesenes Blowback, Schussstärke und Bauqualität.
(MGC Glock17 hier in der seltenen Seidler-Version mit Kompensator)
Video der MGC Glock17:
MGC hatte die Glock 17 als Modell gewählt, weil es sie zum einen noch nicht als Airsoft gab und man zum anderen den technologischen Fortschritt, für den das Realsteel-Vorbild stand, auch in die Airsoftwelt übertragen wollte.
Ich vermute, dass die sogar in Deutschland recht bekannte (ca. im Jahr 2000 in Deutschland bei Kettner erhältlich gewesen) Omega Glock17 GBB eine Kopie dieser MGC Glock17 war, nur eben schon Mitte der 90er mit dem entscheidenden Vorteil einer Airsoft-Pistole “Made in Taiwan”: Authentischer Metallschlitten.
Die MGC Glock von 1991 war noch immer nicht ganz auf dem Niveau der GBBs, wie man sie heute kennt (das System erlaubte z.B. kein "offenes" Patronenauswurffenster beim Zurückziehen des Schlittens, zudem kam das Zurückschlagen des Schlittens kurz vor dem eigentlichen Schuss), aber die Airsofter hatten nun endlich eine verwendbare und zuverlässige GBB Pistole.
Sie dankten es MGC mit entsprechenden Verkaufszahlen, MGC wiederum verbaute das erfolgreiche System in einer Vielzahl von Folgemodellen: Glock 18, 19, 22, Beretta M92F, Colt Government und eine der bis heute gesuchtesten Classic GBBs: Die - für diese Zeit - geradezu unfassbar hochwertige und nach wie vor einzige Heckler & Koch P7M13 GBB.
MGC war in diesen Jahren eine geradezu gigantische Firma, je nach Quelle bis zu doppelt so groß wie Marui heutzutage.
Neben der Erfolgsserie ihrer Gasblowback-Pistolen, stellten sie auch seit Ende den frühen 80er Jahren Modelguns für japanische Actionfilme her und belieferten über den amerikanischen Importeur RMI / Collector's Armory (siehe Teil 1 der "Airsoft-Geschichtsstunde) sogar in großem Stil US Produktionen – genau genommen in derart großem Stil, dass ich darauf wetten würde, dass so ziemlich jeder hier im Forum schonmal eine MGC M16 in Film und Fernsehen gesehen hat ohne es zu wissen
Die MGC M16 aus den späten 70ern war eine hochwertige, authentisch aussehende Replik und sie war über Collector's Armory in den USA leicht erhältlich, leichter als z.B. "Rubber Ducks", die Trainingswaffen der US Army.
Da die Modelguns zudem auch durchaus robust genug für Stunts waren, wurden Film- und TV-Produzenten schnell darauf aufmerksam.
Meist wurden sie im Hintergrund verwendet (im Vordergrund dann natürlich richtige Blankfire Schusswaffen), wer drauf achtet, erkennt vielleicht gelegentlich den Unterschied zum echten M16: die MGC hat eine kleinere und gerade "Ausbeulung" beim Forward Assist Knob und statt desselben eine Innensechskant-Schraube, die an dieser Stelle Upper und Lower Receiver zusammenhält:
Die Liste der Produktionen, in denen MGC M16 Modelguns verwendet wurden, ist beeindruckend:
Apocalypse Now, First Blood / Rambo I und II, Ghostbusters, James Bond Moonraker / The Spy who loved me / Octopussy, Commando, Predator, Full Metal Jacket, Lethal Weapon, Hamburger Hill, A-Team (die Serie natürlich ), Tour of Duty (lief hier unter dem geistreichen Titel "Nam – Dienst in Vietnam"), Law and Order, Criminal Minds und noch einige andere (selbst "neuere" Filme wie der 2003er Hulk).
Mit dem Erfolg im GBB-Geschäft, ihren hochwertigen Modelguns, die sowohl im Inland beliebt waren, als auch in Film und Fernsehen Verwendung fanden, sowie einem fast schon hauseigenen Importeur in den USA erscheint MGC's Absturz umso verwunderlicher.
Glaubt man Tanio Kobayashi's Rekapitulation dieser Zeit, verlor der Präsident von MGC mehr und mehr das Interesse am Waffenreplikenmarkt, sodass sich Tanio aus der Firma verabschiedete, bevor der Präsident sie "gegen die Wand" fuhr.
Hier muss man eventuell noch darauf hinweisen, dass der Präsident einer Firma in Japan einen deutlich höheren Stellenwert hat, als in westlichen Firmen mit Vorständen und ähnlichem – fällt der Präsident einer japanischen Firma aus oder trifft er falsche Entscheidungen, geht eben die gesamte Firma mit unter.
In den frühen 90ern verließ Kobayashi somit MGC, eine schmerzhafte Scheidung nach über 30 Jahren:
(Tanio Kobayashi's Abschiedsparty bei MGC, Bild verlinkt aus dem MP40 Modelguns Forum).
MGC produzierte natürlich auch noch weiterhin und brachte auch in den folgenden Jahren bis 1994 Modelguns und neue GBBs auf den Markt – doch 1994 war Schluß.
Mitten in Japans schlimmer Wirtschaftskrise – auch hierzu später noch deutlich mehr – ging MGC bankrott und schloß die Pforten.
Tanio, jetzt als Freelancer unterwegs, begann zum einen damit, Airsoftwaffen in eigener Regie auf den Markt zu bringen - so z.B. die inzwischen recht bekannte Tanio Koba VP70...
...zum anderen entwarf er für andere Hersteller Airsoftwaffen. So designte er 1992 eine GBB für einen Hersteller, der bis zu diesem Zeitpunkt eigentlich nur Langwaffen und Maschinenpistolen gebaut hatte, nämlich JAC.
Die JAC Browning Hi-Power überraschte die Szene mit einer nahtlosen Gussform und der Imitation einer puderbeschichteten Oberfläche, sie übertraf damit sogar MGCs Pistolen in Sachen Bauqualität und zeigte, wie ehrgeizig JAC in den frühen 90ern war. Das System entsprach fast 1 zu 1 dem der MGC Glock 17.
Die JAC Hi-Power verkaufte sich gut, dies war jedoch kein Vergleich zum Erfolg, den MGC mit ihrer vielfältigen GBB-Produktlinie zu dieser Zeit noch hatte. Trotzdem stieß ein ganz anderer Hersteller MGC 1993 vom Thron: Western Arms brachten 1993 ihre Beretta M92 auf den Markt, in der sie zum ersten Mal ihr Magna Blowback System einsetzten.
Der Aufbau der WA Beretta war nochmal ein gutes Stück näher am realen Vorbild als die GBBs aus dem Hause MGC und entspach ziemlich genau dem, was man heute als GBB kennt.
Das Zerlegen läuft fast exakt wie bei einer echten Pistole und das "Hülsenauswurffenster" ist vollständig offen, wenn sich der Schlitten in der hinteren Position befindet.
Das alles gepaart mit sehr großer Zuverlässigkeit und der hohen Bauqualität, für die Western Arms bekanntermaßen schon Berühmtheit erlangt hat, sorgten für einen gewaltigen Erfolg.
Western Arms begannen ab diesem Zeitpunkt, sich voll und ganz auf den GBB Markt zu konzentrieren.
Das System war so ausgereift, dass es WA's Beginn als Premium-GBB Hersteller begründete und die Firma durch die Wirtschaftskrise der 90er trug.
Es war außerdem so gut, dass noch ein weiterer High-End Hersteller aufsprang: Tanaka baute mehrere Jahre lang GBBs mit dem Magna-Blowback System in Lizenz, z.B. eine Sig P226:
(Foto einer Tanaka P226 von 1995)
Möglicherweise war die Schmach, dass WA dem eigentlichen Platzhirsch MGC in Sachen GBBs den Rang ablief einer der letzten Sargnägel in MGCs bereits begonnener Firmenaufgabe.
“The airsoft gun is not about power. It should be about enjoyment.” – Tanio Kobayashi, 2003
...und kaum einer hatte dabei so viel enjoyment wie Bulldoxx - RiP
Dieser Beitrag wurde bereits 7 mal editiert, zuletzt von »Pydracor« (2. Dezember 2018, 08:55)
Airsoftmatches auf hohem Niveau voller vielfältiger Airsoftmodelle
Werfen wir aber zunächst mal einen Blick auf die allgemeine Airsoftszene dieser Zeit.
Die Elektro-Hybrid-Airsofts wurden also links liegen gelassen, die GBBs waren bis einige Jahre in die 90er hinein noch nicht ausgereift, dafür wurde es im Bereich der NBB und vor allem BV-Airsofts ganz schön bunt - nicht bezogen auf die Farben, sondern auf die Modellvielfalt
Diese stieg vor allem durch die deutlich ansteigende Verwendung des BV Systems in der Ära von Mitte der 80er bis Mitte der 90er, also in der Blütezeit dessen, was man heute als "Classic Airsoft" bezeichnet, rapide an.
Wie oben schonmal erwähnt, sprangen gleich mehrere Hersteller auf den BV-Zug auf, dem BV System baugleiche oder darauf basierende Systeme wurden von MGC, FTC, Kokusai, Maruzen, MMC, Sun Project und ToyTec in ihren Airsoftmodellen verbaut.
Zu den vielen Vorzügen des Systems kam der Umstand, dass man es mit ziemlich geringen Abmessungen bauen konnte, sodass es ohne Weiteres auch in kleinen Maschinenpistolen verwendet werden konnte, auch "außergewöhnlichere" Vorbild-Formen ließen sich ohne weiteres mit BV Internals bestücken. Auch wenn bereits damals das vorherrschende Modell die AR15 in allen erdenklichen Varianten war, nutzten die Hersteller den Größenvorteil des BV-Systems in ordentlicher Vielfalt aus.
Erwähnenswert ist noch, dass sich nach einigen Jahren JAC und Asahi entschieden, jeweils auch eigenständige Projekte zu verfolgen. Man zerstritt sich nicht, die Kooperation bestand weiter, doch ab Ende der 80er gab es eben zusätzlich auch noch Airsofts von nur JAC und nur Asahi.
