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Der Prius unter den Airsoftwaffen: Yonezawa / KHC Walther MPL

Geschrieben von Pydracor

  Der Prius unter den Airsoftwaffen: Yonezawa / KHC Walther MPL
  

Was in der Autowelt zum aktuellen Trend zählt, kann auch im Bereich Airsoft zu interessanten Konstruktionen führen: Hybride haben sich bislang weder bei Autos, noch bei Airsoftwaffen wirklich durchgesetzt.

Hoffen wir mal, dass es den Auto-Hybriden besser ergehen wird, als den Airsoft-Hybriden, die teilweise schon vor Jahrzehnten rauskamen, aber ebenso auch vor Jahrzehnten wieder in der Versenkung verschwanden :)

 

yonezawakhcmpl

 

Intro:

Wenn man sich entscheidet, Classics zu sammeln, kommt man irgendwann zwangsweise an den Punkt, an dem man sich überlegen muss, ob man für die Sammelleidenschaft auch Qualitätseinbußen hinnimmt, nur weil eine Waffe alt oder selten oder aussergewöhnlich oder alles 3 auf einmal ist.

 

Würde man heutzutage für eine moderne Airsoft 275 USD hinlegen und hätte dann nach dem Auspacken einen Plastikbomber wie die Yonezawa Walther MPL in der Hand, würde man sich wahrscheinlich umgehend beschweren und das Ding zurückschicken. Warum also die Mühe machen, so eine AS Gun aufzutreiben?

 

Yonezawa / KHC Walther MPL Sammelaspekte:

Da ist zunächst mal der offensichtlichste Aspekt, wenn man sich die MPL so anschaut:

Es gibt so gut wie keine AS Versionen von dieser Maschinenpistole. Lediglich Marui hatte mal eine MPL im Angebot, sowohl als Spring, als auch als hülsenauswerfendes Gasmodell (Schwestermodell der Marui MP5A3, siehe Growalds Review). Während die Springversion noch ab und zu mal auftaucht, ist die Gasversion schon ziemlich selten und schwer zu bekommen. Gut möglich, dass es noch Billighersteller gibt oder gab, die eine MPL führ(t)en, es bleibt aber dabei: Eine MPL Airsoft bekommt man so gut wie nie zu Gesicht.

 

Der nächste Aspekt ist das Alter der Yonezawa MPL. Diese Airsoft feiert nächstes Jahr ihren "Viertel-Jahrhundert"-Geburtstag und es ist schon etwas besonderes, wenn man sich die „1988“ anschaut, die aufs Gehäuse geprägt ist.

Damit hängt auch direkt der 3. Kaufgrund zusammen: Die Seltenheit. Auch wenn die Yonezawa Walther MPL nicht so begehrt und/oder wertvoll ist, wie so manche Asahi z.B., so gehört sie doch in die Kategorie "Very rare", schließlich dürfte schon der Hersteller kaum einem Airsofter bekannt sein.

Dementsprechend wenig ist leider auch über den Hersteller herauszufinden. Weder über Yonezawa, noch über KHC kann ich momentan mit, äh, sachdienlichen Hinweisen dienen ;)

Werde aber noch ein bisschen forschen und neue Erkenntnisse hier nachtragen.

 

Das alleine wären für einen Sammler schon gute Gründe für den Kauf gewesen, da ist es natürlich nur erfreulich, dass auch das verwendete System in der MPL in Erstaunen versetzt:

Als eine von gerade mal 5 verschiedenen gebauten Airsoftgun-Modellreihen verfügt die MPL über ein Elektro / Gas Hybrid System. Dazu gleich mehr.

 

Vor über einem Jahr bin ich dann mehr oder weniger aus allen Wolken gefallen, als bei egun eine KHC Walther MPL aufgetaucht ist. Yonezawa und KHC waren wohl sowas wie Schwesterfirmen und haben mehrere identische Airsoftwaffen auf den Markt gebracht. So auch geschehen bei der MPL, obwohl in der überall im Internet kursierenden "Airsoft Releases" – Liste bei der MPL nur Yonezawa aufgeführt ist.

