Mal wieder eine ausgesprochen interessante Neuerscheinung aufgetan, die meines Erachtens nach in den ganzen Newsbomben und tollen neuen Modellen ein wenig unterging.
Die Umarex/VFC
Walther PPQ (
Polizei
pistole
Quick Defense)
Ganz still und heimlich hat sich VFC (im Auftrag von Umarex, in deren Konzern sich bekanntermaßen auch Walther tummelt) an eine Replik einer brandneuen Waffe gegeben. GBB-Kurzwaffen sind ja relatives Neuland für VFC [vor Jahren gab es mal einen genialen
MEU-Kit für die Marui und seit einigen Monaten gibt es (im Ausland) eine von Cybergun lizensierte Version der S&W M&P9, leider nur in Vollauto. Lt. VFC ist derzeit keine Semi-only-Variante in Planung oder Produktion].
Somit war ich auf die Premiere sehr gespannt.
Warum brandneu? Die PPQ gibt es schon seit 2011 im Markt, ist schon bei einigen Länderpolizeien im Einsatz und 007 hat sie auch schon präsentiert. Im Februar dieses Jahres wurede die M2 der Öffentlichkeit auf der Shot-Show präsentiert. Es handelt sich hier um eine leicht überarbeitet Version, bei welcher der Ambiflügelhebel am Abzugsgehäuse gegen einen konserativen Releasebutton für die Magazinentnahme getauscht wurde. Auf Wunsch der amerikanischen Käuferschaft; hier ist die Waffe so (noch) nicht zu haben.
Nun wieder zur Replik:
Für mich hatte der Name Walther im Airsoftbereich immer so einen faden Beigeschmack...die bisherigen Modelle von Maruzen, also P99 und PPK/S haben mich nicht vom Hocker gehauen. Es gab keine Alternativen von anderen Herstellern, somit schwanden die aus meinem Fokus. Letztes Jahr ein Lichtblick mit der WA2000 von Ares, aber die ist preislich natürlich eine ganz andere Liga und (nur) eine Spring.
Um so größer war die Überraschung, als nun die VFC PPQ vor rund einer Woche still und heimlich in Deutschland an die ersten Händler ausgeliefert wurde. Übrigens exclusiv hier (und wahrscheinlich in den Staaten), die Asiaten schauen m.W.n. fürs Erste in die Röhre.
Lieferumfang:
Ein vergleichweise kleiner Karton im Design der High-Grip-Griffoberfläche. Schön! Ein bisschen isst das Auge beim Kauf bzw. beim Versandpaketöffnen ja mit:
Reservemagazin hatte ich gleich mit geordert.
Beim Öffnen dann ein wenig Ernüchterung:
Die Waffe in einer dicken Plastiktüte eingepackt,ein deutsches Anleitungsheftchen, sonst nichts. Das gesteckte Kartonteil im Vordergrund dient der Fixierung.
Jetzt kann man drüber streiten, ob Gimmicks wie ProbeBBs (die von Marui sind echt gut
), Reinigungsstäbchen, Loader und Innensechskantschlüsselchen dabei sein müssen und ob die Waffe wirklich in Hartschaum gebettet sein muß. Letztlich erhöht das auch den Preis.
Als Transportverpackung hat es seinen Zweck erfüllt, die Waffe kam unversehrt bei mir an.
Der erste Eindruck:
Sehr kompakt, leicht!
Paßt in meine Hände (Handschuhgröße 9-10) perfekt. Somit bedaure ich persönlich nicht, daß nicht wie beim scharfen Pedant Wechselbackplates im Lieferumfang waren (dazu später mehr).
Haptik hervorragend, das Polymer des Griffstücks fühlt sich wertig an, das Stippling im abgeschnittene-Fingernägel-Design, auch HI-GRIP genannt, erlaubt eine sehr sicheren Griff. Der Slide scheint aus einer Magnesiumlegierung und steht in der Verarbeitung einem PGC, Prime oder Shooters Design in nichts nach: Alle Markings sind sauber eingelassen. Lediglich am Verschlußstück des Metallouters ist das Waltherlogo aufgedruckt.