Hierbei verdeutlichte sich noch, dass Asahi strikt den "air-fed" Weg ging, während JAC beim "spring-fed" blieb. Beide wandten sich kurz vor Mitte der 90er und dem Classic-SuperGAU aber auch komplett anderen Systemen zu.
Des Weiteren entwickelte sich Asahi schließlich mehr und mehr zum damaligen Premium-Hersteller, sie waren nach heutigen Standards zum Ende hin wohl irgendwo zwischen Marui (Kreativität in Sachen System) und Inokatsu (Bauqualität) anzusiedeln.
JAC blieb eher im oberen Mittelfeld mit einigen Ausbrüchen ins Premium-Segment, sie bedienten aber zu großen Teilen die breite Masse.
Eine ähnliche Rolle kam MGC zu, die jedoch nach wie vor auch ihre Modelgunsparte verfolgten und sich nicht zu 100% dem Airsoftmarkt widmeten.
Hersteller wie FTC und Maruzen schafften nie den Sprung zu den richtig Großen (eventuell wollten sie das auch gar nicht), sie hatten dennoch passablen Erfolg. In noch weiter absteigender Firmen- und Erfolgsgröße gab es schließlich noch Kokusai, ToyTec, Yonezawa / KHC, Sun Project, MMC, Fujimi, Pointo und noch einige, die teilweise nur ein oder zwei Airsoftmodelle überhaupt rausbrachten.
Interessanterweise bekleideten WA, Marushin und Tanaka schon damals mehr oder weniger die gleiche Rolle in der Airsoftszene wie heute: WA experimentierte zunächst ein wenig herum, beschränkte sich dann aber vollständig auf High-End GBB Pistolen, Marushin baute damals schon unbeirrt einen qualitativ mittelmäßig bis leicht gehobenen Mix aus NBBs, GBBs und ignoriert(e) damals wie heute die Spielerschaft rigoros mit sich immer wieder ins Programm einschleichenden Shellejctors, Tanaka konzentriert sich schon immer auf hochwertige Gas-NBB Repetierer (Karabiner und Schrotflinten) und Revolver, sowie auf einige wenige sehr gute GBB Modelle.
Alle drei sprangen nicht auf den BV-Zug auf und das, obwohl es zu dieser Zeit das definitiv am weitesten verbreitete System auf den Spielfeldern war.
Die Leistungsfähigkeit der Airsofts ab Anfang der 90er war bereits mit der heutigen vergleichbar, man kann hier eigentlich sagen, dass sich Reichweite, Präzision und Feuerrate (außerhalb Deutschlands...) seit dieser Zeit bis heute nicht wesentlich verbessert haben.
Heutzutage ist es bekanntermaßen Standard, dass für eine breite Masse von Airsoftwaffen Zubehör- und Tuningteile von Drittherstellern angeboten werden, und dass manch Nischenhersteller sogar ganze Airsofts produziert, die Teile bereits existierender Modelle verwenden (z.B. Hephaestus).
Tatsächlich gab es das sogar damals schon.
Tuninghersteller boten interne Teile für BV Guns wie Recoil-Weights, größere Airchambers, Subchambers und Stahlteile an, kleine Airsoftschmieden wie "Sheriff" und "ANGS" boten komplette Waffen an, die entweder von ihnen High-End getunt worden waren oder die in Eigenproduktion mit Fremdteilen gebaut wurden.
(Bild verwendet mit Erlaubnis des Urhebers)
Hier als Beispiel ein ANGS M16A2 Carbine – eine Asahi Airsoft, die offiziell von ANGS extrem hochgezüchtet angeboten wurde und für einen exorbitant hohen Verkaufspreis über den Ladentisch ging.
ANGS verbaute hier einen sogenannten S(pin)C(ontrol)S(ystem)-Barrel, der eine frühe Form des Hopups darstellte und bereits in den frühen 90ern über einen Gummi, der von oben auf die BB einwirkte Backspin erzeugte.
Noch effektiver waren bei den BV Guns aber die sogenannten LRBs – die Long Range Barrels.
Da die BB beim BV-System bauartbedingt als allererstes nach dem Verlassen des Magazins einen vollständigen O-Ring passieren muss, war ein normales Hopup mit oben auf die BB einwirkendem Gummi kaum möglich. Die BB wäre beim Kontakt mit dem Hopup-Gummi zwangsweise bereits in Bewegung gewesen, sodass sie ausschlagen und im Folgenden im Innenlauf anecken und hin und her dotzen würde. Wie dies genau beim SCS gelöst wurde, konnte ich leider nicht herausfinden...
Schlaue Tüftler bei Sheriff, einer kleinen Airsoftschmiede die sich auch gerne mal außergewöhnliche und extrem seltene Customguns auf Basis einiger Classic Airsoftguns auf den Markt gebracht hatten (die „bekannteste“, wenn man das denn so nennen kann, dürfte wohl die Fantasiewaffe “Highlander Magnum” sein, siehe weiter unten beim "Herstellernachruf") dachten sich darum ein System aus, das es der BB ermöglichte, durch Kontakt über die gesamte Lauflänge einen Backspin zu erhalten: Der Long Range Barrel, kurz LRB wurde 1990 geboren und sorgte als Zubehörteil für JAC und Asahi Airsofts für einen neuen Reichweitenschub - und das bei absolut spieltauglicher Schuss-Power.
Kurz darauf wurde er auch von ANGS angeboten, in den folgenden Jahren stiegen noch andere kleine Airsoft- und Machine-Shops ein (auch in den USA, hier zum Beispiel von AS4L)
Beim LRB handelt es sich um einen Messinglauf, der über eine minimal abschüssige Bohrung verfügte, die zudem leicht versetzt zur BB-Abschusskammer bzw. dem BB-Abschuss-O-Ring begann.
Welche physikalischen Faktoren beim LRB noch mitwirken, kann ich auch nicht genau sagen, simpel formuliert kann man es so beschreiben:
Die BB hat durch die leicht nach oben versetzte Bohrung zu Beginn des Abschussvorgangs sofort nach dem "Verlassen" des O-Rings Kontakt zur Oberseite des LRB und rollt über die gesamte Lauflänge an dieser Oberseite entlang.
Sie erhält so einen sehr stabilen Backspin, dies wird noch leicht beschleunigt durch die entgegengesetzte Zurück-Bewegung des Laufes.
Anders als bei AEGs, bei denen die BB einen einzigen Impuls bekommt, der sie dann durch den Lauf befördert, wird die BB beim BV System vom sich ausbreitenden Gas / der Druckluft durch den gesamten Lauf getrieben, somit entsteht auch durch das Entlangrollen kein bzw. kaum Geschwindigkeitsverlust, das Gas beschleunigt die BB immer weiter.
Da der LRB (ebenso wie der SCS Innenlauf) demnach nicht einfach nur ein "symmetrisches" Rohr war, sondern immer die gleiche Ausrichtung haben musste, um zu funktionieren, sorgte eine am Lauf fixierte Hülse, der sogenannte “Anti rotation collar” dafür, dass der LRB nicht rotieren kann, in den meisten Fällen lief dann eine im Collar fixierte Schraube in einem Schlitz im Outerbarrel mit dem Innenlauf vor und zurück.
Dies ist bei allen LRBs und SCS nötig, egal um welche Classicgun es sich handelt.
Der im Vergleich zur Visierlinie abschüssige Lauf lässt die BB dann zunächst leicht unterhalb der gedachten, geraden Schusslinie fliegen, der Backspin trägt sie nach und nach über diese gedachte Linie und schlussendlich senkt sie sich wieder.
Es entsteht eine extreme Reichweite mit fast „Flat Trajectory“ (sinngemäß: gerade Flugbahn), die speziell bei den Asahi BV-Varianten für ungläubiges Kopfschütteln sorgt: Effektiv ca. 80 - 90 m.
Gordak, einer der aktivsten User im leider nicht mehr existenten, amerikanischen "Classicairsoft.net"-Forum hat vor einiger Zeit einen seiner alten Artikel ausgegraben und wieder online gestellt, in dem er einigermaßen ausführlich über LRBs berichtet: Klick
Mit SCS und LRBs ausgestattete Airsoftguns sorgten somit schon in den frühen 90er Jahren dafür, dass Airsoftmatches ohne weiteres bereits damals auf heutigem Niveau ausgetragen werden konnten.
Auch heute noch gibt es weltweit – vor allem natürlich in Japan, den USA und den Philippinen (dort gibt es eine riesige Airsoftszene) – eine Vielzahl an Classicfans, die mit ihren über 20 Jahre alten Repliken gegen moderne AEGs und GBBRs antreten und das mit Sicherheit nicht chancenlos!
Schlauch und Tank sind Dank Systemen wie Polarstar, Wolverine und Tippmann schon seit einigen Jahren wieder schwer im Kommen, SO schlimm kann es also nicht gewesen sein
Dennoch machte sich schon damals eine Firma Gedanken, wie man den lästigen, externen Tank inklusive Schlauch loswerden könnte...
Mr. Iwasawa's Geniestreich
Das "I" aus Herrn Iwasawa's Nachnahmen verwendete er mit dem traditionell glückbringenden Wort "maru", japanisch für "rund" oder "Kreis", um den Firmennamen "Marui" zu kreieren und Maruis Firmenhistorie ist eine einzige Erfolgsgeschichte von den 60ern bis heute.
Marui war zunächst ein Spielzeughersteller, der mit Waffenrepliken gar nichts zu tun hatte. Sie bauten Wurfgleiter, Modelle japanischer Baseballspieler, Horrorspielzeug wie die krabbelnde Hand und der Walking Neck oder Modelle aus japanischen Monsterfilmen.
Modellautos und RC-Cars baut Marui bis heute und in den 70ern stiegen sie in den Modelgunmarkt ein (siehe auch "Airsoft-Geschichtsstunde" Teil 1).
Besonders empfehlenswert ist hier der Artikel bei Popular Airsoft anlässlich des 50-jährigen Firmenjubiläums Tokyo Maruis.
Schon seit den frühen 80ern war Marui, wie bereits oben beschrieben, im Airsoft-Business tätig und mehr oder weniger erfolgreich. Ihre Modelle erreichten nicht die Bauqualität der Konkurrenz von MGC oder Asahi, waren dafür aber günstig zu erstehen, was natürlich vor allem bei der jungen Kundschaft gut ankam.
