Vorwort:
Dieser Bericht besteht aus viel Text und wenig Bildern. Große Teile des Inhalts drehen sich um theoretische Dinge sowie Grundlagen, welche ich für die Bewertung des ganzen für wichtig halte. Auch sind einige Punkte sicherlich subjektiv und diskussionswürdig, allerdings sind viele Punkte eben Ansichtssache, was eine objektive Auswertung erschwert. Kennt man sich in der Materie aus, kann man den ersten Teil des Berichtes überspringen.
Tuning:
Für Spieler ist sicherlich die Schussleistung einer Airsoftwaffe ein sehr wichtiger Aspekt. Nicht umsonst bietet der Markt ein reichhaltiges Angebot an entsprechenden Tuningteilen, mit welchen sich die Leistung und Haltbarkeit der Waffen nach Wunsch verändern lässt. Allerdings ist hier Vorsicht geboten, der Gesetzgeber schränkt hierzulande die Möglichkeiten ein. Kaufen kann man fast alles, nur was wer wie verändern darf, steht auf einem anderen Blatt. Hierzu möchte ich gar nicht näher eingehen, es sei nur jedem dringend geraten sich kundig zu machen, bevor an der eigenen Waffe gebastelt wird.
Beschäftigt man sich näher mit der Materie, fällt auf, dass es eine Vielzahl von Meinungen und Erfahrungswerten gibt, allerdings kaum aussagekräftige Messungen oder Vergleichstests, was nicht zuletzt an der Angebotsvielfalt am Markt liegt. Auch sind gerade AEGs recht komplexe Systeme, bei denen es stark auf die Abstimmung der Komponenten zueinander kommt. Kurzum, viel „Wissen“ basiert auf Hörensagen, Einzeltests bzw. Erfahrungswerten ohne Allgemeingültigkeit und zum Teil einfach auf Glauben. Entsprechend viel Diskussionspotential bietet die Thematik. Anfänger sind oft in dem Irrglauben, dass „Mehr Joule = mehr Meter“ bedeuten. Fakt ist aber: Die Mündungsenergie alleine sagt nicht besonders viel über die Reichweite einer Airsoftwaffe aus. Ein gängiges Beispiel für ein wirklich gut abgestimmtes System ist z.B. die TM M14. Trotz „nur“ 0,8-0,9 Joule erreicht die Waffe eine traumhafte Reichweite welche viele Waffen, trotz Leistungen von 1,5-2 Joule, einfach nur alt aussehen lässt. Seinerzeit konnte ich selbst einen Vergleichstest machen: Meine auf 1,5 Joule Leistungsgesteigerte TM M14 gegen eine frisch aus der Verpackung genommene „Stock“ TM M14 eines Teamkollegen. Das Ergebnis war im Grunde ernüchternd: Ich hatte lediglich einen kleinen Reichweitenvorteil von knapp 5 Meter. Der einzig wirklich bemerkbare Unterschied lag in der „Reisegeschwindigkeit“ meiner Kugeln. Ein Vorteil im Spiel, besonders bei sich bewegenden Zielen, aber in Punkto Reichweite war der Unterschied wie gesagt eher gering.
Deshalb möchte ich zunächst einmal auf einige Faktoren allgemein eingehen, bevor es zum eigentlichen Test übergehe.
Der Lauf:
Bei Airsoftwaffen ist der Lauf eigentlich nicht viel mehr als ein Rohr mit einem Ausschnitt für das Hopup Gummi. Felder und Züge, die bei echten Waffen dem Projektil eine Rotation vermitteln, findet man hier idR. nicht, da diese Funktion die Hopup Unit übernimmt (allerdings auf eine andere Art und Weise). Tatsächlich ist es so, dass die BB den Lauf nicht einmal berührt. Die Druckluft, welche von der Gearbox erzeugt wird, bildet sozusagen ein Luftpolster, welches die BB am Hopupgummi vorbei aus dem Lauf treibt. Deshalb ist es wichtig, dass der Lauf sauber gefertigt ist, damit keine unnötigen Verwirbelungen entstehen oder die BB sogar den Lauf berührt. Auch unter einfachen Verunreinigungen im Lauf können die Reichweite und Präzision leiden. Der Innendurchmesser des Laufes ist meiner Meinung nach für die Präzision selbst eher unerheblich, allerdings kann bei einem engeren Durchmesser weniger Luft an der BB vorbei strömen wodurch die Mündungsenergie etwas steigt. Erfahrungsgemäß kann man hier in etwa 5-15 FPS herauskitzeln.