Da war natürlich sofort klar: Die muss ich haben. Trotz der angegebenen Schäden habe ich das gute Stück also ersteigert und dass sie trotz des schlechten, nicht funktionsfähigen Zustands einen Verkaufspreis von immerhin 54 Euro erzielt hat, zeigt wohl, dass auch hier in Deutschland einige ihre Seltenheit zu schätzen wissen.

Mit der Yonezawa als Vorlage habe ich die KHC wieder flott bekommen, somit zieren jetzt zwei dieser Hybride meine Sammlung und ich weiß noch nicht, ob mein gieriges Sammlerhirn sich dazu durchringen kann, eine weiterzuverkaufen :D

 

Annekdote: Realsteel

MPL steht schlicht und einfach für “Maschinenpistole Lang” und wer jetzt vermutet, dass es noch eine MPK gibt, liegt natürlich richtig.

Walther hat diese Maschinenpistolen von 1963 bis 1987 gebaut. Sie verschießen 9mm Parabellum mit offenem Verschluss ähnlich einer Ingram und wurden von einigen deutschen Polizeibehörden sowie der portugiesischen und der mexikanischen Marine eingesetzt. Auch bei der US Navy fand sie im Vietnamkrieg Verwendung, die Absatzzahlen waren aber nicht hoch genug, um sie weiterhin zu produzieren und 1987 wurde die Produktion eingestellt.

 

Die klappbare Schulterstütze, die auf quasi allen Realsteel Fotos zu sehen ist, wurde in keiner Airsoftversion adaptiert und ist auch nicht als Zubehör von Drittanbietern erhältlich.

 

 

Äußerliches:

Was einem als erstes auffällt, wenn die MPL vor einem liegt und man vorher nur Fotos gesehen hat: Sie ist groß! Die Länge beträgt knapp 45cm, die Höhe bei eingestecktem Magazin ca. 28cm.

Zum Material... um's kurz zu machen: Plastik. Plastik wohin das Auge reicht, und zwar nicht hochwertiges Tanaka-ABS, sondern schlicht und einfach billiges 80er Jahre Plastik. Achja, das Einfüllventil und die beiden Sling Swivels sind aus Metall, da hörts dann aber auch schon auf.

Das Plastik ist zudem nichtmal sonderlich schön gemacht, es hat einen seltsam wirkenden Glanz und schreit geradezu das Wort „SPIELZEUG!“.

Dies hat dann auch zur Folge, dass der Aufbau der MPL so ziemlich gar nichts mit einer echten Waffe zu tun hat, wie man es z.B. bei GBBs kennt, und worum sich auch moderne AEG Hersteller bemühen.

Die MPL ist einfach aus 2 Plastikhälften zusammengesetzt, zwischen denen die Internals stecken. Gleiches gilt für das Magazin.

Ok, die Unterschiede zwischen den MPLs sind minimal (später mehr dazu), aber naja, Gesamtbilder der einzelnen Airsoftguns gehören halt dazu, also hier mal ein paar Totalen:

Yonezawa:

yonezawampl01

 yonezawampl02

 

KHC:

khcmpl01

khcmpl02

 

Entsprechend der verwendeten Materialien fühlen sich die MPLs auch an. Es knarzt an vielen Stellen, wenn man mal etwas kräftiger zupackt. Aufgrund der relativ kompakten Form kann man ihnen aber eine gewisse Robustheit nicht absprechen und sie liegt auch nicht schlecht in der Hand.

Als nicht gerade zuträglich zur Authentizität ist hier auch der Abzug zu erwähnen. Dieser ist nicht aus einem dünnen, gebogenen Stück Metall, wie man es von den meisten Schusswaffen und dem realen Vorbild kennt, sondern aus Plastik und als "Scheibe" weit nach hinten gezogen.

Warum das gemacht wurde, erkläre ich später.

 

Markings gibt es reichlich.

Auf der rechten Seite hat sich der Hersteller verewigt:

Yonezawa rechte Seite:

„C 1988 Yonezawa Corp. Pat. P“, „Yonezawa Made in Japan“ sowie das obligatorische „ASGK“ sind reliefartig auf dem Plastik zu finden.

KHC rechte Seite:

"KHC Made in Japan" und "ASGK", kein Baujahr.