Dem aufmerksamen Leser fällt hier vielleicht die Verbindung auf, die zu einer der wichtigsten Erfindungen der Airsoftszene führte:
Marui hatte zum Einen ausgiebige Erfahrungen mit Elektromotoren und Akkutechnik durch ihre RC-Car Sparte und zum Anderen ebensolche Erfahrung mit Waffenrepliken durch ihren Einstieg in die Modelgunproduktion Ende der 70er.
Die Erfindung der AEG (Automatic Electric Gun) kann da ja fast schon als einzig logische Konsequenz bezeichnet werden
Marui hatte 7 Jahre an diesem System gearbeitet, 7 Jahre, in denen die Elektroversuche der Konkurrenz aus dem Hause WA, Yonezawa und MGC kamen und (ver)gingen. Marui brachten schließlich 1991 ihre FAMAS 556 F1 auf den Markt, die erste rein elektrisch betriebene Airsoft der Welt.
Sie hatten die Herausforderung gemeistert, eine zuverlässige Mechanik zu entwickeln, mittels der sich eine Drehbewegung (Elektromotor) in eine lineare Bewegung (Piston) umsetzen ließ, und das auch noch auf so kleinem Raum, dass es in eine vorgegebene Waffenform passte.
Klar, heute erscheint das selbstverständlich, damals war es eine Revolution.
(Bild einer V2 Gearbox, verlinkt von Wikipedia)
Semi- und Vollautomatik waren auch mit dieser Technik ohne weiteres möglich, die Energiequellen waren in Form von Akkus, wie sie auch in RC-Cars verwendet wurden leicht erhältlich und weit verbreitet, Strom hatte natürlich jeder zuhause – im Gegensatz zu CO2 oder HPA in größeren Behältnissen
Marui war zudem so schlau, keinen übertriebenen Aufwand in Bezug auf die Waffe um ihre Gearbox herum zu betreiben, die FAMAS war zwar qualitativ auf höherem Niveau als Maruis 80er Jahre Eskapaden, aber noch immer weit von z.B. JACs oder Asahis der gleichen Ära entfernt – und somit deutlich günstiger zu produzieren.
Es wurde geradezu ein Steckenpferd von Marui, dass sie die gesamten 90er hindurch keine Metall-Langwaffen bauten, obwohl die japanische Gesetzgebung dies zugelassen hätte (die verbot ja nur Metall-Kurzwaffen).
Die günstigen Produktionskosten und die damit zusammenhängende Erschwinglichkeit der Airsoftwaffen aus dem Hause Marui sicherte ihnen das Überleben – mehr dazu gleich.
Um den großen Schritt zu bewerben, den diese Entwicklung darstellte, veröffentlichte Marui ein Video, das heutzutage wahrscheinlich viele Airsofter kennen: Der "Marui – Man" schaltete natürlich reihenweise die Gegner mit ihren umständlichen gasbetriebenen Airsofts aus
Ganz nebenbei hatte Marui übrigens auch noch das Aufziehsystem für High-Cap-Magazine erfunden und sogar einen Tracer (!) konnte man ab 1991 auf seine Airsoftwaffen schrauben.
Es dauerte dennoch ein bisschen, bis sich ausreichend viele Spieler an das neue System gewöhnt hatten und Marui brachte besonnen erst 1992 die nächsten AEGs auf den Markt, eine M16A1 und eine MP5A5.
Trotzdem kann man den Erfolg der AEGs durchaus als schnell bezeichnen und er wuchs in den folgenden Jahren exponentiell.
Ein Kritikpunkt der ersten AEGs war die relativ niedrige Schussstärke, hier hatten gerade extern gasbetriebene Airsofts mit ihrem verstellbaren Regulator natürlich mit Leichtigkeit die Nase vorn und die Stärke war zu dieser Zeit noch nicht durch die japanische Gesetzgebung reglementiert.
Marui hätte hier vermutlich auch leicht die Stärke ihrer AEGs erhöhen können, das war aber nicht ihr Ziel. Stattdessen führten sie mit der FAMAS 556 F1 SV 1993 das erste HopUp ein, wodurch auch bei niedrigerer Power eine gute Reichweite erzielt werden konnte.
Marui zeichnet somit innerhalb weniger Jahre für die Erfindung der AEG, des HiCaps, des Tracers und des HopUps verantwortlich – das hat definitiv Respekt verdient!
Damit verstärkte Marui noch den Gegentrend zu den immer stärker werdenden Gasguns, der bereits mit den LRBs begonnen hatte, die ihre optimale Wirkung eben gerade NICHT bei Schussstärken jenseits der 500fps entwickelten, sondern bei unter 400fps – das dürfte auch Tanio Kobayashi gefreut haben, der bereits Mitte der 80er einen solchen Trend bei den immer stärker werdenden Springern sah und 2003 in einem Interview das sehr schöne Zitat prägte:
“The airsoft gun is not about power. It should be about enjoyment.” – Tanio Kobayashi, 2003
("Bei einer Airsoft geht es nicht um Schussstärke. Es sollte um Spass gehen.")
Nun waren sie also aus dem Sack, die AEGs
Entgegen der oft zu findenden Annahme, die Erfindung der AEG habe zum Ende der Classics und der entsprechenden Hersteller geführt, bin ich allerdings wie viele andere Classic-Begeisterte (die ersten Marui AEGs sind hier explizit ebenfalls bei der Bezeichnung "Classic" mitgemeint) der festen Überzeugung, dass dies nicht der Fall war.
Bei aller Besonnenheit war Marui trotzdem nicht übertrieben langsam, was den Ausbau ihrer AEG-Modellpalette anging, aber anzunehmen, der Release von 5 verschiedenen AEG-Modellen eines einzelnen Herstellers (FAMAS, M16, MP5, AK47, G3, teilweise in verschiedenen Varianten) könne in einem Zeitraum von lediglich 2 - 3 Jahren über die Hälfte der Konkurrenzfirmen komplett ausschalteten, erscheint fast schon albern – wir reden hier von ca. 7 – 8 Firmen, darunter die 3 "Big Player" der damaligen Airsoftszene.
Zwischen 1992 und 1994 verschwanden MGC, Asahi und JAC, die zu der Zeit allesamt deutlich größer waren als Marui (besonders MGC war geradezu gigantisch groß), ebenso lösten sich FTC, Toytec, Kokusai, KTW (letzteren gelang Ende der 90er aber noch ein erfolgreiches Comeback), sowie die Mini-Hersteller MMC/KSK, Marukoshi und LS auf.
Die Airsoftszene in Japan und inzwischen auch den USA und anderenorts wäre definitiv mehr als groß genug gewesen, ausreichend Kundschaft für alle Systeme zu bieten.
Was heutzutage vermutlich zudem viele gar nicht wissen:
Genau wie nach dem Erfolg des von JAC/Asahi erfundenen BV Systems in der zweiten Hälfte der 80er Jahre, sprangen auch beim AEG-System andere Hersteller auf; hier wiederhole ich mal den Satz von oben: Setzt sich etwas durch, baut es jeder
Hier eine kleine, eventuell überraschende Übersicht der frühen 90er
WA bauten eine elektrische Beretta Auto9, JAC bauten die erste AUG AEG (sogar mit einer frühen EBB Technik), ein gänzlich unbekannter Hersteller namens "Gunze" versuchte sich an einer Socimi Type 821 AEG, Marushin kreierten eine elektrische Beretta M92, FTC hatten eine rein elektrische MP5SD3 und eine MP5K im Programm, ToyTec stellten die erste P90 AEG her.
Vermutlich war keines der Systeme so ausgereift wie Maruis, aber mit etwas mehr Zeit hätte sich mit gewisser Wahrscheinlichkeit ausreichend Konkurrenz für Marui entwickelt.
Man kann für die Jahre ca. 1990 – 1994 somit eigentlich zusammenfassend sagen: Dem Hobby Airsoft ging es in Japan sehr gut!
Es gab eine gesunde Anzahl verschiedener Hersteller, die eine beeindruckende Modellvielfalt leistungsfähiger Airsoftguns anboten, von NBB-, sowie nach und nach immer hochwertigeren GBB-Pistolen über BV Guns mit SCS und LRB hin zu einem wachsenden AEG-Markt hätten die Aussichten eigentlich kaum besser sein können.
Den Herstellern ging es natürlich ebenso gut – im Endeffekt aber anscheinend ZU gut.
Wenn man nun also der Überzeugung ist, dass die AEGs nicht für den Niedergang der Classics verantwortlich waren, was war es dann?
Meine Vermutung und die so einiger anderer: Misswirtschaft, Selbstüberschätzung und höhere Gewalt in der "Ushinawareta Jūnen".
In der was?...
“The airsoft gun is not about power. It should be about enjoyment.” – Tanio Kobayashi, 2003
...und kaum einer hatte dabei so viel enjoyment wie Bulldoxx - RiP
Dieser Beitrag wurde bereits 5 mal editiert, zuletzt von »Pydracor« (2. Dezember 2018, 20:38)
Noch vor Mitte der 90er überschlugen sich die Ereignisse regelrecht und führten zum Ende gleich mehrerer Firmen, die heute als die typischen "Classic Airsoft Hersteller" gelten.
Der Hauptgrund wird vor allem von solchen Anhängern der Classic Szene, die mindestens seit den 90ern dieses Hobby betreiben, in der Finanzkrise Japans, dem Beginn der "Ushinawareta Jūnen", der "verlorenen Dekade" gesehen.
In Japan geschah Ende der 80er Jahre etwas, das der weltweiten Finanzkrise 2009 sehr ähnelte.
Die japanische Ökonomie boomte, der Export litt aber unter dem zu starken Dollar.
Die G5 Staaten beschlossen eine Wertsenkung des Dollars und – Achtung, ab hier wird einem das Ganze beängstigend bekannt vorkommen – Japans Notenbank senkte allein ab 1986 satte 13 Mal den Leitzins, die Japaner liehen sich reihenweise günstig Geld, kauften damit Aktien und Grundstücke und bauten Häuser.
Die Firmenwerte an der Tokioter Börse explodierten, Immobilienpreise stiegen ins Unermessliche (theoretisch war das Grundstück des Tokioter Palasts mehr wert als Californien) und es entstand ein Teufelskreis: Firmen setzten die extrem wertvollen Grundstücke als Pfand ein, um neue Kredite aufzunehmen, mit denen sie Gebäude und Fabriken bauten, die keiner brauchte.
