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Swiss - Ops bei Berget 10, Spielbericht vom 26.06. - 01.07.2012

Geschrieben von Steiny

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  Swiss - Ops bei Berget 10, Spielbericht vom 26.06. - 01.07.2012
 

 

Nach dem kurzen Surefire-Review, gibt's jetzt mal was für die weniger lesefaule Klientel :)

Unser Dank geht an Steiny, der uns diesen genialen Spielbericht vom Mega-Event Berget 10 zur Verfügung gestellt hat.

Daumen hoch!  

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Swiss-Ops bei Berget 10

Spielbericht vom 26.06.–01.07.2012

 

 

Ein Spiel bei Berget mit der Zahl 10 – das verleitet dazu, einen Rückblick zu wagen.

Eine Anmaßung, dass ausgerechnet ich den Rückblick wage, denn ich habe gerade mal am zweiten Spiel dort teilgenommen. Dennoch kann auch ich an dem größer gewordenen Aufwand erkennen, was in zehn Jahren bei Berget-Events passiert ist. Da ich nicht weiß, was sich überall abgespielt hat, ist der Spielbericht entsprechend persönlich gehalten. Ich bin also keineswegs um Vollständigkeit bemüht.

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Bild 1: Zelte bei Sonnenuntergang.

 

Die Vorbereitung

Nach der Erfahrung von Berget 9 hatten mein Teamkamerad Fox und ich uns im Vorfeld reichlich Gedanken darüber gemacht, was wir alles mitnehmen wollten. Und wie das so ist, wenn man auf eine einzige Erfahrung zurückgreifen kann: Man trifft die falsche Entscheidung!

Fox und ich hatten uns mehrfach getroffen, und je näher die Abreise rückte, desto häufiger telefonierten wir auch noch. So machten wir uns zum Gespött unserer Frauen, denn obwohl wir beide Mitte Vierzig sind, legten wir die Ungeduld pubertierender Jugendlicher an den Tag. Ich nehme an, dass dies auch den über 2000 anderen Spielern aus über 40 Nationen so oder so ähnlich erging.

 

Vor dem Spiel

Wir richteten uns auf dem Areal der poldawischen Basis ein, wo neben dem Zelt für das Hauptquartier auch die Zelte für die Spieler aufgestellt waren. Unser Zelt bauten wir in dem für die Infanterie bestimmten Bereich auf. Zu unserer großen Freude kamen sowohl unsere Schweizer als auch die norwegischen Teamkameraden noch am selben Nachmittag an, so dass der erste Teil der Spieler, die sich als Team Swiss-Ops organisiert hatten, vor Ort war.


Die Kommandierenden im Lager waren in diesem Jahr nicht so streng, was den Aufbau der Zelte betraf. Während man noch im Jahr davor als Infanterist nur dort ein Zelt beziehen durfte, wo die Infanterie eingeteilt war, so schien es dieses Mal egal, ob und wo man ein Zelt hinstellte.

Das führte dazu, dass man ständig die Leute aus der eigenen Gruppierung suchen musste, das Lager recht groß wurde und einige der von Berget-Events aufgestellten Zelte unbesetzt blieben.


Am nächsten Morgen wurde dann eingecheckt. Man erhielt alle erforderlichen Unterlagen sowie eine Karte vom Spielgelände. Danach musste man alle Airsoftwaffen, die man mit aufs Spielfeld nahm, beim Chronografen vorführen. Von da an hatte man bis zum Abend Zeit, um sich beispielsweise in der Stadt den Bauch bei McDonalds vollzuschlagen, bevor es ins mehrtägige Spiel ging.

Auch wir waren noch mal in Härnösand und deckten uns mit Lebensmitteln und Mineralwasser ein. Da es aber nicht annähernd so warm war wie im letzten Jahr, haben wir deutlich weniger Flüssigkeit zu uns genommen, als wir erwartet hatten. So hatte mir meine Erfahrung wieder einen Strich durch die Rechnung gemacht und mir Falsches vorgegaukelt.


Wieder im Camp, versuchte ich herauszufinden, wer vom Hauptquartier als Ansprechpartner für uns überhaupt zuständig war. Da unsere Abteilung der Infanterie noch eines Kommandeurs entbehrte, war mein Anliegen nicht unbegründet. Der Leiter unserer gesamten poldawischen Gruppe war auch noch nicht auf dem Platz, genauso wenig wie der Kompaniekommandeur, der schon bestimmt war.

Ich sprach im Hauptquartier vor und wurde gleich von einem Bataillonskommandeur gefragt, ob ich nicht das gesamte Bataillon, insgesamt 205 Spieler der Infanterie, übernehmen wolle. Wollte ich nicht!

 

Kurz darauf ließ ich mich zumindest dazu überreden, als Platoonleader für die Leute vom Team Swiss-Ops zu fungieren, und hatte selbst bei der Übernahme dieser Funktion ein mulmiges Gefühl.

Meine Vorstellung darüber, was ein Platoonleader zu tun hat, speiste sich nur aus der Erfahrung vom letzten Jahr. Und da hatte der Zugführer die Übersicht über vier Squads zu behalten, wozu ich keinesfalls fähig bin.

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Bild 2: Beim Spielstart; Auflaufen der poldawischen Spieler

 

Dass man mich fragte, ob ich nicht das ganze Bataillon übernehmen will, lag nicht an meinen Fähigkeiten, sondern vielmehr daran, dass ich interessiert und engagiert im Forum meinen Beitrag dazu leistete, die Kompanien der Infanterie zu organisieren. Mein Aufstieg zum Bataillonskommandeur entsprang also nicht dem Umstand, dass ich Führungsqualitäten habe, sondern war dem Dilemma zu verdanken, dass man niemanden sonst fand, der diese Aufgabe übernehmen wollte.

Da ich erst das zweite Mal bei Berget mitspielte, kannte ich auch überhaupt nicht die Strukturen. Zum Glück sind meine Englischkenntnisse so schlecht, dass ich mich damit herausreden und gut aus der Affäre ziehen konnte. Aber das Manko in der Sprache ist schon sehr lästig – weshalb ich diesen Bericht auch von einem professionellen Übersetzungsdienst übersetzen lasse.

 

Ich dachte, dass meine organisatorischen Fähigkeiten ausreichen würden, um ein Platoon zu leiten. Da das Platoon, das Swiss-Ops bildete, nur aus zwei Squads, nämlich einem schönen Gemisch zum einen aus vier Schweizern und vier Norwegern und zum anderen aus sieben Liechtensteinern und einem Schweizer bestand, hätte ich das eigentlich geregelt bekommen sollen. Ich bekam es nicht geregelt, wie sich rausstellte.