Das Hopup:
Einen wichtigen Einfluss auf die Reichweite einer ASG hat das Hopupsystem. Die BB wird in eine Rotation um die eigene Achse versetzt, in diesem Fall entgegengesetzt der Flugbahn. Dies hat zur Folge, dass auf der Oberseite der Kugel ein Unterdruck entsteht und die Kugel sich in diese Richtung bewegt, also nach oben. Richtig eingestellt gleicht der so genannte Magnuseffekt die Schwerkraft aus lässt die BB dadurch länger geradeaus fliegen. Stellt man das Hopup zu stark ein geht die BB nach oben weg. Der Magnuseffekt tritt natürlich auch auf, wenn man die Waffe beispielsweise um 90 Grad gedreht abfeuert, dann allerdings bewirkt er dass die BB je nachdem nach rechts oder links abdriftet und man quasi um die Ecke schießen kann, allerdings bei einer kürzeren Reichweite, da die Schwerkraft in diesem Fall nicht im gleichen Maße ausgeglichen wird. Auch verbessert die Rotation um die eigene Achse auch die Stabilität der Kugel im Flug und damit die Präzision als solche. Zu guter letzt dichten sowohl der Hopup Gummi als auch die Hopupunit selbst das System rund um das Nozzle ab.
Bei herkömmlichen Hopups ist die eigentliche Kontaktfläche des Gummis mit der BB relativ klein, ragt aber relativ tief in den Lauf hinein. Das hat den Effekt dass die BB relativ stark abgebremst wird, bei einem voll eingedrehten Hopup kann das gerne mal 1/4 der Energie kosten. Nicht ohne Grund wird beim chronen das Hopup normalerweise ganz herausgedreht. Seit einigen Jahren gibt es nun so genannte „Flat Hopups“ am Markt, z.B. das R-hop. Vereinfacht gesagt wird hier eine größere Fläche zur Erzeugung des Dralls genutzt, meist z.B. über das gesamte „Fenster“ im Lauf. Der Vorteil an diesem System ist das die Kugel „sanft“ und gezielter, über eine längere Strecke in Rotation versetzt wird und dadurch die Reichweite und Präzision verbessert werden, auch dadurch, das die BB bei dem Kontakt mit dem Hopupgummi nicht so stark abgebremst wird und somit eine höhere Mündungsenergie erzielt wird.
Die Reichweite:
Die effektive Reichweite einer AEG lässt sich für mich nicht einfach in einer Entfernungsangabe ausdrücken, denn neben den einzelnen Faktoren wie Energie, Kugelgewicht usw. ist die Einstellung des Hopups eine recht subjektive Sache, ebenso wie groß das Ziel sein darf. Man kann die Einstellung so vornehmen, das die Kugel eine möglichst gerade Flugbahn hat, welche am Ende einfach abfällt. Diese „normale“ Einstellung hat den Vorteil, dass die Visierung zur Flugbahn besser passt und ein gezielter Einzelschuss leichter ist. Man kann das Hopup allerdings auch so einstellen, das man einen gewissen „Overspin“ erhält, d.h. die Rotationskraft der Kugel etwas stärker als für den Ausgleich der Schwerkraft nötig ist. Ziel dieser Einstellung ist es die BB so fliegen zu lassen, dass sie im letzten Drittel der Flugbahn leicht nach oben driftet um anschließend normal wieder abzufallen. Durch diese „wellenförmige“ Flugbahn der BB wird dir Reichweite merklich verbessert, allerdings mit dem Nachteil, dass man seine Visierung nur auf eine bestimmte Entfernung sauber einstellen kann. Man muss also für die meisten Distanzen grob zielen und ggf. korrigieren. Trotzdem bevorzugen viele Spieler diese Einstellung, da die Präzision der Waffe auf größere Distanzen ohnehin noch von anderen Faktoren (BB Qualität, Wind etc.) abhängig ist und man deshalb ohnehin mehrere Schüsse auf ein Ziel abgibt, um die tatsächliche BB Flugbahn zu verfolgen.