1990 stoppte die Notenbank den Boom abrupt mit der Erhöhung des Leitzinses, dies war der Anfang vom Ende.
Die faulen Kredite wurden vertuscht, um Banken und Bänker zu schützen, Japan weigerte sich lange Zeit, Banken untergehen zu lassen oder zu verstaatlichen.
Die Folgen kurz und vereinfacht zusammengefasst (das Alles ist logischerweise unfassbar viel komplexer, aber hier geht's ja um Airsoft, nicht um Finanzen ):
Die Börse crashte, die Immobilienblase platzte, der Kreditstrom versiegte, dem folgte ein allumfassender Preisverfall und der Einbruch des Konsums.
Da sich Japans Ökonomie auch nach 10 Jahren noch nicht wieder erholt hatte, wurde aus der Ushinawareta Jūnen schließlich die Ushinawareta Nijūnen, die "zwei verlorenen Dekaden", da die Spätfolgen tatsächlich sogar noch bis heute andauern.
Wer sich hierfür interessiert: Es gibt Unmengen an Artikeln und Internetseiten über die Krise in Japan, zudem gibt es mindestens ebenso viele Artikel und Internetseiten, die über die erschreckenden Parallelen zur aktuellen Weltwirtschaft philosophieren.
Wie bereits oben beschrieben hatte hier Tokio Marui den richtigen Riecher, eine revolutionär gute Idee und das Quäntchen Glück, das sie benötigten. Die Herstellung ihrer AEGs war verhältnismäßig günstig leistbar, die Gehäuse aus Kunststoff, simpel aufgebaut und leicht massenweise zu fertigen, der Preis lag auf Höhe der weitverbreiteten Standard BV-Guns – das passte gut zur gesunkenen Kaufkraft der Japaner.
Nun stellen wir uns also vor, was mit kleineren Airsoftfirmen Anfang der 90er passierte, die nicht extrem vorsichtig wirtschafteten und keine geniale Erfindung in Petto hatten.
Ebenso muss man versuchen, sich vorzustellen, was mit großen Firmen wie JAC und Asahi passiert, die gerade zu dieser Zeit entschieden, Airsoft mit ihren Premium-Produktlinien auf ein neues Level zu heben und hierfür ordentlich Geld in "Research & Development", also "Forschung & Entwicklung" stecken mussten, neue Fertigungsmaschinen brauchten und das entstandene Produkt zu einem Preis anbieten mussten, der all das wiederspiegelte – Asahi hatten 1989 mit dem MG34 vorgefühlt und setzten 1991 mit ihrer M249 das High-End Programm fort (interessantes und seltenes Foto einer Asahi Werbeanzeige für ihre Minimi: Klick). 1993 sollte der große Wurf kommen und es warteten gleich drei neue Airsofts in den Läden auf Käufer (mehr zu diesen drei Airsofts gleich) – die Preise all dieser High-End Airsofts lagen, rechnet man sie in etwa in heutige Preise um je nach Modell bei ca. 1.200€ bis 2750,00€ (!!!).
Den Kunden sind wahrscheinlich die Augen aus dem Kopf gefallen
Die Konsequenz: Maruis größte Konkurrenten brachen im Laufe der folgenden gerade mal 2 – 3 Jahre fast komplett weg und der Siegeszug der AEGs war unumgänglich.
JAC und Asahi setzten genau zur falschen Zeit auf High-End...
…und Ikarus erhob sich zu hoch...
Wer tatsächlich bis hier gelesen hat, dem wird nicht entgangen sein, dass ich ein großer Fan der Airsofts von Asahi bin – und ebenso faszinierend ist in meinen Augen ihr Abgang, denn dieser erfolgte glaubhaften Gerüchten zufolge nicht etwa stillschweigend, wie bei so ziemlich allen anderen Airsoftfirmen, sondern eher mit beeindruckendem Drama
Asahi hatte wie oben beschreiben 1993 Großes in Sachen High-End-Airsofts vor, und das, obwohl zu dieser Zeit die Blase schon geplatzt war – von "Pech" kann bei solcher Misswirtschaft nicht mehr wirklich die Rede sein.
Aber egal, beeindruckend war's trotzdem
Sie wollten drei Airsoftmodelle mit bis dato unerreichter Bauqualität und revolutionären Systemen herstellen.
Eines sollte das Nonplusultra in Sachen konstanter Schussleistung sein, eines in Sachen Feuerrate und Größe, eines in Sachen Realitätsnähe.
So bauten sie drei Airsofts, die heute in der Classic-Szene gerne abwechselnd mit “Holy Grail” betitelt werden und die selbst für viele Nicht-Classicfans ein Begriff sind:
Die Asahi WA2000, M134 Vulcan und M700 / M40.
Die WA2000 verwendete ein vor allem für die damalige Zeit geradezu unfassbar weit entwickeltes Solenoid-System: Der Abzug betätigte nur einen Micro-Schalter, der über eine akkubetriebene Platine dafür sorgte, dass ein Elektromagnet das Gasventil immer für die exakt gleiche Dauer öffnete.
Das Resultat war, dass jeder Schuss der WA2000 gleich stark war, es gab vor allem bei der Verwendung von HPA praktisch keinerlei Schwankungen. Sie war fast komplett aus dickem Aluminium und hochwertigem, schwerem Nussbaumholz gefertigt.
Es wurden wie geplant 125 STD (Standard) Modelle und 125 DX (Deluxe – mit internem Tank und Zweibein) gebaut. Die STD kostete 198.000 Yen, das entspricht in etwa einem heutigen Preis von 1.600,00€, die DX lag bei 260.000 Yen, etwa 2.100,00€.
Die M134 Vulcan – lustigerweise auf der Plakette an der Waffe mit “Valcan” betitelt – sollte die Feuerrate im Airsoftbereich auf ein neues Level heben und dem Vorbild in nichts nachstehen.
Sie verwendete einen Akkupack für das Drehen der Läufe und einen speziell für sie gebauten, besonders großen externen Tank zum Abfeuern der Bbs.
Die Feuerrate lag bei originalgetreuen 80 Schuss pro Sekunde (!!!), die Bauqualität war wie bei den anderen Modellen 1993 auch unfassbar hoch.
Über die gefertigte Stückzahl war nichts herauszufinden, sie dürfte vermutlich auch auf 250 Stück limitiert gewesen sein, die M134 kostete satte 350.000,00 Yen, umgerechnet etwa 2.750,00€.
Die M700 / M40 war meines Wissens nach die erste Shellejector Airsoft der Welt, bei der das Gas bzw. die Druckluft in den Hülsen saß und nicht in einem Tank in der Waffe selbst oder dem Magazin.
Man schraubte immer jeweils eine Hülse auf eine Handpumpe und setzte den Tank der Hülse mittels Pumpbewegungen unter Druck. Vorne wurde die BB in die Hülse gesetzt, dann ludt man das Gewehr wie sein echtes Vorbild: 5 Patronen ins interne Magazin, mit jeder manuellen Repetierbewegung des Verschlusses wurde eine neue Patrone geladen.
Auch hier wieder: Extrem hohe Bauqualität in Vollmetall (sogar ein Stahlverschluss!), hochwertigem Holzschaft, einer spitzenmäßigen Handpumpe (meine ist heute noch in einwandfreiem Zustand) und hier auch noch einem genialen Shell-System: Die Shells von 1993 sind auf breiter Front auch heute noch dicht, die als Zubehör erhältlichen Asahi "Hard-Air" Shells liefern zwischen 500 und 600 fps!
Es wurden wie geplant 125 Exemplare der M700 mit Kunststoff-Schaft gebaut, die bei 158.000,00 Yen / ca. 1.250,00€ lag, sowie 125 Exemplare der M40A1 mit Holzschaft, für die 178.000,00 Yen / ca. 1.450,00€ fällig waren.
Nicht geplant war dann jedoch, was mit der M700 / M40 geschah. Heute existieren viele verschiedene, teils unglaubwürdige, teils gänzlich hanebüchene Gerüchte dazu, sucht euch einfach eins aus
- Durch Verwendung extrem leistungsfähiger Shells, extrem leistungsfähiger Auslösefeder und extrem viel Muskelkraft schaffte die M40 angeblich Schussleistungen jenseits der 1000 fps und war damit in Japan illegal
- Die M40 ließe sich ganz leicht so umbauen, dass sie scharfe .22 Munition verwenden konnte und war damit in Japan illegal
- Es gäbe ein Umbaukit für die M40, welches die Verwendung scharfer .22 Munition zuließ, oder sie war in der Lage, einen echten .22 Verschluss zu verwenden, damit war sie in Japan illegal.
- Sie könne schlichtweg die echte 7,62mm Munition des Vorbilds verwenden. Ja, auch das habe ich tatsächlich in einigen wenigen Forumposts gelesen O.o
Wieviel auch immer dran sein mag an den Gerüchten, für die japanischen Behörden muss etwas Glaubhaftes dabei gewesen sein – wir erinnern uns an die extrem restriktiven Waffengesetze und den dadurch natürlich über Jahre entstandenen, übersensiblen Umgang mit diesem Thema in Japan.
Es gibt Anzeichen, dass Asahi noch versuchte, durch Änderungen an der Patronenkammer gegenzusteuern, doch es half alles nichts.
Die Behörden reagierten schnell und hart: Jede M40 und M700, die sich über Rechnungsadressen, eingeschickte Garantiekarten und ähnliches auffinden ließ, wurde eingezogen und vernichtet.
Eine handvoll Exemplare, die das Land bereits durch Export verlassen hatten, oder aus anderen Gründen schlicht nicht aufgefunden wurden, überlebten diese Aktion, heute existieren noch geschätzte 20 – 25 Asahi M700 / M40.
Der Präsident von Asahi ging hierfür noch 1993 ins Gefängnis, die Firma war führungslos und stand aufgrund der Misswirtschaft sowieso vor einem finanziellen Desaster.