Auf der Rückseite finden sich ebenfalls diverse Markings:
Oben die fortlaufende Seriennummer, unten die Faketransponderabdeckung! Der große Spalt zwischen Grifstück und Schlitten verursachte erst leichtes Stirnrunzeln bei mir; ein Blick aufs Original zeigte mir aber, daß das "so gehört".
Einen außenliegenden Hammer gibt es, wie bei der Glock, nicht. Es handelt sich bei der PPQ um eine reine Singleactionpistole.
Edit: Der Spalt hat mir doch keine Ruhe gelassen, er ist ja doch recht präsent im Vergleich zur Vorlage. Er hat einen technischen Hintergrund!
Die Blowbackmimik baut vergleichsweise hoch, deshalb gab gibt es nur diese Option:
a. Man hätte die Rückplatte entnehmbar gestalten müssen. Nachteile wären 1. Verlustgefahr und 2. Bruchgefahr Platte bzw. Beschädigung der Aktoren bei "Vergessen" der Demontage
b. man lebt mit dem Spalt, welcher einfach konstruktiv bedingt ist.
Zur Verdeutlichung auch hier zwei Bildchen
Wie beim Original ließe sich die Backplate tauschen, nach austreiben eines Hohlsplintes läßt sich das Teil abnehmen
Ließe deshalb, weil ich nicht weiß, ob die Originalen passen und wo ich sie (bezahlbar) einzeln herbekomme. Aber wie oben bereits geschrieben: Für mich stellt sich die Frage nicht.
Edit: Bei der Realsteel sind die Backplates der P99 ebenfalls passend. Diese dürften deutlich leichter zu bekommen sein bzw. die des Signalpendants. Ich kann es nicht selbst überprüfen, wäre aber sicher einen Versuch wert.
Nun noch ein Blick auf die sehr dezent und sauber aufgebrachten Markings, Kaliberangabe und
Nettes Detail ist der Hülsenauszieher, nicht nur angeformt, sondern wirklich ein einzelnes Teil.
Der Ambisliderelease funktioniert übrigens, somit ist die PPQ eine der wenigen Airsoftwaffen, welche ich einem Linkshänder ans Herz legen würde. Der Magreleasebutton läßt sich nach rechts umsetzen, dazu später mehr.
Bevor ich zu den inneren Werten komme, noch ein Vergleichsbild, wie groß (oder viel mehr kompakt) sie wirklich ist
Eine PX4 hätte sicher noch gut in die Reihe gepaßt...also von den Abmaßen ist die PPQ etwa wie die Glock 19.
Zerlegt wird sie wie eine Glock: Magazin entnehmen, Sperriegel hochziehen, Schlitten nach hinten ziehen und dann einfach nach vorne abziehen.
Somit ist man in Sekunden am Hop-Up am Outerbarrel und der vermeintliche Nachteil eines fehlenden Werkzeuges a la KWA egalisiert sich. Immerhin braucht man im Gegenzug keins.
Da wird es an dem altbekannten Rädchen eingestellt.
Das Hop-Up selbst war eine faustdicke Überraschung, es ist, wie bei der KWA HK45 ein V-Gummi. Keine Ahnung, wie die "richtig" heißen; früher gab es das mal als BAX, aber nur Fixed.
Hier sehr schön zu sehen:
Und hier noch einmal leicht überbelichtet zur Verdeutlichung:
Um den Inner und Hop-Up aus dem Outer zu bekommen, muß man die HU augenscheinlich zerlegen. Ohne Gewalt habe ich die Einheit so nicht entnehmen können. Untersuchung folgt zu einem späteren Zeitpunkt.
Ein Blick aufs System, offensichtlich sind besonders beanspruchte (Klein)teile aus Stahl. Der Magnet hatte 2x angebissen.
Die mit dem Pfeil gekennzeichnete Innensechskantschraube fixiert den Magcatch; um den Button umzusetzen, muß diese gelöst werden. Für mich stellt sich die Frage nicht, im Anhang* findet sich ein Link, wie das genau bewerkstelligt wird.