Als Squadleader gehe ich ja noch durch, aber als Platoonleader eben nicht.

 

Da wir mit Fox und mir nur 18 Personen waren, konnte man uns ohnehin als größeres Squad betrachten. Ein richtiges Platoon waren wir nicht. Und daraus ergaben sich denn auch die Schwierigkeiten, die bis dahin nicht abzusehen waren und denen ich nichts entgegenzusetzen hatte.

 

Auf unserer Seite waren auf der Internetplattform sechs Abteilungen mit insgesamt 800 Spielern vorgesehen:

- Poldavian: 5th Infantry Battalion (max. 300 Spieler).
- Poldavian: Psy-Ops Unit (max. 100 Spieler).
- Poldavian: 1st Command & Communication Unit (max. 50 Spieler).
- Poldavian: 21st Mechanized Battalion (max. 100 Spieler).
- Poldavian: 3rd Mountaineers (max. 200 Spieler).
- Poldavian: 15th Sapper & Pioneer Unit (max. 50 Spieler).


Dem standen fünf Abteilungen mit insgesamt 600 Spielern gegenüber:
- NAF: 23rd Infantry Battalion (max. 300 Spieler).
- NAF: 1st Command & Communication Unit (max. 50 Spieler).
- NAF: 9th Reconnaissance & Sniper Unit (max. 50 Spieler).
- NAF: 3rd Ranger Battalion (max. 100 Spieler).
- NAF: 2nd Mechanized Infantry Battalion (max. 100 Spieler).

Es gab auch noch eine Art Söldner- bzw. Rebellengruppierung. Diese wurde aus 300 Spielern gebildet und war am Anfang neutral. Wenn man allerdings die Gesamtstärke der poldawischen Spieler und die der NAF betrachtete, sollten wir lieber nicht mit den Leuten von Zansian rechnen:
- Zansian: “Black Guard” Infantry Battalion (max. 200 Spieler).
- Zansian: Cobra QRF Unit (max. 100 Spieler).


Schließlich gab es auch noch eine Gruppe Zivilisten. Die vorgesehene Spieleranzahl konnte bei weitem nicht erreicht werden, weil auf der Internetplattform nur wenige dafür zu begeistern waren.
- Civilians (max. 200 Spieler).


Damit sich diese stattliche Spieleranzahl nicht aus dem Weg ging, galt es, eine Reihe an Objekten einzunehmen.

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Grafik 1: Spielareal, TPs, SPs und Basen.

 

Nur für das Einnehmen gab es aber keine Punkte. Man musste die Objekte auch eine geraume Zeit – nämlich mindestens drei Stunden – halten. Diese Punkte wurden auf der Karte als Taktikpunkte, Tactical Points (TPs), bzw. Unterstützungspunkte, Supply Positions (SPs), gekennzeichnet. Je nachdem, welchen Punkt man für einen mehrstündigen Zeitraum gehalten hatte, wurden der Spielerpartei Boni in Form von Unterstützung zugesprochen. Wir erhielten simulierte Artillerie- und die NAF simulierte Luftunterstützung.

 

Zudem musste in der Nähe der jeweiligen Basis noch ein Depot, ein sogenanntes Fuel and Ammo Depot (FAD), überwacht werden. Und damit die Spieler nicht immer den gesamten Weg bis in die Basis zurücklegen mussten, wenn sie zwei Mal hit waren, gab es auf jeder Seite auch noch ein mobiles Feldspital (Field Hospital, kurz FH).

Außerdem wurde im Vorfeld angekündigt, dass man noch zwei weitere Areale temporär bespielen wollte. Zum einen ein altes Fabrikgelände und zum anderen ein ehemaliges Armeeareal. Das waren nun wirklich phänomenale Voraussetzungen für ein erlebnisreiches Event.

 

Im Spiel: Tag 1

Während sich noch die einzelnen Kompanien und Platoons bildeten, begannen die Schweizer am Seitentor eine befestigte Stellung zu bauen. Und wie man die Schweizer Alpenfestung als Flachlandmensch leicht als übertrieben ansehen kann, so schien es auch im Spielbetrieb so zu laufen: es wurde übertrieben!

Mit Schlagbaum und Schweizer Flagge wurden territoriale Akzente gesetzt und die Verkehrsteilnehmer kontrolliert. Es hätte ja ein NAF-Fahrzeug durchbrechen können, wie es mehrfach im Jahr zuvor der Fall gewesen war.

 

Dass spielferne Fahrzeuge angehalten wurden, fanden die Veranstalter aber nicht witzig, und eine regelrechte Straßensperre schien ihnen ebenfalls intolerabel. Die Anwohner nahmen es aber mit Humor und erhielten für ihr Verständnis Schweizer Schokolade, die extra zu diesem Zweck mitgenommen wurde und jedem Verkehrsteilnehmer ein Lächeln ins Gesicht zauberte.

Die Straßensperre wurde dann aber wieder entfernt, und man war gespannt, welche Aufgaben es zu nun zu erfüllen gab.

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Bild 3: Straßensperre mit Schlagbaum                                                Bild 4: Barrikade am Seitentor


Die 205 Leute (vorgesehen waren 300) der Infanterie wurden auf drei Kompanien aufgeteilt. Jede Kompanie enthielt wiederum drei Platoons. Je nach Größe des Platoons wurden zwei bis drei Squads gebildet. Wir waren das 1. Platoon der 1. Kompanie und hatten zwei Squads.

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Grafik 2: Struktur im 1. Platoon.


Nachdem wir den Schlagbaum entfernt hatten, bekamen die leitenden Spieler der Infanterieabteilung, zu denen auch ich zählte, vom Chef der poldawischen Spielpartei den übergeordneten Plan für den ersten Abend präsentiert. Dieser Plan sah eine koordinierte Aktion vor.

Dazu sollten zwei von drei Supply Positions eingenommen und gehalten werden. Die Abteilung mit den Fahrzeugen sollte die erste Sypply Position – einen Bunker – anfahren und halten, bis die Infanteristen nachzogen und den Punkt sicherten. Danach sollten die Fahrzeuge zum zweiten Punkt – einem verlassenen Dorf – fahren, dort ebenfalls sichern und auf Unterstützung warten.