Es ist wohl leicht vorstellbar, dass die Herstellung dieser drei Airsofts absolute Unsummen für die Entwicklung und die Produktion verschlungen hat. Revolutionäre Systeme, extrem hochwertige Materialien und immens komplexer Fertigungsaufwand vertrugen sich weder mit der Wirtschaftskrise, noch mit einem Geschäftsführer im Bau.
Das war somit der Paukenschlag, mit dem sich Asahi 1993 verabschiedete.
Ein ähnliches Schicksal, allerdings ohne die Gefängnisgeschichte, ereilte tragischerweise nur ein Jahr später Asahis Schwesterfirma JAC.
Auch sie hatten sich auf die Fahne geschrieben, die Qualität ihrer Airsoftwaffen auf ein vorher nie gesehenes Level anzuheben.
So starteten sie ebenfalls 1993 eine eigene Premium-Line, und zwar mit zwei WW2 Modellen:
Die JAC Thompson M1A1...
(Bilder verlinkt aus dem Classic Airsoft Forum, sehr zu empfehlen ist auch Tumerboys Flickr-Album mit vielen Fotos dieser beeindruckenden Airsoft)
...und das JAC M1918 Browning Automatic Rifle (BAR):
(Bild zur Verfügung gestellt von Scaar und natürlich gibt's auch ein AATV Video [inzwischen allerdings mit stummgeschalteter Tonspur -.-])
Auch diese beiden Modelle waren jeweils auf 250 Stück limitiert, verbaut wurde nur das beste, was der Metallhandel hergab (und das Gesetz zuließ) und auch diese Airsofts dürften irgendwo zwischen umgerechnet 1.500,00 und 2.000,00€ in den Läden gelegen haben.
Alle JAC und Asahi Premium-Line-Modelle zählen bis heute zum Besten, das jeweils für den Airsoftmarkt gebaut wurde und muss sich auch heute nicht vor Herstellern wie Inokatsu oder LCT verstecken.
Doch auch für JAC war die finanzielle Belastung durch Entwicklung und Herstellung dieser Modelle in Kombination mit der einbrechenden Wirtschaft zuviel.
JAC musste 1994 die Segel streichen, aber nicht ohne noch aus heutiger Sicht einen kleinen Geniestreich zu versuchen: Neben der Premium-Line Thompson, die 1994 rauskam, hatte JAC tatsächlich noch eine eigene AEG im Angebot: Ein Steyr AUG.
Um die Motor-Drehbewegung in eine lineare Bewegung umzuwandeln verwendete JAC Systems nicht wie Marui einen gezahnten Kolben, sondern eine Schwingstange (siehe z.B. alte Dampfloks), hierdurch konnte JAC sogar schon eine frühe Form von elektrischem Blowback erzeugen.
Sieht durchaus auch interessant aus
Der Einstieg in den AEG-Markt kam aber für JAC schlichtweg zu spät, die Pleite war nicht mehr aufzuhalten.
Im selben Jahr versuchte sich JAC zudem auch noch an einer M16 als vollwertige GBB-Airsoft, das System war ein entfernter Vorläufer modernerer closed Bolt Systeme:
Man kann ihnen also definitiv nicht vorwerfen, dass sie nicht versucht hätten, zu überleben
Bei MGC lief es, wie oben bereits beschrieben, schon früher und aus anderen Gründen nicht mehr rund. Ohne ihr Mastermind und Chefentwickler Kobayashi, dafür aber mit einem Firmenpräsidenten an der Spitze, der das Interesse an Waffenrepliken verloren hatte in Japans schlimmste Wirtschaftskrise zu schippern, konnte natürlich nur im Fiasko enden.
So fuhr MGC fröhlich und unkreativ dem Ende entgegen und versuchte nicht mal mehr so wirklich, das Ruder noch herumzureißen. Sie bauten weiterhin ihre GBB Pistolen und Modelguns ohne neue Innovationen und schlossen 1995 (zum ersten Mal) die Pforten.
“The airsoft gun is not about power. It should be about enjoyment.” – Tanio Kobayashi, 2003
...und kaum einer hatte dabei so viel enjoyment wie Bulldoxx - RiP
Dieser Beitrag wurde bereits 5 mal editiert, zuletzt von »Pydracor« (2. Dezember 2018, 09:45)
Anlässlich des Niedergangs der damals größten Airsofthersteller – MGC, JAC und Asahi – und dem damit verbundenen Ende dessen, was heute als Classic-Airsoft-Ära bezeichnet wird, werfen wir doch mal einen weiter gefassten Blick auf die japanischen Airsoft-Firmen der späten 80er und frühen 90er - von mikroskopisch kleinen, fast gänzlich unbekannten Herstellern hin zu den global Playern, die auch heute noch aktiv sind
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Schonmal von Chiyoda gehört?
Die winzige Firma gab es schon zu Beginn der 80er, sie stellten einige wenige Springer her, und bauten – und das ist der Hauptgrund, warum sie hier extra aufgeführt sind – als einziger Hersteller diverse Airsoftversionen der Winchester Wildey Pistole:
(Bild verlinkt aus einem Chiyoda Wildey Review auf Hyperdouraku - auch hier wieder: alles japanisch, aber schicke Bilder!)
Es gab sie im Laufe der Jahre als Spring Shellejector, normaler Springer und zuguterletzt als Gas-NBB.
Die kaum bekannte Firma verschwand in den frühen 90ern.
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LS, die bereits in den 70er Jahren mit 1:1 Modellbausätzen echter Waffenvorbilder eine kleine Nische der Modelgunfans bedienten, brachten eine durchaus ahnsehnliche Vielfalt von Springern und NBBs auf den Markt, die jedoch alle unter der extrem niedrigen Bauqualität litten, die bereits bei ihren Modellwaffen für Unmut sorgten.
So blieb diese Firma im Airsoftbereich ähnlich unbeachtet wie einige Jahre zuvor schon in der Modelgunszene – obwohl hier zumindest erwähnt werden muss, dass sie vermutlich mit ihrer AK74 im Jahre 1987 die erste Airsoft-Kalaschnikow auf den Markt brachten, zunächst als Spring, dann 1988 als extern betriebene Gasgun in Semi- und Fullauto.
(Mangels anderer Quellen Bild verlinkt von der japanischen Yahoo-Auktionsseite )
LS quittierte 1993 den Dienst.
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Mit Marukoshi tauchte 1987 ein weiterer "Billig-Hersteller" auf, von dem manche vermuteten, es könne sich eventuell um Matsushiro unter neuem Namen handeln.
Marukoshi baute ebenfalls für ein paar Jahre diverse Spring- (teilweise Shellejectors) und NBB-Airsofts in mäßiger Qualität, verschwand aber 1990 sang- und klanglos wieder.
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Ein geradezu winziger Hersteller war Fujimi, der neben einigen Springern eine in der Classic-Szene recht beliebte Gas-Gun auf den Markt brachte: Die Fujimi Mauser M712 war eine akzeptable Replik der bekannten Maschinenpistole und nutzte die geringen Abmessungen des BV-Systems sehr gut aus.
(Bild verlinkt von diesem japanischen Kurzreview auf Exblog)
Sie kam 1989 heraus und lief sowohl in Semi, als auch in Fullauto:
1990 war es aber schon wieder vorbei und Fujimi ward nicht mehr gesehen.
In eine ähnliche Kategorie fällt der kaum bekannte Hersteller Pointo oder Point Corporation, ein paar Springer, ein bisschen Gas-NBBs, schließlich aber auch noch ein paar interessantere Airsofts: Pointo baute in den frühen 90ern auch einige GBBs, darunter eine Centimeter Master und eine Walther PPK.
Obwohl die Firma anscheinend in den frühen 2000ern nochmal ein kleines Revival hatte, blieb sie außerhalb Japans praktisch vollkommen unbekannt.
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Etwas bekannter dürfte der Hersteller Yonezawa sein, dessen Name bereits weiter oben bei den Gas-/Elektro-Hybriden gefallen ist und dessen Billig-Springer aus den 80ern tatsächlich auch ab und zu mal bei egun auftauchen.
Ähnliches Spiel wie bei den vorherigen Kleinst-Firmen: Diverse Springer, ein paar Shellejector und Gas-NBB-Waffen, Yonezawa versuchte sich in den frühen 90ern auch an GBBs, Erfolg war ihnen jedoch ebenfalls nicht vergönnt.
Yonezawa benannte sich Mitte der 90er um in KHC und überlebte überraschenderweise mit Spring- und NBB-Gas-Airsofts bis in die späten 90er.
Die bekannteste KHC, wenn man denn tatsächlich das Wort "bekannt" verwenden möchte, dürfte die Maverick M88 Bullpup Spring Shotgun von 1993 sein – viel Plastik, aber sehr robust, zudem die erste Airsoft-Shotgun mit mehreren Läufen, nämlich gleich 4 und das alles immerhin gute 5 Jahre, bevor Marui ihre SPAS12 auf den Markt brachten
Es war das Hochwertigste, was Yonezawa / KHC jemals baute und diese außergewöhnliche Shotgun – nach wie vor die einzige Airsoft M88 Bullpup – genießt bis heute Kultstatus.
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Mit im Endeffekt nur 2 verschiedenen Modellen bestritt die Military Model Corporation (MMC), die teilweise auch unter KSK firmierten ihre Airsoftlaufbahn: Eine M16A2 im Jahre 1989 und diverse Variationen des L85 ab 1990, mit großer Wahrscheinlichkeit das erste Airsoft – L85.
Mit ihren L85 Airsofts hatten sie durchaus Erfolg und konnten sich mehrere Jahre über Wasser halten.
(Bild verwendet mit der Erlaubnis von Scaar)
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Sheriff baute, wie oben schon erwähnt, eigentlich Zubehör für die damals weit verbreiteten BV-Guns. Damit schienen sie sich aber nicht zufrieden zu geben und bauten ein paar wenige Airsofts in Eigenproduktion.
