Bewegungsabläufe bei der Kolonnenformation
Generell etwas zum Text und Schreibstil: Auch wenn die Sätze eher wie eine Anweisung wirken, sind sie als Empfehlung gedacht. Ich möchte niemandem was aufzwingen.
Ich möchte aber dazu beitragen, sie konsequent umzusetzen, so man eine Entscheidung getroffen hat. Zur Umsetzung ist wiederum eine Anweisung nötig.
Anweisungen sind aber nur dann sinnvoll, wenn man sich vorher auf ein einheitliches Vorgehen geeinigt hat. Einigt man sich auf ein gemeinsames Vorgehen, macht aber danach was man will, hebt sich auch die Anweisung auf.
Formationen im Gelände - Bewegungsablauf
Bewegt man sich in einer Gruppe in einer geordneten Struktur, sollte man sich auch bei einem Kontakt noch strukturiert verhalten - so man das so festgelegt hat.
Welche Struktur man auch immer vornimmt, jeder sollte sich der Struktur bewusst und im Klaren sein.
Hat man eine Formation, eine Bewegung oder einen Ablauf festgelegt, legt man in der Praxis ein paar Kieselsteine auf den Boden um darzustellen, wovon man redet. Unerfahrene Spieler profitieren davon. Manchmal ist man aber auch selber ein wenig irritiert und bringt die Begriffe Kolonne und Linie durcheinander.
Voraussetzung: Spieltyp des missionsorientierten Mannschaftsspiels. Ich verstehe darunter ein Spiel, bei dem es
primär um die Erfüllung eines Mannschaftsziels geht. Ziel ist
nicht, die meisten gegnerischen Spieler zu treffen oder die meisten Magazine zu verschießen.
Für das Berget-Event in Schweden haben wir verschiedene Bewegungsabläufe von Formationen einstudiert.
Wir haben uns vorgestellt, dass eine Gruppe von 10 Spielern von Punkt A nach Punt B laufen soll. Aufgrund des Geländes legt der Teamleader fest, dass man sich am besten in einer Kolonne bewegt.
Es stellen sich folgende Fragen:
1. Wer nimmt welchen Platz in der Kolonne ein?
2. Wer sichert welchen Bereich?
3. Wie reagiert man auf einen Kontakt?
4. Welche weiteren Aspekte kann man berücksichtigen?
5. Welche Schlussfolgerungen gibt es zu machen?
1. Wer nimmt welchen Platz in der Kolonne ein?
Eine Kolonne bewegt sich in eine Richtung wobei die Spieler hintereinander laufen. Obwohl der Teamleader die Kolonne leitet, übernimmt er nicht den vordersten Platz. Viel mehr ist er etwa in der Mitte der Kolonne. Aber in jedem Fall immer hinter dem MG-Schützen. Der MG-Schütze ist die "persönliche" Deckung des Teamleaders, was beim Aufsplitten der Kolonne besonders zur Geltung kommt.
Hinter dem Teamleader ist der Sniper (so er vorhanden ist). Fällt der Teamleader aus, ist der Sniper der Stellvertreter. Dadurch, dass er neben dem Teamleader die meiste Übersicht hat, sollte er die Funktion am besten übernehmen können. Wird ein anderer Spieler als stellvertretender Teamleader gewählt, so bewegt er sich anstelle des Snipers hinter dem Teamleader.
2. Wer sichert welchen Bereich?
Jeder Spieler hat einen Bereich den er sichert, bzw. den er fokussiert im Auge behält. Der erste Spieler der Kolonne sichert nach vorne, der zweite Spieler sichert nach links, während der dritte Spieler nach rechts sichert (natürlich kann der 2. Spieler nach rechts und der 3. nach links sichern). Danach wird abwechselnd der Sicherungsbereich von den dahinter gehenden Spielern wahrgenommen. Der letzte Spieler sichert nach hinten.
Eine Ausnahme macht bei der Anzahl von Gruppen von mehr als acht Spielern der Teamleader. Bei Gruppen von über acht Spielern entfällt der Teamleader als sichernder Spieler. Er ist dann primär mit der Koordinierung der Gruppe bzw. mit der Kommunikation mit den anderen Gruppen beschäftigt.
Ist eine Gruppe mit weniger als acht Spielern besetzt, überwacht der Teamleader einen Sicherungsbereich.
Muss die Kolonne stoppen, geht jeder in unmittelbarer Nähe seiner Position in Deckung, und bewegt sich zu der Seite, die er sichert. Selbst, wenn auf der gegenüberliegenden Seite der eigenen Position gegnerische Spieler zu hören sind, wird der Sicherungsbereich aufrecht gehalten. Es kann eine Ablenkung sein oder was auch immer.
3. Wie reagiert man auf einen Kontakt?
Trifft diese Kolonne auf einen gegnerischen Kontakt, wird nach den Vorgaben des Teamleaders gehandelt.
Kontakt erwidern
Selbstverständlich geht man davon aus, dass bei einem Kontakt mit gegnerischen Spielern die Konfrontation gesucht und zurückgeschossen wird. Um aber die volle Anzahl Spieler, die zurück schießen soll auszunutzen, bewegt sich jeder Spieler an einen bestimmten Platz.
Man will ja vermeiden, den eigenen Mitspieler in den Rücken zu schießen. Man möchte auch weder zu weit weg von der eigenen Gruppe sein, als auch zu dicht neben dem Teamkollegen.
Kommt es zu einem gegnerischen Kontakt (oder zu einer Anweisung durch den Teamleader) eine Linie zu bilden, schwärmt jeder Spieler in die Richtung aus, die er Abdeckt.
Blickt ein Spieler nach rechts, dann geht er auch nach rechts um die Linie zu bilden. Der Fixpunkt der Linie ist der erste Spieler der Kolonne.