 

Gleichzeitig sollte die Abteilung der Mountaineers einen Puffer vor der Infanterie bilden und so die Angriffe auf die Supply Positions abdämpfen. Eine Reconeinheit hatte die Aufgabe, vor den Mountaineers das Gelände zu sondieren und zu melden, wenn sich gegnerische Spieler näherten. Auch hatten die Recons den Auftrag, eine noch neutrale zansische Spielergruppe ausfindig zu machen und sie für unsere Seite zu gewinnen.

Außerdem war noch eine Gruppe Pioniere mit im Spiel, die den mittleren Unterstützungspunkt mit absichern sollten. Schließlich gab es noch eine Gruppe namens Psy-Ops. Diese hatte die Aufgabe, als Zivilisten getarnt Informationen zu sammeln, und war deutlich rollenspiellastig angelegt.

 

Diesen tollen und gut durchdachten Plan galt es nun in die Praxis umzusetzen. Das folgende Video vom Panzergraf vermittelt ein Bild davon, wie das erste Ziel, nämlich die Supply Position am Bunker, erreicht wurde (Quelle: Pzgraf via YouTube): Klick!


Während alle begierig auf das Ausrücken aus der Basis warteten, wurden wir (das 1. Platoon) am Anfang dazu bestimmt, die Basis zu überwachen. Zuvor war mit dieser Aufgabe das 3. Platoon betraut gewesen, und wir lösten es ab. Die Leute von Psy-Ops konnten aufgrund ihres anfänglichen Auftrages nicht die Verteidigung der Basis übernehmen.
Ich war gleich überfordert, weil die vier Norweger, die das Haupttor bewachen sollten, losgingen, ohne mir Bescheid zu geben. So musste ich sie erst suchen. Dabei wollten sie mich nur entlasten, weil sie sahen, dass ich mit der Verteilung der Leute genug um die Ohren hatte. Ich war also schon bei dieser banalen Angelegenheit so überfordert, dass ich den Überblick verlor.

Kein aussichtsreicher Anfang, zumal die Aufgaben eher nur noch komplexer wurden.

 

Im Spiel: Tag 2


Wir hatten einen ganz ruhigen Abend bei der Verteidigung der Basis verbracht und waren als Erste am nächsten Morgen schon um 0900 Uhr startklar. Das traf sich gut, denn ein Spieler wollte uns gleich für eine Aufgabe abstellen. Ich sagte ihm aber, dass er zum Kompaniekommandeur gehen solle, da ich meine Leute nicht einfach auf Zuruf ausrücken lassen kann.


Ich ging dann ein paar Minuten später selber zum Kommandeur und erhielt sogleich den Auftrag, den nordöstlichen Waldrand und Kamm der Anhöhe nach einem Sniper zu durchkämmen. Damit hatten wir also gleich was zu tun. Die fünf Schweizer gingen auf den Kamm, während die sieben Liechtensteiner den Waldrand entlanggingen. Die vier Norweger waren gerade erst aufgestanden und bildeten praktisch die Reserve. Schon am ersten Morgen veränderte sich die Struktur in den Squads, so dass es für mich nicht leichter wurde, sie zu koordinieren.


Parallel zu uns war ein italienisches Team unterwegs. Es hatte im südwestlichen Teil die gleiche Aufgabe übernommen. Da es keine Vorkommnisse gab, hörten wir auch nichts voneinander. Ein vorgeschobener Posten der Psy-Ops, der noch am Schlafen war, wurde entdeckt. Ansonsten gab es nichts zu vermelden. Der oder die Sniper hätten sich aber problemlos vor uns verstecken können, denn das Gelände bot Unmengen an Möglichkeiten dazu.

 

Wir hatten gerade den Auftrag erledigt, als wir die Weisung erhielten, uns am Vorplatz vor dem Hauptquartier zu sammeln. Wir sollten den Auftrag für den Tag erhalten. Dazu sind die Spieler der ersten Kompanie zuerst in das Briefingzelt gebeten worden. Dort erklärte uns der Kompaniekommandant, was am vorherigen Tag erreicht wurde. Es war eine tolle Maßnahme und steigerte die Motivation jedes einzelnen Spielers erheblich.


So erfuhren wir, dass über das Ziel hinaus sogar drei statt zwei Supply Positions eingenommen und auch gehalten werden konnten. Die Konsequenz daraus war, dass wir für den Tag eine Menge Unterstützung anfordern konnten. Und wie sich später herausstellte, sollten wir tatsächlich noch massenhaft davon Gebrauch machen.

Ob die Spieler der zweiten Kompanie (ein Mix aus Italienern und Spielern einer anderen Nation) und der dritten Kompanie (ein Mix aus Schweden und anderen) die gleichen Informationen erhielten, kann ich nicht sagen.

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Grafik 3: Spielverlauf Poldawiens nach dem ersten Abend.

 

Danach verblieben die Spieler, die eine leitende Funktion hatten, also die Platoon- und Squadleader, im Zelt und erhielten den Auftrag für den Tag. Dieser Auftrag war dem des Vortages sehr ähnlich.

Wir sollten zur ersten Supply Position ausrücken und die Leute von der Fahrzeugabteilung ablösen. Eindrücklich war dabei, dass der Kompaniekommandeur den Platoonleadern die Route freistellte.

Der Platoonleader des zweiten Platoons sagte, dass er das Areal vom Vorabend kenne und daher empfehle, nicht über den Berg (Speckstaberget), sondern über die Waldwege zu gehen. Der Platoonleader des dritten Platoons bestätigte diese Aussage und erzählte, dass in den Bergen einige Sniper positioniert seien und es nur unnütz Zeit kosten würde, über die Berge zu gehen.

berget10bild08 < Grafik 4: Ausgangssituation am SP

Ich musste mich aus der Diskussion heraushalten, da ich überhaupt nichts von den Gegebenheiten vor Ort wusste, fand aber die Argumente dafür, zu Fuß über die Straße schnell vorzurücken, gut nachvollziehbar. So taten wir es auch.

 

Ein kurzer und zügiger Anmarsch zur Supply Position Bunker – und wir konnten unsere Positionen beziehen.

 

Jedes Platoon bekam einen Bereich zur Absicherung zugeteilt. Dies hatten wir schon beim Briefing in der Basis besprochen, so dass jedem Platoonleader klar war, wohin er seine Leute zu schicken hatte.

Ich unterrichtete die beiden Squadleader, die sich dann besprachen, wer, wo, welchen vorgezogenen Posten bezog. Zuerst gingen die Liechtensteiner in der vorderen Linie in Stellung, und die Schweizer blieben weiter hinten, um dann bei Bedarf zu unterstützen. Nach einer halben Stunde wurde gewechselt.