Bekannt wurden sie zum einen für die erste SPAS12 der Airsoftwelt, die 1991 erschien und eine vollkommen übertrieben komplizierte Abwandlung des BV-Systems verwendete:
(Bild verlinkt aus dem Classicairsoft.net-Forum, leider inzwischen inaktiv bzw. als betrügerische Website gelistet)
Siehe hier für ein Bild eines Teils der Internals und hier für eine ziemlich coole Katalogseite von Sheriff - die SPAS12 gab's tatsächlich auch in Fullauto )
Zum anderen bauten sie ebenfalls 1991 eine ultraseltene Airsoft – es wurden nur 25 Stück gebaut – an der sich die Geister der Classicsammler scheiden, da sie kein wirkliches Realsteel Vorbild hat:
Die Sheriff Highlander Magnum (auf der Airsoft selbst mit "Magunam" betitelt) war von der Form her ganz offensichtlich an die WA2000 angelehnt, aber eben kein getreuer Nachbau und sie verwendete das Vollauto-BV-System aus der Asahi M60, welches noch um einen Semi-Modus erweitert wurde. Klick für ein kurzes Video.
Sie erzielt aufgrund ihrer Seltenheit natürlich Höchstpreise, wird aber eben nicht von allen Sammlern, äh, sagen wir mal "anerkannt" (Ich persönlich finde ja, sie hat was...)
Sie tauchten Ende der 90er nochmal auf, nachdem aber 1994 noch der letzte BV-Gun-Hersteller weggebrochen war und sie ihre Zubehörteile nicht mehr wirklich loswurden, löste sich auch Sheriff schließlich auf.
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Zu den erfolgreichen Herstellern der Classic-Ära gehört die Falcon Toy Corporation (FTC), die schon seit 1982 Airsofts baute.
Hier ein besonders klassisches Beispiel in Bruce's Videoreview des FTC Woodsman Match Shellejectors von 1982:
Und ein weiteres, einfach weil's nach wie vor die einzige Airsoft - H&K P9S ist
Wie man sieht, begannen auch sie wie eigentlich alle anderen mit federbetriebenen Airsofts und diversen Shellejectors, schafften aber in der zweiten Hälfte der 80er Jahre den Sprung in die Mittelklasse.
Wie schon oben beschrieben, gehörten sie nach Marui zu den Pionieren der Gasblowback-Waffen, sie verbauten zudem auch das BV-System in einigen ihrer Waffen, größeren Erfolg hatten sie mit ihrer MP5 Reihe.
Besonders bekannt wurden sie dann aber für Airsoftmodelle mit Vorbildern etwas weiter östlich:
1990 bauten sie die erste Airsoft – Galil...
(Bild verlinkt aus dem Classicairsoft Forum)
...zwei Jahre später folgten Kalaschnikow-Modelle: AK47, AK47S und Type56, diese sogar mit einer frühen Form eines GBB-Systems (Review bei Arnies)
LS war somit zwar der erste Hersteller, der eine Airsoft AK baute, FTC jedoch waren die ersten, die eine verwendbare Airsoft AK auf den Markt brachten
Fairerweise muss man allerdings sagen, dass die Galil und die Kalaschnikows von FTC schon wieder ZU kompliziert waren und damit eine gewisse Anfälligkeit an den Tag legten – die meisten raten einem dringend davon ab, eine FTC zu zerlegen...
Zu guter Letzt und kurz bevor sie wie so viele anderen Mitte der 90er verschwanden wagten sie sich noch an ein ausgefallenes Vorbild: Die extern betriebene FTC Spectre kam 1993 auf den Markt und war über ca. zwei Dekaden die einzige Airsoft-Spectre am Markt, erst vor kurzem kam eine AEG mit diesem Realsteel-Vorbild auf den Markt.
Und wie einige andere auch, versuchten sie sich noch an AEGs, in diesem Fall an zwei elektrischen MP5 Modellen, retten konnte sie das jedoch nicht mehr.
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Sun Project bauten ihre erste Airsoft 1989, eine Colt Government Gas NBB, dem folgte 1990 eine ziemlich große Kuriosität: Sun Project schnappte sich die Internals von Maruzen AUG Gasguns und packte sie in die Kunststoffhälften eines Realsteel-Muzzelite Stocks – hierbei handelte bzw. handelt es sich noch immer um komplette Schaft- und Bodysysteme, mit denen sich Ruger 10/22 oder Mini 14 Gewehre zu Bullpupwaffen umbauen lassen.
Sun Project wählte die Mini 14 Version des Muzzelite Stocks, die natürlich für 5,56mm Realsteel-Internals ausgelegt war, verbesserte noch Maruzen's BV System aus der AUG und baute damit eine unblaublich robuste und höchst spielbare Airsoft, die zudem bis heute wohl eine der Außergewöhnlichsten ist.
Die Firma schien Spass am Außergewöhnlichen zu haben, denn im Folgejahr bauten sie nicht etwas eine normale M700 oder M40, sondern eine XP-100, also eine Pistolenversion des M700 Repetiergewehrs.
Ja, warum auch nicht?
Sie überlebten tatsächlich noch bis in die 2000er Jahre, darum werden wir auch später nochmal ein wenig über diesen Hersteller erfahren.
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Kokusai ist ja in unserer Airsoft-Geschichtsstunde Teil 1 und auch schon hier im Teil 2 des öfteren mal in Erscheinung getreten und hatte einen durchaus guten Stand im Airsoftmarkt.
Nach den obligatorischen Springern und diversen Gas-NBBs – hier auch verstärkt Revolver, da Kokusai mit ebensolchen guten Erfolg in der Modelgunszene hatte – brachten sie auch Vollauto-Gasguns mit BV-System auf den Markt.
So z.B. die erste Airsoft CAR-15, sehr schick
Wie einige andere versuchte auch Kokusai Mitte der 90er, mit einer neuen Innovation der Krise die Stirn zu bieten: sie machten es JAC nach und bauten einige M16 Modelle als GBBs, diese sind ebenso wie die JAC Modelle heutzutage sehr selten, da sie nur kurze Zeit produziert wurden.
Kokusais Werdegang durch die 90er ist etwas undurchsichtig, sie traten Ende der 90er nochmal in Erscheinung und scheinen auch über die Krise hinweg weiterhin Modelgun-Revolver produziert zu haben.
Da es sie heute aber nicht mehr gibt, müssen auch sie wohl irgendwann die Segel gestrichen haben.
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1987 trat eine kleine Firma in Erscheinung, die zwar wenige, dafür aber außergewöhnliche Airsofts baute und durchaus einen bleibenden Eindruck hinterließ: ToyTec brachten in diesem Jahr ihre Calico M100 auf den Markt, eine mit externem Tank betriebene, hochkomplizierte Gas-Airsoft mit Semi-, 3-Round- und Fullauto-Feuermodi inklusive ausgefallenem Vorbild.
(Foto zweier Toytec Calicos, zur Verfügung gestellt von X_Lupin)
Im Jahr darauf folgte noch eine Calico-Pistole.
Trotz des seltsamen Vorbilds war ToyTec 1987 mit dieser Airsoft nicht allein, im selben Jahr brachte auch MGC eine Calico auf den Markt.
Diese beiden Airsofts von MGC und ToyTec sind bis heute die einzigen Airsoft Calicos.
Toytec hatten Erfolg mit ihrem Debut und machten fröhlich weiter mit "Modellpremieren":
1990 folgte der erste Airsoft M203 Granatwerfer, noch lange vor der Erfindung von Airsoftgranaten mit einem gasbetriebenen Vollauto-System (! In Action zu sehen hier - sehr befremdlich )...
(Bild verlinkt aus dem Classicairsoft Forum)
...und im selben Jahr baute ToyTec die erste Airsoft P90, ebenfalls extern mit Gas betrieben:
Doch damit nicht genug, die kleine Airsoftschmiede hatte noch ein ganz dickes Ass im Ärmel: 1993, im selben Jahr, in dem Asahi ihre Gas-/Akku-betriebene M134 Vulcan bauten, brachte auch ToyTec eine M134 auf den Markt!
(Bild verlinkt vom französischen Blog Minigun & Co)
Ihre Vulcan war rein elektrisch betrieben und wurde von einem massiven 12V Akku ähnlich einer Motorradbatterie gespeist. Das System war deutlich unkomplizierter und zuverlässiger als das der Asahi M134 und wurde vor gar nicht allzu langer Zeit als Vorbild für die M134 von CAW / Echo1 genommen.
Die kurze, aber beeindruckende Firmengeschichte endete 1994, das letzte Modell, das ToyTec baute, war eine P90 AEG! (7 Jahre vor Maruis P90 ).
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Hudson, einer der beiden ältesten Modelgun Hersteller, war natürlich ebenfalls auf den Airsofttrichter gekommen, so richtig eingestiegen sind sie jedoch nie.
Während der Classic – Ära bauten sie eine ihrer bekanntesten Modelguns, die M3A1 Grease Gun, sowohl als Springer als auch als Gas NBB, außerdem brachten sie eine weitere Modelgun als Airsoft auf den Markt, die lange Zeit einzigartig bleiben sollte, eine Mad Max Sawn Off Shotgun – damals noch im Gegensatz zu HawSan's aktueller Version aus Plastik und eher mäßiger Qualität.
Tatsächlich schaffte es Hudson aber trotzdem über die Krise hinweg noch in die 2000er, vermutlich aber hauptsächlich durch ihre Modelguns, so z.B. ihre Thompson M1A1 oder ihr AK47 Reihe. Vom PFC-Mechanismus her schon immer eine absolute Katastrophe, gehörten ihre Modelguns zu den richtig hochwertigen, sehr realsteel-nahen Modellen.
(Hudson AK47S Modelgun – extrem nah am Vorbild!)
Hudson's Überleben brachte dann 1999 noch die erste Airsoft – Tokarev GBB zutage und die M3A1 Gas NBB wurde 2001 nochmal als GBB neu aufgelegt:
Im Airsoftbereich blieb Hudson mit derart wenigen und teilweise qualitativ fragwürdigen Modellen ein Nischenhersteller, das immer weiter abfallende Interesse an Modelguns über die gesamten 90er hinweg besiegelte schließlich auch das Schicksal dieses Traditionsherstellers, der seit 1960 den Waffenreplikenmarkt beliefert hatte.
“The airsoft gun is not about power. It should be about enjoyment.” – Tanio Kobayashi, 2003
...und kaum einer hatte dabei so viel enjoyment wie Bulldoxx - RiP
Dieser Beitrag wurde bereits 4 mal editiert, zuletzt von »Pydracor« (2. Dezember 2018, 10:06)
Zum Abschluss von Teil 2.1 werfen wir doch mal noch einen Blick auf die Modelgun-Szene:
Die Blütezeit der Modelguns verging im gleichen Maße, in dem der Erfolg von Airsoft wuchs.