 

Yonezawa:

yonezawamplmarking02

yonezawamplmarking01

 KHC:

khcmarkings01

 

Die linken Hälften beider Waffen sind identisch und hier hat man sich dann ein bisschen um sowas ähnliches wie Authentizität bemüht:

Die Walther Fahne mit „Mod long“ darunter, sowie der Schriftzug „MPL Walther Cal. 9mm“ sind ins Gehäuse gestanzt.

Bei beiden MPLs ist die Zahl 2534 eingestanzt, es handelt sich also nicht um eine Seriennummer. Was sie zu bedeuten hat, kann ich nicht sagen.

khcmarkings03

Die Sights sind so simpel, wie es nur geht. Das Rear Sight ist eine kleine Plastikplatte mit Kimme, die einfach zwischen die beiden "Ohren" der Plastikhälften gesteckt ist. Verstellungsmöglichkeiten sucht man vergebens.

Das Korn ist einfach an einer der beiden Hälften befestigt, fertig.

yonezawakhcsights

 

Hebel und Knöpfe

Auf der rechten Seite oberhalb des Griffes befindet sich ein gefaketer Fireselector, dieser ist Teil des Gehäuses.

Direkt darüber ist ein kleinerer, funktionstüchtiger Hebel: Die Sicherung. Diese blockiert im gesicherten Zustand schlicht und einfach den Abzug.

khcmarkings01

 

Auf der linken Seite findet man das Gegenstück zum gefaketen Fireselector, hier aber mit Funktion.

"E" für Einzelfeuer, "D" für Dauerfeuer. Kann man eigentlich nicht viel verkehrt machen :)

yonezawamplmarkings03

 

khcmarkings04Ein ganzes Stück weiter vorne, oberhalb der Kühlungsöffnungen, befindet sich ein weiterer, kleiner Hebel, dessen Bedeutung mir nicht so ganz klar ist.

Er hat nur eine Wirkung, wenn die Waffe auf Dauerfeuer steht.

Steht dann der kleine Hebel auf "E", schießt die MPL ganz normal fullauto mit dem Elektromotor.

Steht er auf "D", dreht zwar der Elektromotor, er hat aber offensichtlich keinen Kontakt zur Gearbox (wenn man das denn hier so nennen will).

Hier wird wohl ein Zahnrad über den Hebel so wegbewegt, dass der Motor nur aufheult, aber nichts passiert.

Wie gesagt: Ist mir momentan noch schleierhaft, was das Ganze soll. Eventuell kann man damit Jams beseitigen...

 

Unterschiede

Es gibt zwischen der Yonezawa und der KHC ein paar Unterschiede, die sich aber ausschließlich auf künstliche Gewichtserhöhung beschränken.

Die KHC hat ein paar mehr Messinggewichte im Gehäuse und dem Magazin verbaut.

 

Der aufwändigste Unterschied findet sich im Batteriefach:

Die Yonezawa hat hier einfach nur passende Rippen in den Plastikhälften, zwischen welche die Batterien geschoben werden.

Die KHC hat an dieser Stelle zwei halbwegs massive Metallplatten auf beiden Seiten, die als Batteriefach dienen. Sie ist somit gerade in diesem Bereich in gutes Stück schwerer und wirkt insgesamt realistischer, wenn man denn ein solches Wort bei diesen MPLs überhaupt in den Mund nehmen will.

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Die Gas-Einfüllventile sind anscheinend leicht unterschiedlich, das der KHC funktioniert wesentlich besser.

yonezawakhcvalves

 

Alles in allem bin ich mir sehr sicher, dass die KHC später auf den Markt kam und daher hier diverse "Verbesserungen" eingebaut wurden.

 

Innereien und Funktion:

Nun aber zum eigentlich Interessanten: Die MPL verwendet ein Elektro / Gas Hybrid System.

 

Annekdote: Hybrid Airsoftmodelle

Zu den "historischen" Fakten sei gesagt, dass die MPL zu den Pionieren elektrisch betriebener Airsoftguns gehört. 1986 brachte Western Arms ihren Jatimatic Elektro / Gas Hybriden auf den Markt, dies war meines Wissens nach die erste Airsoft mit Batterien.

Dann passierte 2 Jahre lang nichts, bis Yonezawa diese MPL veröffentlichte, sie ist also sehr wahrscheinlich die 2. Airsoft überhaupt, durch die Strom floss.