Da der Teamleader keinen Überwachungsbereich abdeckt, läuft er mit dem MG-Schützen mit. Gibt es keinen MG-Schützen, wir ein Deckungsspieler bestimmt, an den sich der Teamleader halten wird (siehe Grafik 1).
Grafik 1: Bewegungsablauf von einer Kolonnenformation in eine Linienformation.
Kontakt umgehen
Die Reaktion bei einem Kontakt bzw. bei der Sichtung gegnerischer Spieler kann aber auch anders ausfallen.
Dies ist abhängig vom Auftrag. Hat man einen VIP zu begleiten, kann durchaus ein Rückzug oder eine Umgehung vom Teamleader veranlasst werden. Oder das Gelände ist völlig unbekannt und der Angriffsbereich unklar. Dann kann es sinnvoll sein, eine Position vorzuziehen, die an einen Igel, erinnert.
Gibt er Teamleader die Anweisung, in eine Igelposition zu gehen, dann bewegen sich die Spieler, bis zum Teamleader und dann in die Richtung in die sie gesichert haben. So bildet sich rund um den Teamleader ein Kreis von Spielern (siehe Grafik 2).
Grafik 2: Bewegungsablauf zum einigeln.
Beim Ausprobieren im Gelände ergab sich die Situation, dass die ersten zwar genau hörten, was der Teamleader sagte, die Spieler aber hinten nur hörten: „Kontakt links.“ Entsprechend bewegten sie sich nach links zum Absichern. Das der Teamleader einen Igel wollte, bekamen die zwei nicht mit – und schwupp waren sie weg!
Bei der Auswertung wurde dann treffend gesagt: "Erst nach vorne laufen, wo der Teamleader ist und danach erst überlegen, auf welche Position man sich begibt. Dann hat es auch der Teamleader danach leichter zu entscheiden was man macht. Ob man dann flankiert, vorrückt, sich zurückzieht oder was auch immer."
4. Welche weiteren Aspekte kann man berücksichtigen?
Abstände
In einer Kolonne von gut einhundert Spielern sind Abstände von zwei Metern realistisch. Bewegt sich aber eine kleinere Gruppe, z.B. 10 Spieler in einer Kolonne im Rahmen eines Auftrages, dann sind zwei Meter deutlich zu nah beieinander. Zumindest die ersten zwei Spieler sollten einen Abstand von 10 Metern einhalten.
Bei kleinen Teams, wo nur vier bis fünf Spieler unterwegs sind, in einem kleineren und überschaubaren Gelände, kommen 10 Meterabstände nicht in Frage. Da sind drei bis vier Meter eventuell schon viel. Man muss das von den Gegebenheiten im Areal abhängig machen.
Ausscheren
Personen, die eine Art Ausscherfunktion übernehmen und immer wieder spontan aus der Kolonne ausscheren um sich schnell einen Überblick über die Situation zu machen, müssen beim Formieren berücksichtigt werden. Diese Spieler melden sich vor dem „Marsch“ an. Wenn das jemand machen möchte, sollte das in Absprache mit dem Team gemacht werden.
Ich selber bin ein Befürworter der Doppelsicherung. D.h. ich würde immer zwei Leute zum Ausscheren senden. Wenn diese Personen mit in der Kolonne sind, dann müssten sie sehr weit vorne laufen. Sind die beiden ausgeschert, und nur noch der MG-Schütze und der Teamleader vorne, müssten eventuell weitere Personen vorne mitlaufen. Das wiederum verlagert den Teamleader weiter nach hinten, was ungünstig ist, da der Teamleader dann zu weit weg ist von der Spitze der Kolonne.
Information
Über allem steht der Informationsfluss. Wenn der Teamleader eine Anweisung gibt, dann müssen alle im Team darüber in Kenntnis gesetzt werden. Erst danach wird die Anweisung umgesetzt. Sonst kommt es vor, dass die ersten losrennen, während die letzten noch garnicht wissen, um was es geht.
Aus diesem Grund ist eine Funkverbindung gut. Bei kleineren Gruppen von vier bis fünf Spielern hört das zugerufene jeder. Bei einer Gruppe von 10 Spielern, die eventuell einen Abstand von fünf Metern zueinander haben, ergibt sich schnell eine Kolonne von 50 Metern. Da hört der erste in der Kolonne etwas, was der letzte noch lange nicht mitbekommt.
5. Welche Schlussfolgerungen kann man machen?
Bei den Formationen hat .aZtec meiner Meinung nach eine gute Zusammenfassung geboten:
"Der Sinn so einer Formation ist offensichtlich:
- Man bietet ein weniger leichtes Ziel.
- Man kann eine annähernde Rundumsicherung im gesicherten Fußmarsch anwenden.
- Man kennt seinen Sektor und kann daher fokussierter sichern als wenn man einfach in die Luft schaut, weil man nicht weiß was der Rest abdeckt.
- Die Koordination für den Kdt ist leichter." (.aZtec, 2013)
Das gilt auch, wenn sich eine Formation bewegt. Egal welche Bewegungsabläufe die Formation vornimmt, die Sicherungsabläufe werden konsequent beibehalten.
Wenn es heißt bei Kontakt sammeln, dann sammelt man sich um den Teamleader herum. Das macht es für alle einfacher - nicht nur für den Teamleader.
Gibt es Spieler, die Ausscheren oder selber agieren wollen, wird das mit dem Team vorher abgesprochen.
Man kann die Formationen als reines Bewegungselement betrachten aber auch als Deckungselement, wenn man einen VIP begleiten soll.
Grüsse
Steiny
Quelle:
.aZtec, 2013,
Taktik beim Airsoft 1
Alle Grafiken by Steiny© 2013