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  Es dauerte aber nicht lange, da wurde von unserer rechten Seite ein kleinerer Angriff vorgetragen. Der Schweizer Squadleader entschied sich dafür, nicht passiv abzuwarten, sondern aufklärend vorzurücken, um den Angreifern zuzusetzen.

Es war eine kleine zansische Spielergruppe, die uns da ärgern wollte.

 

        Grafik 5: Ablenkungsaktion zansischer Spieler >

 

Die Schweizer schalteten sie aus und machten sich auf den Weg, um wieder zu den eigenen Reihen aufzuschließen.

 

Sie waren noch nicht wieder zurück, da gab es von der linken Seite einen massiven Angriff, der uns mächtig in Bedrängnis brachte.Scheinbar sollte die zansische Spielergruppe eine kleine Ablenkungsaktion starten, was ihnen sehr gut gelang und mir ein unglückliches Auflösen der eigenen Linie bescherte.

 

Nebst der gesamten 1. Kompanie war auch noch eine Gruppe Mountaineers bei uns positioniert, so dass wir eine stattliche Spieleranzahl waren.

Der Angriff war aber so massiv, dass wir uns nur schwer halten konnten. Da wir den SP halten mussten, war unsere Initiative deutlich eingeschränkt, und so wurden wir immer weiter zurückgedrängt.

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Grafik 6: Angriff der NAF auf den SP                                                Grafik 7: Gegenangriff Poldawiens

Als wir schon unsere Position aufgeben wollten, kam die 2. Kompanie der Infanterie, und unser Kompanieleiter sagte, dass wir nun einen Angriff über die linke Flanke um den See herum starten könnten.

Das 1. Platoon bestand zu der Zeit aus zwei beweglichen Spielern, die bei dieser Aktion mitmachen konnten. Eine unbekannte Spieleranzahl war immer noch in vorderster Linie und in direktem Kontakt mit den Angreifern. Deswegen war es unmöglich, sie für diese Aktion anzufordern. Wir machten uns unter der Leitung des Kompanieleiters mit etwa zwanzig Spielern auf – mit dem Ziel, um den See herum die Flanke der gegnerischen Mannschaft anzugreifen. Auf diese Weise sollten sie dazu gebracht werden, ihren konzentrierten Angriff etwas abzuschwächen.

Wir gingen langsam durch den Wald, damit unsere Aktion nicht zu schnell entdeckt wurde. Es zog sich eine ganze Weile hin, und ich merkte, wie wichtig es gewesen wäre, vor der Umsetzung des Plans die Karte in die Hand zu nehmen. Dann hätte man gewusst, durch welches Gebiet es ging. Außerdem hätte man dann auch gleich die eigene Flankensicherung abklären können. So gingen wir durch den Wald und trafen auf ein paar Gegenspieler. Die schalteten wir nur teilweise aus und gingen weiter.

Das Ziel war ja, die gegnerische Hauptstreitmacht etwas in Bedrängnis zu bringen und nicht irgendwelche Kleingruppen aufzustöbern. Wenn nur zwei versprengte Gegenspieler irgendwo im Gebüsch saßen, so kümmerten wir uns nicht weiter um sie, sondern zogen weiter, wenn auch entsprechend vorsichtig, damit wir ihnen kein Ziel boten.

 

Ganz umrundeten wir nicht den See. Das Team, dem ich mich für die linke Flankensicherung angeschlossen hatte, machte irgendwann eine Rückwärtsbewegung. So gingen wir wieder zurück zur Supply Position und erfuhren, dass der Angriff erfolgreich abgewehrt worden war.

Nun sollten alle, die schon ein Mal hit waren, zum Respawn-Punkt gehen. Der Zeitpunkt war günstig, denn sie konnten nur wenige Minuten später wieder voll regeneriert ins Spiel zurückkehren.

 

Ich war weder getroffen worden noch hatte ich bis dahin auch nur ein Mal geschossen. Meine Funktion war das Koordinieren des eigenen Platoons und die Kommunikation zwischen dem Kompanieleiter und dem Platoon. Das ist eine Aufgabe, der ich nicht gewachsen bin und die ich auch nicht mehr übernehmen werde. Zum Glück erklärte sich Fox bereit, mir zur Seite zu stehen.

Wir teilten uns die Aufgabe und nahmen beide die Funksprüche auf Englisch entgegen. Ich erklärte dann den Spielern, was los war, während Fox den Kompaniekommandeur informierte.

 

Das Ganze verkomplizierte sich dadurch, dass die zwei anderen Platoons und der Kompaniekommandeur in ihrer Muttersprache – Dänisch – sprachen. Sie kommunizierten ständig untereinander, und obwohl ich etwas Dänisch verstehe, waren wir wie das fünfte Rad am Wagen.

Sie diskutierten untereinander die Vorgehensweise aus und informierten mich danach über die Entscheidung, die sie gefällt hatten. Das war weder für sie angenehm noch für uns. Sie merkten sehr wohl, dass es mir keinen Spaß machte, immer nur mitzulaufen. Aber nicht nur die Sprache war ausschlaggebend. Vielmehr war es die geringe Größe unseres Platoons.

Mit kaum zwanzig Leuten gingen wir in der Masse der beiden anderen Platoons einfach unter. Das war nicht einmal böse gemeint.

Doch ich merkte, wie wenig aktiv ich war. Das kam besonders bei der nächsten Aktion zum Vorschein und war sehr spannend zu beobachten.


Wir hatten uns also wieder gesammelt, um auf neue Anweisungen vom Kompaniekommandeur zu warten. Da begann aus heiterem Himmel ein sehr heftiger Beschuss. Viele Spieler, die gerade erst geheilt worden waren, wurden wieder getroffen und mussten erneut geheilt werden. Ich schmiss mich auf den Boden und schaute mich zuerst nach meinen Leuten um. Fox war hit und lag im Schussfeld der Gegner.

Ich zog ihn und einen anderen Spieler in sicheres Terrain und wartete ansonsten zurückhaltend ab. Zum Glück kam einer der norwegischen Teammitglieder an und rief zu den restlichen Spielern des Platoons, dass sie sich bei mir sammeln sollten.


Als kurz darauf das Platoon bei mir war, realisierte ich: Der Norweger hatte richtig erkannt, dass ich meine Initiative verloren hatte. Durch seinen Aufruf war ich nun geweckt und sagte, dass wir uns jetzt um die rechte Flanke kümmern und den Gegner von der Seite angreifen würden.