Wann die KHC auf den Markt kam, war nicht herauszufinden.

 

Im folgenden Jahr baute MGC eine H&K MP5, die ebenfalls auf beide Systeme zurückgriff.

1991 revolutionierte Marui dann die Airsoftwelt, in diesem Jahr erblickte die erste "echte" AEG (Fa-Mas) das Licht der Welt.

Noch ein Jahr später kam die extrem seltene Western Arms Auto9 (Robocops M93R Maschinenpistole) auf den Markt, diese war der vermutlich letzte "normale" Elektro / Gas Hybrid.

 

1993 hatte Asahi aber noch zwei besondere Leckerbissen im Programm, die ebenfalls sowohl Gas, als auch Akku benötigten:

Die Asahi M134 "Valcan" (ja, der Tippfehler war wirklich drauf :)), die mit externem Tank die BBs beschleunigte und einen Elektromotor zum Rotieren der Läufe benötigte, sowie die Asahi Walther WA2000, die wohl als eines der Meisterwerke der Airsoftbaukunst gezählt werden kann :)

Sie verwendete neben eines externen Tanks ein sogenanntes Solenoid System. Ein Akku versorgte einen Mikrochip mit Strom, der beim Schuss dafür sorgte dass immer die exakt gleiche Menge Gas in das System gelassen wurde.

 

Ok, zurück zum eigentlichen Thema:

Das Hybridsystem der Yonezawa MPL funktioniert folgendermaßen: Man füllt Gas in den im Griff befindlichen Tank, 4 Mignon Batterien kommen in die “Verschlussbolzen-Führung” über dem Lauf.

Das Ventil der Yonezawa ist entweder zu alt oder zu schlecht konstruiert, um von “modernen” Gasflaschen ohne Probleme gefüllt zu werden. Es geht einfach viel zu viel daneben.

Mit einem zurechtgeschnittenen Gummi, den man ins Ventil an der Unterseite des Griffes einsetzt, lässt sich dieses Problem aber beheben.

Das der KHC lässt sich einwandfrei befüllen.

 

Das Gas ist natürlich dafür zuständig, die BB zu beschleunigen und anders als bei anderen semi bzw. Fullauto NBBs / GBBs wird auch nicht ein Teil des Gases umgeleitet, um die Waffe neu zu spannen (und erstrecht nicht, um den Schlitten / Verschluss repetieren zu lassen).

Für das neue Spannen ist der Elektromotor zuständig, jegliche Art von Rückstoß gibt es nicht, auch wenn man den Mechanismus zumindest "rattern" spürt.

 

Eigentlich wäre hier jetzt der Satz gekommen: "Ich möchte die MPL nicht öffnen, um zu schauen, wie das System funktioniert, da ich mögliche Schäden vermeiden will".

Da kam aber der Kauf der defekten KHC dazwischen :)

 

Sie hatte durch verrutschende Ladung im Kofferraum beim Vorbesitzer ziemlich was abbekommen und da ich sie natürlich reparieren wollte, musste ich sie aufmachen. Die rechte Hälfte war hierbei ohne weiteres abzunehmen, ohne dass einem Federn oder ähnliches entgegenkamen (nur abgebrochene und rausgerutschte Einzelteile).

Da ich eine Vorlage für die Innereien brauchte, entschied ich mich dann doch, die Yonezawa ebenfalls zu öffnen.

 

Somit kann ich jetzt mit einer detaillierten Beschreibung und Bebilderung der Funktionsweise dienen.

Ich habe absolut keine Ahnung, ob die folgenden Diagramme irgendjemandem dabei helfen, die Funktionsweise nachzuvollziehen.

Ist also jetzt mal ein reines Experiment, aber hey, hat Spass gemacht, sie zu erstellen ;)

Ihr könnt gerne im entsprechenden Thread mal hören lassen, ob sowas überhaupt von Interesse ist und ob es halbwegs verständlich war.