Kamen in den 80ern noch eine ansehnliche Vielzahl an Modellen auf den Markt, waren es in den 90ern schon bedeutend weniger und seit den 2000ern handelt es sich leider wirklich nur noch um ein Nischenhobby.
Für einige Hersteller stellt die Modelgunproduktion noch ein einigermaßen lohnendens "Anhängsel" an die Airsoftproduktion dar, weil viele Teile in beiden System funktionieren, hier natürlich insbesondere bei den GBBs.
Bis heute gibt es natürlich noch immer Modelgun-Enthusiasten, die sich ausschließlich auf dieses Hobby konzentrieren und Airsoft links liegen lassen, die Szene ist aber leider doch schon SEHR klein.
Auch die Herstelleranzahl hat abgenommen, auch wenn einige beharrlich am Ball bleiben.
Neben Tanaka, Marushin, KSC und CAW gibt es tatsächlich noch kleine Firmen wie Hartford/HWS, WaShan (Taiwan) und natürlich Shoei, die sich fast ausschließlich auf Modelguns konzentrieren (mehr hierzu gleich).
Die unermüdlichste Instanz in der Modelgun ist und bleibt aber Tanio Koba, der nach wie vor an neuen Modelguns und neuen PFC Cartridges werkelt und auch tatsächlich auf den Markt bringt.
So viel Liebe und Herzblut in seine Arbeit fließen zu lassen, verdient definitiv Respekt, der Mann ist seit 1962 dabei – 54 Jahre!
In Japan besteht ein harter Kern von Modelgunfans weiter, hier gibt es sogar regelmäßige Modelgun-Treffen, bei denen man z.B. neu entwickelte PFC Cartridges oder sogar komplett selbstgebaute Modelguns testet und bei denen der Meister selbst dabei ist.
Es gab z.B. nie eine MP5 oder G36 Modelgun und da der Markt für Modelguns inzwischen kaum profitabel für die Hersteller ist, wird es diese wohl auch nie geben. Daher gibt es Tüftler, die sich solche Modelguns dann eben einfach selbst bauen.
(In diesem Video sind eher Airsofts oder ähnliches zu sehen, im Kanal dieses Users gibt's aber viele Videos solcher Treffen. Im hier gezeigten ist auch die geniale M249 Shellejector - AEG zu sehen, wohlgemerkt mit Zerfallgurt! Und Tanio freut sich so schön drüber )
Ein ebenfalls sehr cooles und aussagekräftiges Video über Modelguns und wie sie so abgehen können, gibt es in diesem Popular-Airsoft-Artikel, natürlich nicht ohne Tanio.
Modelguns von den 80ern bis heute
Der wahrscheinlich Größte und doch Unspekatulärste Hersteller der Modelgunszene:
Ja, Marushin hat auch in den letzten 3 Jahrzehnten unbeirrt Modelguns gebaut und ist wahrscheinlich heutzutage die größte Firma, die noch Modelguns baut, das aber gefühlt schon sehr nebenbei.
Sie produzieren schon seit Ewigkeiten die gleichen Modelle und Kits, es gibt kaum Neues – dennoch natürlich schön zu sehen, dass sie diese Sparte (zumindest meines Wissens nach) noch nicht aufgegeben haben (falls doch und jemand weiß darüber, bitte Bescheid geben )
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CMC hatten bereits Mitte der 80er die Produktion eingestellt, sie hatten den Sprung auf Plastik-Kurzwaffen schlichtweg nicht geschafft oder nicht verkraftet.
Wie schon in Teil 1 dieser Geschichtsstunde erwähnt, war Tanaka ein enger Geschäftspartner von CMC, sie bauten für CMC die Holzschäfte und sonstige Holzteile und hatten bereits eine Ruger AC556 Modelgun in Eigenregie gebaut, die unter CMC's Namen verkauft worden war.
Als Resultat dieser Zusammenarbeit "beerbte" Tanaka sozusagen CMC, sie übernahmen viele der Gussformen und sicher auch einiges an Internal-Design und setzten tatsächlich über viele Jahre die Modelgunproduktion fort – meines Wissens nach bis heute.
Tanaka Modelguns zählen wie auch ihre Airsoftmodelle in die eher gehobene Liga, sowohl von der Bauqualität als auch von der Zuverlässigkeit der PFC Cartridges her.
Ihre Modelgun-Palette reicht von klassischen (z.B. M1917) und modernen (z.B. Colt .357 Python) Revolvern über moderne Pistolen (z.B. Glock 17, USP, SIG P226) bis hin zu weltkriegerprobten Karabinern (z.B. 98K oder japanische Arisakas).
Hier ein kurzes Funktionsvideo einer Tanaka M1897 Trenchgun in der PFC-Version:
Eine Besonderheit bei Tanaka ist, dass sie auch gerne mal Film-bezogene Modelguns auf den Markt bringen, so z.B. der M1917 Revolver von Indiana Jones
MGC hatten nach ihrem großen Aus 1994 noch einige merkwürdige Wiederbelebungsphasen, in denen die Produktion zunächst unter einer Firma namens Taito und später Shin Nihon Mokei (SNM) weiterlief. Das Kürzel SNM findet man auf einigen MGC Modelguns und kann sie so auf ca. Ende der 90er datieren.
In den 2000ern wurde die Firma "New MGC" gegründet, die sich hauptsächlich auf Colt 1911er Modelguns spezialisierten, anscheinend ging New MGC dann aber auch wieder bankrott, das war etwa 2007.
2009 wurde dann überraschend ein 1911er zum 50jährigen Jubiläum von MGC auf den Markt gebracht, von der keiner so genau weiß, wo sie herkam, ansonsten ist MGC aber inzwischen endgültig Geschichte.
Ein Teil von MGC's Know-How lebt allerdings weiter: Einige MGC-Mitarbeiter gingen zu KSC und viele der MGC Molds werden nach wie vor von anderen Firmen verwendet.
So zum Beispiel von...
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... CAW und HWS.
Sowohl CAW (Craft Apple Works – haben übrigens nichts mit Apple zu tun ) als auch HWS (Hartford WorkShop) waren beide ursprünglich "Toy Gun Shops", die Anfang der 90er neben dem Verkauf auch mit der Eigenproduktion von Modelguns (und im Falle von CAW auch Airsofts) begannen.
Obwohl CAW wie ein eher kleiner Hersteller auftritt, der immer nur relativ kleine Modellserien von Modelguns und Airsofts baut, hat Firmenpräsident Yoshihisa Hongo ein beeindruckendes Firmenimperium aufgebaut, zu dem neben anderen Herstellern wie Mosquito Molds und diversen Airsoft-/Modelgun-Retailern in Japan auch die unterschiedlichsten Ladenketten – z.B. Buchläden – zählen.
Auch wenn ich keinen "Beweis" gefunden habe, bin ich sehr sicher, dass auch HWS zu CAW gehört, da sie teilweise exakt die gleichen Modelle anbieten und dies zur Firmenpolitik von CAW passen würde.
Sowohl CAW als auch HWS verwendeten für ihre ersten Modelguns alle Gussformen, die sie so bekommen konnten – neben MGC übernahmen sie auch Molds von Hudson und CMC.
Beide bauten zunächst hauptsächlich Modelgun-Revolver aus der Wild-West-Zeit, übrigens eine Ära, die sämtliche Modelgunhersteller gerne für ihre Repliken heranzogen, es gab Colt SAAs von ausnahmslos jedem Hersteller!
Hier ein CAW Modelgun-Revolver mit etwas ausgefallenerem Vorbild:
(Foto zur Verfügung gestellt von Johnny von Plugfirecapguns UK)
HWS produziert zudem auch nach Maruis und Marushins Vorbild Modelgun-Kits, die man selbst zusammenbauen muss:
HWS baut ausschließlich Dummy-Modelguns, die sich nur abschlagen und je nach Modell die Patronen manuell durchrepetieren lassen, beide machen auch vor extrem hochwertigen, teuren Sets nicht halt (als Beispiel hier die absolut geniale Borchardt C93 Modelgun als volles Set mit Box, Dekopatronen und Holzschaft bei GFC Air-Nifty)
Oh mein Gott, hätt ich die gerne als GBB
CAW hingegen baut nicht nur Dummys, sondern auch PFC Modelguns. Seit einigen wenigen Jahren beleben sie MGC-Modelle wieder, so z.B. Die SIG P210 oder erst letztes Jahr die Thompson M1A1 und das durchaus beeindruckend!
Beide Hersteller gibt es bis heute, sie stellen so ziemlich die größte "Hoffnung" für die Modelgunszene dar, da sie unermüdlich weiterproduzieren und weiterentwickeln.
CAW ist bekanntermaßen auch im Bereich Airsoft nicht gerade inaktiv, zu ihren Airsofts kommen wir aber erst in Teil 2.2
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Erwähnenswert:
Der taiwanesische Hersteller WaShan / HawSan / Y.T. (so ganz steige ich da nicht durch...) baut zwar auch ein paar wenige kuriose Airsoftmodelle, konzentriert sich aber hauptsächlich auf PFC-Modelguns. Da er nicht an japanische Gesetzgebung gebunden ist, finden sich einige durchaus interessante Vollmetall-Modelgun-Pistolen in seinem Repertoire, so z.B. Tokarev TT33, Glocks, Beretta M1934 oder M9 Dolphin:
Denix ist eine spanische Firma, die schon seit vielen Jahrzehnten Repliken von Schusswaffen bauen. Sie zielen eher auf den Einsteigermarkt ab, die Repliken sind fast immer recht grob gehalten, durchweg aus nicht allzu überzeugendem Gussmetall und meiner Meinung nach nicht wirklich empfehlenswert. Die Preise sind aber tatsächlich angenehm niedrig (50€ für einen SAA z.B.)