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< Grafik 8: 2. Angriff der NAF auf den SP

Mit dem Kompanieleiter vergaß ich das aber abzusprechen – und, ob man es glaubt oder nicht, weder hörte noch sah ich ihn während des ganzen restlichen Spiels.

Obwohl ich mehrfach versuchte, ihn über Funk zu erreichen, klappte die Kontaktaufnahme nicht mehr.


Wir gingen dann jedenfalls mit noch ein paar versprengten Leuten die rechte Flanke um ein paar kleine Tümpel herum und kämpften uns langsam durch den Wald.

 

Dabei konnten wir ein paar Gegner ausschalten. Wir stießen dann weiter vor und machten ein paar echt gut versteckte Stellungen im Wald ausfindig.

 

Es war erstaunlich, wo sich die Gegner überall festgesetzt hatten.

 

Beim Vorstoßen hat sich das Platoon aufgesplittet, und da wir auf keine Gegenwehr mehr stießen, gingen Fox und ich zurück zum SP-Überwachungspunkt. Dort sagten mir die vier Norweger, dass sie nun, nach gut sechs Stunden im Spiel, gerne zurück zur Basis gehen würden, um eine Pause zu machen und was zu essen.

Fox und ich schlossen uns diesem Plan an, und ich meldete uns bei einem der anderen Platoonleader ab. Der wiederum sagte, dass die ganze Kompanie ohnehin zurück zur Basis ging. So waren nur noch die Schweizer und Liechtensteiner Spieler des 1. Platoons der 1. Kompanie im Spiel.

Sie schlossen sich den beiden anderen Kompanien an.


Zurück im Camp, aßen wir erst einmal was. Ich war wegen des wenigen Schlafs der Vortage so müde, dass ich mich hinlegte und mehrere Stunden schlief. Einer aus der Kompanie wollte mich zwar sprechen, aber Fox erklärte ihm, dass ich schlief. Und da die anderen aus dem Platoon noch am Spielen waren, kümmerte ich mich auch nicht weiter drum, als ich wieder wach war.


Aktiv spielte ich an dem Abend nicht mehr. Ich machte mir ein paar Notizen und besprach mit Fox, wie sich die Kommunikation mit dem Kompaniekommandeur optimieren ließ. Außerdem gingen wir durch die Basis und unterhielten uns mit verschiedenen Spielern. Es macht immer wieder sehr viel Spaß, sich mit anderen auszutauschen.


Auch sah ich zwei Leute in gelben Warnwesten bei unserem poldawischen Hauptquartier und fragte sie, ob sie wohl von Berget-Events seien. Sie verneinten. Sie waren von der Kommune und hatten einige Fragen an die Organisatoren. Ich nahm die Begegnung zum Anlass, mich im Namen der Spieler der verschiedenen Nationen bei der Kommune zu bedanken.

Es ist wirklich ungewöhnlich, dass eine Kommune ein solches Event erlaubt. Sicher ist es ein großer organisatorischer Aufwand und mit vielen Verpflichtungen für Berget-Events verbunden. Dennoch ist es klasse, dass Airsoft-Events nicht pauschal abgelehnt werden, wie es etwa bei uns in der Schweiz der Fall ist.


Die Schweizer und Liechtensteiner kamen erst spät abends zurück zur Basis und erzählten voller Freude, wie intensiv der Tag gewesen war. Die Schweizer meinten sogar, dass sie an dem Tag mehr gespielt hätten als in einem Jahr in der Schweiz. Die Liechtensteiner waren die ganze Zeit dabei gewesen und ebenfalls völlig happy. Die
Norweger waren in der Zwischenzeit wieder auf das Spielfeld gegangen und mit ein paar Leuten sogar noch bis in die Nacht hinein am Spielen gewesen.

 

Am nächsten Tag erzählten sie eine wüste Geschichte über eine angreifende Spielergruppe, die völlig überzogen agiert hatte, als sie im Dorf ein Haus stürmen wollte. Das Haus hielten Norweger mit ein paar Kollegen besetzt.

Es wurde zum Schluss so schlimm, dass die Gegner die Norweger sogar ausräuchern wollten. Und als sich die Norweger dann ergaben, um die Situation nicht eskalieren zu lassen, wollten sie Fotos machen, mit den Norwegern als Verlierern und ihnen als Bezwingern.

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Bild 5: Im ehemaligen Dorf JANCO trifft man sich


Diese Leute hatten den Bogen völlig überspannt und sämtliche Airsoftregeln in Bezug auf Fairplay und Verantwortungsbewusstsein außer Acht gelassen. Als die Norweger dieses Erlebnis erzählten, erinnerten wir uns an den Bulgaren, der eine Kompanie der Infanterie übernommen hatte. Er war das absolute Gegenteil einer aggressiven Erscheinung und meinte, dass er noch nie Airsoft gespielt habe, nie in der Armee gewesen sei, aber sehr gute Ideen habe. Das ist eine Person, die imponiert – nicht eine Gruppe, die andere Spieler ausräuchern möchte.


Das scheint mir auch das größte Problem zu sein: Einige Spieler setzen die falschen Akzente. Es geht nicht darum, Krieg zu spielen, sondern ein Sportspiel zu bestreiten.
Sport im Sinne eines geregelten Wettkampfes; Spiel im Sinne einer freigewählten spannungsvollen Tätigkeit.

 

Im Spiel: Tag 3


Der Höhepunkt des dritten Tages war, dass wir am Nachmittag den falschen Bus nahmen.
Nach dem langen und intensiven Spiel des Vortages waren alle Spieler der Infanterie erst gegen 1200 Uhr mittags startklar. Fox und ich waren schon um 0900 Uhr fertig. Wir suchten sowohl den Kompaniekommandeur auf als auch das Zelt des Hauptquartiers (HQ).

An beiden Anlaufstellen herrschte aber völlige Ruhe, niemand verteilte irgendwelche Aufgaben oder schien diesbezüglich auch nur ansprechbar zu sein.


So zog sich das hin, bis gegen 1200 Uhr. Einer der anderen Platoonleader eröffnete mir, dass mein Platoon wieder die Verteidigung der Basis übernehmen und dann erst am Nachmittag wieder aufs Spielfeld gehen sollte.
Im Gegensatz zum Jahr zuvor, wo ständig Angriffe auf unsere Basis stattfanden, war es in diesem Jahr einfach nur langweilig, die Basis zu verteidigen. Wir bewachten das Haupt- und das Seitentor und hatten auch einen vorgeschobenen Beobachtungsposten besetzt.