 

Um es schonmal kurz beschrieben vorweg zu nehmen:

Semiauto = Simple Double Action, Stromkreis ist unterbrochen, Motor wird nicht aktiviert

Fullauto = Stromkreis ist geschlossen, Motor wird aktiviert

 

Internals:

(Klick für großes Bild: MPL Internals Allgemein)

mplinternalsdeutschsm


 

Funktionsweise Semiauto:

(Klick für großes Bild: MPL Funktion Semiauto)

mplsemideutschsm

 

Funktionsweise Fullauto:

(Klick für großes Bild: MPL Funktion Fullauto)

mplfulldeutschsm

 

Die Funktionsweise der Semiautomatik ist auch die Erklärung für den seltsam aussehenden Abzug. Da dieser wie alles andere auch aus Plastik ist, hätte er in realistischer Materialstärke den Druck und die Hebelwirkung nicht ausgehalten, die nötig ist, um den Piston im Inneren der MPL zu spannen.

Darum entschied sich Yonezawa für den scheibenartigen Abzug, der die Kraft dieses Double-Action-ähnlichen Systems ohne wirkliche Hebelwirkung auf den Mechanismus weiterleiten kann.

 

Ich seh' die Yonezawa Mitarbeiter regelrecht vor mir:

"Ok Jungs, wir haben jetzt eine MP mit einer Mischung aus Elektro, Gas und Double Action, da könnten wir doch wenigstens ein ganz normales Mag bauen, oder?"

"Ach was, ganz oder gar nicht! Ich wär dafür, eine Mischung aus Hi- und Low-Cap Magazin zu bauen!"

"Au ja, sowas, womit man vielleicht um die 20 Schuss zur Verfügung hat, aber das von sich aus dann mehr nachladen kann!"

"Aber nicht automatisch, das wär ja wohl viel zu teuer..."

 

Rausgekommen ist ein Plastikmagazin mit Singlestack BB Schacht (klassisch mit Feder und Ladeschieber) und einem BB Reservoir dahinter.

Man öffnet die Klappe an der Unterseite und schüttet BBs rein, ich schätze mal so um die 200. Dann zieht man den Ladeschieber des Schachtes ganz nach unten (er rastet unten ein), wodurch eine Öffnung zum BB Reservoir freigegeben wird. Jetzt das Mag in die entsprechende Richtung kippen, sodass ca. 20 BBs vom Reservoir in den Schacht kullern.

Wenn der Schacht fast voll ist, auf den Ladeschieber drücken, wodurch er sich wieder löst und die Kugeln nach oben drückt.

Das Mag ist einsatzbereit und rasselt bei jeder Bewegung in typischer Hi-Cap-Manier fröhlich vor sich hin.

Das Mag rastet mehr oder weniger sauber im Magazinschacht ein.

 

Magazin:

(Klick für großes Bild: MPL Magazin)

mplmagazindeutschsm

 

Feuern:

Hat man nun also Gas, Batterien und Magazin in der MPL kann's losgehen.

Es ist nicht nötig, vorher irgendwo zu spannen, das erledigt der Motor (FA) bzw. die Double Action (SA).

Schießt man im Semimodus muss man also wie schon erwähnt gegen einen gewissen Widerstand den Abzug betätigen. Hat man nach einigem Knarzen den Punkt erreicht, an dem die MPL feuert, hört man ein PLACK, wenn sich die Feder entspannt und der "Piston" auf das Gasventil schlägt, sofort gefolgt von einem dumpferen PLOP wie man es von Gas-Airsofts kennt.

Man lässt den Abzug los und kann wieder abdrücken.

Die Feuerrate, die man auf Semi erreichen kann, ist nicht allzu hoch, man traut sich nicht wirklich, bei der wackeligen Konstruktion schneller abzudrücken.

 

Nun schalten wir doch mal auf Fullauto.

Der Abzug lässt sich nun wesentlich leichter betätigen und es ertönt fast sofort das helle Aufheulen des Elektromotors, sehr schnell gefolgt vom oben erwähnten PLACK und PLOP. Hält man den Abzug gedrückt, wiederholt sich der Vorgang in schneller Abfolge. Die ROF schätze ich auf 500 – 600 RPM, also nicht unbedingt die Welt.

 

Durch den Innenlauf und dessen Gumminozzle, das sich bei jedem Schuss über die BB stülpt und das System abdichtet, geht nur wenig Gas verloren und da es eine NBB ist, wird auch wirklich so gut wie alles in die Beschleunigung der Kugel investiert.