Das Tuningkit aus dem Land der Tulpen:
Auf Grund der positiven Erfahrungen meiner Bekannten wollte ich die Maple Leaf Buckings selbst ausprobieren. Im Gespräch mit Barry von
www.skirmshop.nl, selbst Spieler und Bastler, bot dieser mir einen Test an, allerdings empfahl er mir gleich eine neue Hopup Unit und einen Tuninglauf zu verbauen. Da er in seinem Shop ebenfalls den Zusammenbau des ganzen anbietet, wählten wir damit eine „Drop in“ Lösung. Der Vorteil: Die bestellten Komponenten werden fertig zusammengebaut angeliefert und komplett ausgetauscht. Hier muss jeder für sich entscheiden, ob man die für den Service anfallenden 15€ bereit ist zu investieren, oder lieber selbst Hand anlegt. Die Lieferung selbst ging sehr zügig vonstatten, Mittwoch bestellt, Donnerstag zusammengebaut, Freitag wurde das Paket der niederländischen Post übergeben. Bei mir klingelte am darauf folgenden Dienstag der Paketbote.
In meinem Fall wurden folgende Komponenten verwendet:
-Maple Precision Barrel 6,03mm (410mm), 35,00 €
-Lonex enhanced Hopup Unit V3, 19,95 €
-Maple Leaf Flathop bucking, 11,95 €
-Maple Leaf Nub, 6,95 €
Macht zusammen 73,86 € plus Zusammenbau plus Porto.
Da das Ganze bereits zusammengebaut angeliefert wurde, kann ich nur bedingt etwas zum „Unboxing“ und Materialeindruck sagen: Der Lauf ist aus Edelstahl und wirkt sehr hochwertig verarbeitet, die Hopup Unit ist aus einer Aluminiumlegierung gefertigt und wirkt ebenfalls hochwertig.
Maple Leaf Hopup Buckings:
Die Maple Leaf Hopup Buckings greifen im Grunde das Prinzip der Flat Hopups auf, allerdings wird hier eine keilförmige Fläche verwendet, welche zudem durch eine Art bogenförmige Führung die Kugel weiter stabilisiert. Die Maple Leaf Buckings gibt es in verschiedenen Ausfürungen, welche an die Leistungswerte der Waffen angepasst sind. Neben den zu erwartenden Verbesserungen in Sachen Leistung und Reichweite ist der große Vorteil der Maple Leaf Buckings, dass sie als normales Hopupbucking ausgeführt sind und somit lediglich gegen den vorhandenen HU Gummi ausgetauscht werden können. Zudem bietet Meaple Leaf einen zusätzlichen „nub“ an, also das kleine Teil welches das Gummi in den Lauf drückt. Auch dieses ist an der Kontaktfläche flach ausgeführt, was dem System zu gute kommen soll. Ein weiteres Feature des Maple Leaf Buckings sind zwei „Wülste“ auf der Außenseite, welche für eine zusäzliche Abdichtung innerhalb der Hopupunit sorgen sollen.
Das Maple Leaf Bucking im Detail.
Der Einbau:
Da die Komponenten ja bereits fertig zusammengebaut angeliefert wurden, gab es selbstverständlich auch keine Probleme bzgl. der Passgenauigkeit der Teile untereinander.