Außerdem machten wir ein paar Patrouillen. Mal vom Haupt-, mal vom Seitentor aus. Der vorgeschobene Posten hatte ein paar Mal Kontakt zu vermelden, aber nichts Nennenswertes. Es wurde auch immer wieder eine gegnerische Gruppe im Vormarsch angekündigt. Aber es zeigte sich niemand, und so war es alles in allem ein reizloser Tag.


Gegen 1800 Uhr ging ich dann zum HQ und fragte nach, wann und von wem wir abgelöst werden sollten. Als Antwort erhielt ich die Auskunft, dass die Ablösung noch auf sich warten lasse, weil die entsprechende Gruppe noch im Spiel sei und erst in ein paar Stunden zurück erwartet werde. Danach würden diese Spieler erst mal eine Pause machen, so dass wir noch eine ganze Weile die Verteidigung der Basis übernehmen müssten. Das gab ich an meine Leuten weiter, die darüber alles andere als glücklich waren.

Weil ich mich aber nach einer Diskussion im HQ nicht mehr traute, dort vorstellig zu werden, ging der Squadleader der Schweizer los und kam mit einem neuen Auftrag im Gepäck zurück. Er erklärte, dass die Leute der Infanterie wohl fest säßen und nun jemanden bräuchten, der ihnen Entsatz bringen konnte. Wir sollten gegen 2000 Uhr mit Fahrzeugen dorthin gebracht werden und in der Zwischenzeit so viele Leute wie möglich dafür mobilisieren.

 

Ich ging also los und sprach verschiedene Teams an, fand aber niemanden, der mitkommen wollte. So sammelten wir uns am Haupttor und waren gespannt, wer uns zu dem Siedepunkt der Infanterie bringen würde, als zwei Reisebusse auftauchten. Daneben bildete sich eine Traube von Leuten aus gut und gerne 70 oder mehr Personen. Der Squadleader, der sich vorweg für eine Aufgabe im Hauptquartier stark gemacht hatte, meinte grinsend, dass ich ja eine ganze Menge Leute mobilisiert hätte.

Uns schwante beiden, dass da etwas nicht mit rechten Dingen zuging. Verpassen wollten wir aber auch nichts. So schlossen wir uns der Gruppe an und bestiegen einen der Busse.

 

Beeindruckenderweise hat der Busfahrer wirklich genau darauf geachtet, dass niemand mit einem Magazin in der Airsoftwaffe in den Bus stieg. Das war mir sehr sympathisch, zeugte es doch von Verantwortungsbewusstsein. Wir quetschten uns also in voller Montur in die Sessel und ließen uns durchs Gelände chauffieren.

Es ging aber nicht zu einem bestimmten Bereich auf dem Areal des Spielfeldes in Härnösand, sondern zu einem Fabrikareal an der Küste zwischen Älandsvro und Svedje. Dort stiegen wir aus und stellten uns nach Einheiten sortiert auf. Ein Instrukteur trat vor und erteilte uns den Auftrag. Alle Anwesenden sollten gemeinsam einen Professor, der sich in einem Fabrikgebäude befand, ausfindig machen, sichern und evakuieren.


Dass wir unsere Kollegen von der Infanterie unterstützen sollten, davon war keine Rede. Wir hatten eindeutig das falsche Transportmittel bestiegen. Wenn überhaupt, keimte Unbehagen nur in Promillegröße in uns auf. Zu groß war die Vorfreude auf die bevorstehende Mission.



Zwei Stunden waren für die Aktion angedacht. Vorgegeben war auch, keinen Headshoot zu riskieren. Das war absolut tabu. Dies betonte der Instrukteur mehrmals und drohte mit sofortigem Abbruch des Spiels bei Missachtung.
Nachdem der Auftrag der Allgemeinheit mitgeteilt wurde, wurden die Offiziere gebeten vorzutreten. Sie sollten einen Plan ausarbeiten und die verschiedenen Gruppen einteilen. Es mussten Teams für die verschiedenen Aufgaben benannt werden. Wer stürmt das Tor, wer geht von der rechten Seite durch den angrenzenden Wald, wer sichert das Areal etc. Das musste in wenigen Minuten im Vorfeld festgelegt werden.


Weil wir nicht wirklich mit von der Partie waren, ging ich sehr zögerlich zum gemeinsamen Treffpunkt. Da der Instrukteur uns jedoch sehr zur Eile trieb, entschied ich mich, doch aktiv teilzunehmen und den Plan mitzugestalten. Er sah vor, dass eine Gruppe das Haupttor stürmt und danach eine zweite Gruppe einrückt, während eine dritte Gruppe von der Seite her vorstößt.


Ich erhielt den Auftrag, mit meinem Team das Haupttor zu stürmen und zu öffnen. Da wir aber gerade mal aus 14 Spielern bestanden und keinen Engineer hatten, wurden wir kurzerhand von einer etwa gleich großen Gruppe Italiener von den Mountaineers verstärkt.

Dies war umso wichtiger, als sie einen Engineer hatten, der im Spiel über die Fähigkeit verfügt, ein Tor zu öffnen. Wobei man wieder einmal hervorheben muss, dass die Fähigkeiten, die man im Spiel und im Leben hat, sich stark voneinander unterscheiden können.

 

Nachdem wir den Plan besprochen bzw. ihn alle fünf Platoonleader für realisierbar erklärt hatten, wurden die unterstehenden Spieler informiert. Dazu holte ich die Mountaineers zu meinem Platoon.
Da diejenigen, die das Tor öffnen sollten, auch als Erste dort ankommen müssen, gingen wir voran. Wir – die Swiss-Ops – gingen im Buschwerk der rechten Straßenseite, während die Italiener sich an der linken fortbewegten. Wir wollten das Tor sichern, damit der Engineer es öffnen kann. Als wir nur noch ein paar Meter vom Tor entfernt waren, ging vom Gelände her ein Schauer aus BBs auf uns ein und zwang uns in Deckung.


Hinter uns also eine Horde losgelassener BBs bellender Hunde, die darauf warteten, dass wir das Tor öffneten, und vor uns das Gleiche von der gegnerischen Seite. Es gab praktisch einen Stau, den es so schnell wie möglich aufzulösen und dann durch das offene Tor in die richtigen Bahnen zu lenken galt. Initiative kann man natürlich auch dadurch erzwingen, dass man jemanden zwischen zwei Horden stellt.