(Bild verlinkt von einem Shop für Waffenrepliken, gut zu sehen das qualitativ eher minderwertige Gussmetall)
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Da ich dieses Kapitel 2.1 natürlich nicht mit so etwas Unspektakulärem wie Denix schließen lassen möchte, setze ich einen weiteren japanischen Hersteller, von dem ich großer Fan bin, mal ans Ende
1993 war nicht nur ein großes Jahr für Classic-Airsoft, auch die Modelgunszene konnte sich über die Rückkehr eines großen Namen freuen: Shoei kehrte aus der Versenkung zurück, nachdem sie 1971 mit der ersten richtig üblen Gesetzesverschärfung die Produktion eingestellt hatten (siehe Teil 1).
Anders als die meisten anderen Modelgun-Hersteller griffen sie nicht auf bereits existierende Gussformen oder Systeme zurück, sie begannen bei 0 und wenn ich 0 sage, meine ich das auch
Minoru Matsumoto, der die Firma 1967 gegründet hatte begann den Wiedereinstieg damit, dass er sich im brüsseler Musée de Royal de l'Armée ein echtes deutsches FG42 ansah und exakte Maße davon nahm. 1994 kam dann Shoeis erste neue Modelgun auf den Markt, ein FG42 Typ 1, kurz darauf folgte eine Mini-Produktionsserie eines Mkb42(H), auch wieder mit exakt abgenommenen Maßen vom echten Vorbild.
BILD
Shoei schaffte und schafft es, durch extrem hohe Bauqualität und Originalitätstreue, museumsreife Repliken zu bauen und tatsächlich finden sich Shoei Modelle im ein oder anderen Militärmuseum.
Die Produktpalette beschränkt sich dabei ausschließlich auf deutsche Waffen aus dem 2. Weltkrieg: FG42 in 2 Varianten, Mkb42(H), MP44, MG42 – das war's.
Da die japanische Gesetzgebung die Verwendung von Stahl verbietet, baut Shoei seine Repliken aus einem sehr hochwertigen Gussmetall, das auf schwer zu beschreibende Weise relativ schnell ein Oberflächenfinish entwickelt, das Realsteelwaffen extrem ähnlich sieht.
Auch das Holz ist absolute Top-Qualität.
Die Firma ist seit jeher ein winzig kleines Familienunternehmen, viele Jahrzehnte geführt von Gründer Minoru Matsumoto – 2007 verstarb jedoch nicht nur er, sondern auch seine Frau und der erfahrenste Mitarbeiter.
Das bedeutete fast das erneute Aus für Shoei, doch seine beiden Söhne Tomio und Ichiro übernahmen das Ruder und führten die Firma erfolgreich weiter.
Shoei existiert heute noch fast unverändert und bringt nach wie vor in unregelmäßigen Abständen extrem hochwertige WW2 Modelguns auf den Markt – ihre Homepage wirkt zwar so, als sei sie ebenfalls 1967 entwickelt worden, der Kundenkontakt ist aber 1a und die Modelgunqualität über jeden Zweifel erhaben!
Sie haben keine durchgehende Produktion, sondern bauen immer nur kleine Chargen ein und desselben Modells (z.B. 200 Stück MG42), dann wird erstmal wieder pausiert.
Es handelt sich bis auf wenige Ausnahmen zudem fast ausschließlich um Dummy-Modelguns, bei denen sich lediglich Dekopatronen manuell durchrepetieren lassen.
Für das FG42 und die MP44 gab es einen Umrüstsatz auf PFC Cartridges, der jedoch schwer mit der Zuverlässigkeit zu kämpfen hatte, ganz so sauber wie auf Shoei's Youtubekanal lief es anscheinend nicht
Die Modelle tauchen auch hierzulande immer mal wieder auf, Shoei hatte über einige Zeit einen offiziellen deutschen Händler, der ihre Modelguns hier anbot. Ebenso wurden nach Aussage von Tomio Matsumoto schon oft Shoei Modelguns aus Japan direkt nach Deutschland exportiert.
Zu den ebenso beeindruckenden Shoei-Airsofts kommen wir wie schon bei CAW in Teil 2.2
So beenden wir Teil 2.1 dann auch mit einem "Übergangsfoto" von den Modelguns zu Airsoft:
Shoei MP44 GBB
To be Continued!
“The airsoft gun is not about power. It should be about enjoyment.” – Tanio Kobayashi, 2003
...und kaum einer hatte dabei so viel enjoyment wie Bulldoxx - RiP
Dieser Beitrag wurde bereits 6 mal editiert, zuletzt von »Pydracor« (2. Dezember 2018, 10:58)
Ist schon etwas her, dass ich mir hier im Forum einen Beitrag derart genau durchgelesen und parallel dazu auch noch gegoogelt habe. Dieses Thema polarisiert, denn man kennt noch vieles aus der Anfangszeit und schwelgt in Erinnerungen.
Pydracor, vielen Dank für diesen Beitrag!
Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »RT Montana« (28. August 2016, 20:36)
Sehr schöner Beitrag. Wirklich toll gemacht. Auch super, dass du klar sagst, wenn du etwas aus deiner Sicht nicht mehr weiter verfolgen kannst, oder nicht weißt. Das macht deinen Beitrag sehr authentisch. Gerade die WA2000 war in meiner Airsoft Anfangszeit 2008 immer das perfekte System und jetzt mit dem revival der HPA Systeme kommt das Solenoid-Ventil wieder zurück. Schon witzig wie die Hersteller der heutigen Zeit sich wieder an der Vergangenheit bedienen.
Kleiner Hinweis: Im letzten Beitrag hast du folgenden Absatz doppelt:
Zitat
Die Firma ist seit jeher ein winzig kleines Familienunternehmen, viele Jahrzehnte geführt von Gründer Minoru Matsumoto – 2007 verstarb jedoch nicht nur er, sondern auch seine Frau und der erfahrenste Mitarbeiter.
Das bedeutete fast das erneute Aus für Shoei, doch seine beiden Söhne Tomio und Ichiro übernahmen das Ruder und führten die Firma erfolgreich weiter.
Shoei existiert heute noch fast unverändert und bringt nach wie vor in unregelmäßigen Abständen extrem hochwertige WW2 Modelguns auf den Markt – ihre Homepage wirkt zwar so, als sei sie ebenfalls 1967 entwickelt worden, der Kundenkontakt ist aber 1a und die Modelgunqualität über jeden Zweifel erhaben!
Einmal vor und einmal nach dem Video.
Auf der Suche nach original L1A1/Bren Gun/GPMG/FN MAG Teilen,Optiken oder Zubehör?
Schreibt mich an!
Danke für das Lob an alle, freut mich natürlich, wenn's zumindest von ein paar Usern gelesen wird und gut ankommt
Danke auch für den Hinweis Elphiel, keine Ahnung, wie das passiert ist Hab's korrigiert
Sind auch noch ein paar andere Fehler drin, hatte gestern nicht so viel Zeit wie geplant.
“The airsoft gun is not about power. It should be about enjoyment.” – Tanio Kobayashi, 2003
...und kaum einer hatte dabei so viel enjoyment wie Bulldoxx - RiP
Ich kann mich meinen Vorrednern nur anschließen: Beeindruckend, ganz großes Kino! Sicher mit das ausfürhlichste, was man überhaupt dazu finden kann.
AS begleitet mich schon mein halbes Leben lang und hier dann noch mal ein Blick in die Welt davor...echt klasse. Mir war diese Vielfalt an Systemen und Herstellern weitestgehend unbekannt. Du hast sehr anschaulich verdeutlicht, wie irgendwie jede Replik auf ihre eigene Weise zu faszinieren vermag.
Genau das empfinde ich auch heute bei meiner (vergleichsweise sehr bescheidenen) Ansammlung von Airsoftwaffen, die bei dir gerade mal in die Sparte "Massenproduktion und der Aufstieg des Drachens" fallen würde.
Hinzu kommt die liebevolle Einbettung von Bildern und Videos und ein vollendeter Schreibstil, bei dem Wert auf Perfektion gelegt wird.
Und deswegen...hier fehlt was: ... praktisch keinerlei Schwankungen. Sie praktisch komplett aus dickem Aluminium und hochwertigem, schwerem Nussbaumholz gefertigt.
(Ich weiß, jammern auf hohem Niveau, aber du hast die Latte halt hoch gesetzt...)
Da du ja sicher das ein ode andere Schätzchen besitzt, wie stehst du denn neidischen Besuchern gegenüber?
Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »v-man« (30. August 2016, 08:43)
Sehr schön geschrieben. Hat mir viel Freude bereitet das zu lesen und meinen Horizont zu erweitern. Das ist wofür Foren gemacht sind!
"Du verstehst das nicht. Für strenge Grunt-Pharisäer wie uns hier sieht jeder SFler scheiße aus. Ist der Wille Allahs." Aus: Lukas Evangelium Vers 12 Multicam und SF Reenactment Langeweile
In English makes nobody me something so fast after!
Danke euch, freut mich sehr!
Danke auch für den Fehlerhinweis v-man, ich gehe heute Abend generell nochmal drüber
Wo kommst du denn her, wg. Thema "Besuchen"?
Bilder gehen wieder
Also nicht wegen diesem hier, hier ist alles in Butter - BlubbFish
Hast du eventuell Seiten mit https eingebunden?
Edit: nein, nicht wegen eurem, sorry falls das so rüberkam sind auch keine https Seiten dabei, war einfach nur ein festplattencrash Jetzt läuft alles wieder!
Gut gut, dachte schon da ist irgendwas kaputt und ich habs nicht mitbekommen
“The airsoft gun is not about power. It should be about enjoyment.” – Tanio Kobayashi, 2003
...und kaum einer hatte dabei so viel enjoyment wie Bulldoxx - RiP
Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »Pydracor« (31. August 2016, 14:05)
Wie der Vorgänger super zu lesen und sehr interessant . Allerdings scheinen ein paar links zu Bilder nicht richtig zu funktioniere, es sind nicht alle sichtbar. Aber vielleicht liegt das Problem auch auf meiner Seite.
Ich fand Teil 1 schon sehr interessant wobei mich das Thema Model-Guns eigentlich null betrifft aber Teil 2 ist grandios für jeden Airsofter den auch nur halbwegs interessiert wo das alles her kommt.
Vielen Dank für die die Arbeit, ich weiß du suchst es hauptsächlich für dich selbst zusammen aber es dann nochmal für alle so aufzubereiten finde ich schon toll.
Super gut und auch 2.2 werde ich entsprechend komplett verschlingen