Der Einbau in meine LCT AS Val lief ebenfalls problemlos. Allerdings sitzt bei der Lonex Hopup Unit das Zuführröhrchen zum Magazin etwas weiter Richtung Lauf. Dadurch klappte das einhaken der Magazine zunächst nur mit Kraftaufwand. Schlussendlich schleifen sich die Magazine allerdings schnell an der betreffenden Stelle ein, so dass dies nach 3-4 Magazinwechseln kein Problem mehr ist. Die Spuren am Magazin sind unschön, aber für mich verschmerzbar.
Der Test:
Als Testwaffe verwendete ich meine LCT AS Val, da selbige zum Testzeitpunkt erst ein paar Wochen alt war und keinerlei Veränderungen erfahren hatte. Zudem hat die Waffe frisch aus der Box bereits eine sehr gute Leistung, was den Test in meinen Augen aussagekräftiger macht, da sich von Anfang an im oberen Leistungsbereich bewegt wurde. Auch ist hier „ab Werk“ ein 6,03mm Lauf verbaut, so dass der wirkliche Unterschied im Hopupbucking liegt.
Der Testablauf wurde zweimal durchgeführt, zunächst ohne, dann mit dem „Tuning Kit“.
Zunächst wurde die Waffe mit Fireball 0,2 Gr. BBs (Mittelwert aus 10 Testschüssen) bei herausgedrehtem Hopup gechront. Anschließend wurde das Hopup auf 0,25 Gr. LCT Bio BBs ohne overspin eingestellt und die Reichweite gemessen. Abschließend wurde die Waffe nochmals mit der finalen Hopupeinstellung gechront (Ebenfalls 10 Testschüsse). Geschossen wurde auf einer weitläufigen Wiese bei leichtem Seitenwind.
Leistung mit 0,20Gr BBs (kein Hopup): Vorher: 403fps; Nachher: 409 fps
Leistung mit 0,25Gr BBs (Hopup eingestellt): Vorher: 341fps; Nachher 364 fps
Reichweite in Metern: Vorher: ca. 40m Nachher ca. 50 Meter.
Desweiteren habe ich ohne genauere Messungen jeweils das Hopup mit overspin eingestellt, so wie ich die Waffe im Spiel benutzen würde. Die Reichweite verbesserte sich etwa im gleichen Verhältnis. Man erreicht also durchaus 60 Meter mit einem den Spielbedingungen angepassten Hopupeinstellung.
Die Präzision: Bei beiden Setups war die Präzision meiner Meinung nach sehr gut. Ein Ziel von etwa 1m x 0,5m wurde auf Maximaldistanz mindestens mit dem dritten Schuss getroffen, zum Teil lag dies aber an den suboptimalen Testbedingungen (leichter Wind). Ein Scheibentest, z.B. auf 10 Meter Distanz, finde ich wenig aussagekräftig da dies einfach nicht den Spielbedingungen entspricht.
Das Ergebnis:
Auch ohne labormäßiges Testsetup lässt sich somit eine Leistungsverbesserung durch den Einbau der Komponenten feststellen.
Etwas 10 Meter effektive Reichweite mehr ist durchaus bemerkenswert und sicherlich ein großes Plus auf dem Spielfeld. Theoretisch fällt der Reichweitenvorteil noch größer aus, wenn man ein schlechter abgestimmtes System als Ausgangsbasis nimmt.
Beachtenswert ist der FPS Unterschied bei eingestelltem Hopup. Hier sieht man am deutlichsten den Vorteil des Maple Leaf Buckings, denn der FPS Vorteil erklärt u.a. die höhere Reichweite.
Fazit:
Ich bin der Empfehlung von Barry von skirmshop.nl gefolgt und wurde nicht enttäuscht. An dieser Stelle noch einmal herzlichen Dank für das Testsetup!
Die Maple Leaf Buckings sind bei mir nun die erste Wahl und ich werde nach und nach meine Spielwaffen entsprechend umrüsten.