Entweder löst er die Aufgabe oder er wird plattgemacht. Ich entschied mich dazu, die Aufgabe zu lösen.

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Grafik 9: Das Fabrikareal mit der Position der verschiedenen Teams.


Glücklicherweise hatte der Gegner kein MG auf das Tor gerichtet, so dass wir mit unserer Menge die gegnerischen Spieler relativ leicht verjagen und uns um das Tor kümmern konnten.


Das Tor zu öffnen stellte sich als eine größere Schwierigkeit heraus als das Tor zu erstürmen. Die Torflügel waren mit einem Strick verknotet. Der Engineer konnte sie zwar entknoten, dann musste man aber zusätzlich mit einem Messer den Rest durchtrennen. Der Engineer hatte jedoch kein Messer dabei. So standen wir erst einmal dumm da, bis ich ihm meines reichte. Mann, haben wir in der Situation gelacht: Zwei Mann versuchen eine Schnur zu durchtrennen, während von allen Seiten die BBs um sie herum fliegen. Das ging gar nicht.
Fast hätten wir das Tor wegen solch einer Banalität nicht aufbekommen, und die Mission wäre schon am Tor gescheitert.

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< Bild 6: Erstürmung des ersten Fabrikgebäudes


Das Tor war dann endlich mit einem einfachen Schnitt offen, und die Leute konnten hineinstürmen. Die Schweizer und Liechtensteiner kreuzten von der rechten Torseite nach links zu dem ersten Gebäudeteil.

Es war die Hölle los; alles stürmte auf das Areal, während sich die Gegenspieler in vorbereitete Verteidigungsstellungen zurückzogen. Links war eine größere Halle, in der sich noch zwei kleinere Räume befanden und eine über eine Treppe erreichbare Hochebene.

Die Schweizer drangen in das Gebäude ein, kontrollierten die Räume und kamen wieder heraus. Die Liechtensteiner waren draußen, um zu sichern, und die Italiener waren zu einer Häuserecke vorgedrungen, während die anderen Gruppen überall verstreut waren.

 

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Bild 7: Flankensicherung durch die russische Einheit >

Draußen gab es ein Heidendurcheinander, denn auch von den Dächern gab es reichlich Gegenwehr.

Wir hatten eigentlich unseren Auftrag erfüllt und konnten uns jetzt den anstürmenden Leuten anschließen. Weil aber hinter einer Ecke eine sehr gute Verteidigungsposition aufgestellt war, steigerte sich das Durcheinander zu einem Chaos, das es im Sinne der Mission aufzulösen galt.

Ich sah mir das Ganze an der Ecke genau an und holte mir dann die drei erreichbaren Platoonleader heran, um mit ihnen zu koordinieren, wie wir die Stellung umgehen konnten.

Ich sagte, dass wir ihnen ein Deckungsfeuer geben würden, so dass sie in seinem Schutze auf die andere Seite stürmen könnten.

 

So machten wir es auch und kamen nach einem wirklich heftigen BB-Austausch um die Ecke. Dabei stellte ich wieder mal fest, wie schlecht ich schieße. Ich leerte auf einen Spieler ein ganzes Magazin, ohne zu treffen. Wahrscheinlich zielte ich im Eifer des Spiels zu hoch.

Ne Situation kann ich erfassen, aber nen Schuss nicht gut abgeben.

Als ich dann das Magazin wechseln wollte, nahm er sich die Zeit und schoss auf mich, worauf ich gleich hit war. So kann es gehen.

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 Grafik 10: Schlüsselposition auf dem Fabrikareal

 

Die Leute, die die Straße gequert hatten, wurden massiv vom Dach her unter Feuer genommen. Aber es waren nun so viele unserer Leute an verschiedenen Positionen, dass wir die Gegenspieler von mindestens zwei Seiten unter Beschuss nehmen konnten. So erlahmte langsam der Widerstand und die Medics konnten diejenigen, die hit waren, wieder zurück ins Spiel holen. So auch mich.

Die russische Gruppe konnte nun in das zugängliche Gebäude eindringen, während die restlichen Teams den äußeren Bereich sicherten. Nach ein paar Minuten kamen die Russen raus: Sie hatten den Professor im Schlepptau. Genau dorthin, wo ich mein Platoon zum Sammeln und Absichern hinbeordert hatte, sollte dann auch der Professor hingebracht werden.

 

Der Leiter von Psy-Ops, also des Geheimdienstes, wenn man so will, übernahm von da an das Kommando und bellte ständig rum, was wir anderen Spieler zu tun hätten. Die Russen mussten ein Schutzschild um den Professor errichten, und er wurde hinauseskortiert. Wir gingen leicht voraus und sicherten das Gelände.

Die Italiener sicherten den Gebäudeteil, den wir zuerst untersucht hatten. Praktisch rechneten wir damit, dass es noch mal einen Gegenangriff seitens der Spieler aus der Fabrik geben würde, und hielten auf Anraten des Schweizer Squadleaders ein paar Leute zum Absichern auf dem Gelände. Es war aber unnötig, denn es erfolgte keine Gegenwehr mehr.

Zum Schluss sammelten wir uns wieder in der Ladezone und konnten die Mission als erfolgreich beendet ansehen. Statt zwei Stunden benötigten wir etwas über zwanzig Minuten, was uns ein großes Kompliment vom Instrukteur bescherte. Aber ich darf mich auch fragen, ob ich beim Anstürmen nicht wie manch einer vergessen hatte, dass es bloß ein Spiel war, was wir spielten. Denn so, wie ich vorstürmte, kann man es auch als überzogen ansehen.

 

So löste sich dann der große Pulk auf, und es bildeten sich wieder die Kleingruppen, die sich über das Spiel unterhielten und sich einfach über den Verlauf freuten. Ich ging zu den Italienern, bedankte mich und fragte, wo der Engineer sei, da er noch mein Messer hatte. Er war noch nicht wieder vom Areal zurück, so dass ich das einzige italienische Wort, dass ich kenne – einen emotionalen Ausdruck – anbringen konnte. Das brachte mir einen riesigen Lacher der Italiener ein.

Wir nahmen die Magazine wieder aus den Airsoftwaffen und fuhren mit den beiden Bussen zurück.

 

Als ich den Engineer etwas später beim Aussteigen aus dem Bus traf, erzählte er mir, dass er nicht mehr wusste, wo er das Messer abgelegt hatte. Er bot mir sofort seines als Ersatz an. Aber ich lehnte ebenso spontan wie er das Angebot gemacht hatte ab, weil ich schon das Angebot allein als eine sehr angenehme Geste und als Ersatz genug empfand.