Ergebnis: Die MPLs haben eine überraschend gute Gasausbeute, die Schussstärke liegt normalerweise fast auf modernem NBB-mit-134a-Niveau.

Durch irreversiblen Umbau (Bohrlöcher im Plastikrohr vor dem Nozzle) ließen sie sich aber auf deutlich  unter 0,5 Joule bringen. Die MPL Tanks halten eh kein Gas, das stärker ist als 134a. Selbst mit Yellow Gas würde die Energie aber definitiv auf legalem Niveau liegen.

 

Für die Zweifler: Ich habe einen alten, gasbetriebenen Marushin M1 Carbine Shellejector beim Beschussamt München beschießen lassen und habe es schwarz auf weiß, dass dieser als <0,5 Joule Waffe eingestuft wurde.

Somit habe ich einen offiziellen Beleg in Händen und sehe absolut keinen Grund dafür, daran zu zweifeln, dass auch Gaswaffen durchaus als <0,5 Joule Waffen behandelt werden können.

 

Spielbarkeit:

Geht man von unmodifizierter Schussstärke aus, wäre es als Nostalgiker tatsächlich mal ein Gag, mit einer solchen Waffe bei einem Spiel aufzutauchen. Schließlich wird auch mit modernen NBBs gespielt und die MPL würde mit ungebohrtem System durchaus auf spielbare Schussstärke kommen.

 

Der Gastank ist klein, da er aber ja absolut gar nichts anderes macht, als die BB zu beschleunigen, hält er schon eine gewisse Schussanzahl durch. Bei der KHC ist zudem das Nachfüllen des Gases kein Problem, bei der Yonezawa wäre das wegen des seltsamen Füllventils während eines Spiels wohl ziemlich nervig.

Das raschelnde Magazin kennen Highcap Benutzer wohl nur zu gut, fairerweise muss man hier aber sagen, dass man das MPL Magazin nicht als Highcap benutzen MUSS, man kann auch einfach nur den BB Schacht füllen, dann rasselt auch nichts. Zweitmagazine gibt es halt so gut wie gar nicht und das Nachladen ist vergleichbar mit einer normalen GBB Pistole.

Benutzt man das Mag als Highcap, hat man natürlich wesentlich mehr BBs zur fast direkten Verfügung, das Rascheln bei der Bewegung und vor allem der "Krach" beim Nachladen aus dem Reservoir machen aber jegliche Hoffnungen auf sowas wie Anschleichen vollkommen zunichte.

 

Man muss in einem Spiel natürlich schon ein bisschen vorsichtig sein mit der MPL, durch das wahrlich nicht gerade hochwertige Plastik dürfte sie relativ schnell Schaden nehmen, wenn man sich mal hinwirft oder gegen einen Baum oder eine Wand dotzt.

Fehlendes Hop Up und ein Innenlauf, dessen Durchmesser so groß ist, dass sich die BB durchbewegt wie ein Smart durch den Elbtunnel lassen die Yonezawa / KHC MPL aufgrund mangelnder Präzision sicherlich nicht als erste Wahl erscheinen, sie ist aber letztendlich auch kein Totalausfall, wenn es um die Spielbarkeit geht.

 

Fazit:

Die Yonezawa / KHC Walther MPL ist eine Airsoft, die sicherlich nicht von jedem als sammelbare Classicgun gesehen wird. Die Optik und die verwendeten Materialien gehen natürlich massiv in Richtung Spielzeug, dagegen sprechen aber die für die damalige Zeit innovative Technik und die gute Gasausbeute (mit ungebohrtem System).

Diese Airsoft ist somit nicht nur in Sachen "Gas / Elektro" ein Hybrid, sondern auch im Bezug auf "Spielzeug / Ernsthaftigkeit" (allerdings noch mit eindeutiger Tendenz zum Spielzeug :))

Für mich persönlich ist dies mehr als genug, sie als Sammlerstück zu qualifizieren, viele andere werden mir da aber vermutlich nicht unbedingt zustimmen.

 

Sie stammt nunmal aus der Zeit, als die Hersteller mit den Kraftquellen experimentierten und sie hat ihren Platz in der Airsoftgeschichte durchaus verdient, denn letztendlich macht sie ihr außergewöhnliches System zu einem der Pioniere moderner AEGs.

 

mpltwins