Sehr sympathisch war von ihm, dass er später im Forum unter der Rubrik „Lost and Found“ anfragte, ob jemand das Messer gefunden hatte, damit er es mir zurückgeben konnte. Es meldete sich zwar niemand, aber liebenswürdig war es auf jeden Fall von ihm.

 

Es war ein Highlight, denn in nur kurzer Zeit entwickelte sich ein sehr intensives und dichtes Spielgeschehen. Wieder in der Basis, gingen die Schweizer und Liechtensteiner noch aufs Spielfeld und klinkten sich bei anderen Gruppen ein, während ich mich der Basisverteidigung anschloss. Fox verschwand gleich im Schlafsack. In Gedanken und mit den Emotionen waren wir aber noch eine ganze Weile auf dem Fabrikareal.

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Bild 8: Swiss-Ops der poldawischen 5. Infanterie, 1. Kompanie, 1. Platoon.

 

Im Spiel: Tag 4


Bei der Fahrt vom Fabrikareal zurück zum Spielfeld hatte es merklich zu regnen begonnen. Böse Zungen mögen daher behaupten, dass wir das Spiel nur deshalb in zwanzig Minuten absolvierten, weil wir Weicheier nicht nass werden wollten.

Als wir jedenfalls wieder in der Basis waren, regnete es recht kräftig. Aus diesem Grund entschied ich mich wieder, bei der Verteidigung der Basis auszuhelfen. Ich dachte, mich irgendwo unterstellen zu können. Ich war einfach zu faul, mein Regenzeug zu holen, so dass ich nicht nur in schusstechnischer Hinsicht als blöd gelten darf, sondern auch in lauftechnischer.

 

Es war wieder nichts los an den beiden Toren. Sowohl beim Haupt- als auch am Seitentor blieb alles ruhig. Das einzig Spannende war der Funkverkehr. Ich hörte ab 2300 Uhr den vermehrten Austausch dänischer Spieler, die sich lebhaft über eine Operation namens „Bloody Mary“ unterhielten. Genannt nach dem Cocktail, das gewöhnlich aus zwei Dritteln Tomatensaft und einem Drittel Wodka gemixt wird. Es ließ sich aber nicht erahnen, was gemeint war.

Wenn es sich tatsächlich um eine Absprache über ein Trinkgelage handelte, war es schwer vorstellbar, dass nur zu einem Drittel dem Alkohol zugesprochen werden sollte – obwohl wir Westeuropäer bei Wodka keine so große Abfüllmenge benötigen.

Es ging jedenfalls eine ganze Weile hin und her, und irgendwann, als ich gegen 0100 Uhr im Schlafsack verschwand, war der Funkverkehr auch erlahmt.

 

Als ich am Samstagmorgen um 0900 Uhr aufstand, lag die Basis unter Wasser, und der größte Teil der Spieler war damit beschäftigt, ihre Zelte abzubauen. Die ganze Nacht hindurch hatte es so weiter geregnet wie am Vorabend. Ich ging zu meinem Kompaniekommandeur und stellte fest, dass er und seine dänischen Kollegen schon das Feld geräumt hatten und weggefahren waren! Das legt die Vermutung nahe, dass „Bloody Mary“ wohl das Synonym für „Ich mach mich dünn“ war.

Ich staunte jedenfalls nicht schlecht, als ich sah, dass wirklich schon ein recht großer Teil der Leute ihre Zelte abgebaut hatte.


Ein paar Hartgesottene schienen noch spielen zu wollen und wateten durch den Matsch. Da am letzten Tag eher ein offenes Spiel gespielt wird, war keine Organisationsstruktur mehr vorhanden.


Bei strömendem Regen packten Fox und ich unsere Sachen zusammen. Und weil wir nicht wussten, ob jemand von den Gegnern noch in unser Lager eindringen und rumballern würde, behielten wir vorsichtshalber unsere Schutzbrillen auf. Danach verstauten wir alles in unser Auto. Auch Berget 10 war schon wieder vorbei.

 

Die Nachbereitung


Beim Verlassen des Camps traf ich noch jemanden von Berget-Events an und konnte mich auch bei ihm noch einmal für die Organisation bedanken. Es gab Wasser, Strom, Toiletten und einen Kiosk. Was braucht man mehr für so ein Event?
Im Spiel war die Einführung des Field Hospitals eine deutliche Verbesserung. Das ersparte einem, je nachdem wo man sich befand, lange Wege zurück in die Safezone der Basis.


Dass nur von 0300 bis 0900 Uhr Ruhe im Camp war, damit hatte ich jedoch so meine Mühe. Von Mitternacht an wäre es meines Erachtens sinnvoller gewesen, eine Pause einzulegen, damit man sich im Camp wirklich ausruhen konnte. Die meisten spielten ohnehin noch länger, so dass sie nicht um 0900 Uhr wieder startklar sein konnten.


Auf jeden Fall merkt man, dass Berget-Events wirklich über die Erfahrung verfügen, ein derart großes Spiel zu organisieren. So macht der Rückblick auf 10 Jahre Berget Hoffnung für die nächsten 10 Jahre. Es war eine tolle Leistung der Eventleitung und auch all jener, die angereist waren.


Ich persönlich kann nur resümieren, dass es jetzt mein zweites tolles Event in Schweden war und ich so manche falsche Entscheidung bezüglich des eigenen Equipments traf. Einen guten Schlafsack und gutes Regenzeug sollte man eben mit nach Schweden nehmen … Man weiß ja nie, wie es kommt.

Auf jeden Fall habe ich jetzt schon wieder Lust, mein Zeug für Berget 11 im nächsten Jahr zu packen, um weitere Erfahrungen zu sammeln. Und meine Frau wird froh sein, wenn der pubertierende Spinner wieder ausreist.


Text: Steiny
Grafiken: Steiny
Lektorat: Evgenij Unker, http://www.lektorat-unker.de


Bilderquellen:
Bild 1: Trasher-HU, http://www.shooter.hu/b10/
Bild 2 und 4: ASG
Bild 3 und 8: Steiny
Bild 5, 6 und 7: Magda Piernicka, https://plus.google.com/photos/114795281439506143049/albums/5765081825697059969#photos/114795281439506143049/albums/5765081825697059969

 

 

Und zuguterletzt nochmal ein großes Dankeschön an Steiny vom 6mm Team! -Pydracor