Noch ein Blick aufs System:
Wie bereits erwähnt, ist die Waffe sehr leicht, mit vollem Magazin komme ich gerade mal auf 640g. Trotzdem recht nah am Original, die wiegt ohne Magazin nämlich auch nur (je nach Ausführung) zwischen 625g und 695g.
Wie verteilt sich das?
Kurze Übersicht:
...und als Überleitung noch das Magazin
welches sich mit 4,5g Gas und 22BBs bestücken läßt.
Keine Besonderheiten zu vermelden! Schöne Markings, beim Befüllen geht (zumindest bei Flaschen mit Plastikfüllstück) absolut nichts daneben, dank der beliebten Laderille ist auch kein Loadingtool vonnöten:
Nun zur Praxis:
Der Recoil ist angenehm bissig, die Waffe klingt etwas dumpf und trotzdem laut. Rearsight läßt sich durch Lösen einer Schraube im Innern des Schlittens begrenzt justieren.
Ein Magazin läßt sich ohne Probleme durchtackern. Ok, bei 18° Außentemperatur nicht wirklich aussagekräftig. Ich habe das Protech Greengas benutzt:
Meine ersten Messungen mit herausgedrehtem Hop-Up lagen mit .2g Exel-BBs zwischen 285 FPS, erster Schuß und 238 FPS letzter Schuß. Was Werten zwischen etwa 0,8 bis 0,5J entspricht.
Wahrscheinlich läßt sich mit etwas schweren BBs noch etwas mehr Energie für eine stabilere Flugbahn rauskitzeln. Mit eingestelltem Hop-Up habe ich keine Abweichung gemessen. Ich habe testweise nach Ermittlung der Trefferlage auf einige Zigarettenschachteln auf etwa 15m geplinkt; erster Eindruck: Hervorragend, keine sichtbaren Ausreißer.
Zum Thema tackern:
Ich war sehr gespannt, ob VFC die vielgepriesene Abzugscharakeristik auf die Replik übertragen konnte: They did it!
Ich habe selten soviel Spaß beim Rausknattern gehabt, der ultrakurze und kratzfreie Abzugsweg sind ein Gedicht. Bei einer Stockwaffe habe ich sowas bei Airsoft noch nicht erlebt.
Die ActionAir-Szene sollte unbedingt ein Auge auf die Kleine haben; meine stark überarbeitete TM HiCapa4.3 kanns nicht viel besser.
Eine Überraschung gabs dann doch: Mir flog irgendwann ein kleines weißes Plastikstück gegen die Brille; ich hielt es erst für den Teil einer BB. Leider stellte sich nach abschließender Begutachtung heraus, daß sich das weiße Inlay des Korns durch den Rückstoß in Richtung des Schützen verabschiedet hatte. Wenn ich es wiederfinde, wird es eingeklebt, ansonsten ist sicher schnell Ersatz geschaffen.
Die Nozzle sitzt noch sehr stramm im Käfig und läuft nicht immer ganz zurück, Funktionsstörungen gab es deshalb aber keine. Wenn sich das mit der Zeit nicht gibt, werde ich da als kleiner Perfektionist noch ein wenig nacharbeiten.
Holster:
Die Frage nach Hartschalenholstern ist nicht leicht zu beantworten, angeblich gibt es von den "Großen" noch nicht viel, was für den "Newbie" paßt. Sollte sich VFC an die Realsteelabmaße gehalten haben (wovon ich sehr stark ausgehe), wird es selbst mit Holstern für die "alte" PPQ zu Problemen kommen. Laut einiger US-Realsteelforen paßt die leider nicht,
Zahal weist ausdrücklich darauf hin, daß sie nicht in ihre IMI-Holster paßt. Von daher ist da noch etwas Geduld gefragt.
Soweit meine ersten Eindrücke nach einem halben Tag Rumgefinger und Riesenspaß!
Definitiv zu früh für ein abschließendes Fazit, ich bin fürs Erste begeistert von der Kleinen und sehr positiv überrascht.
Zum Schluß noch ein Bild mit (Atrappen-) Anbauteil...für mein persönliches Empfinden ist selbst der "Mini" noch zu wuchtig für die kleine Schönheit.
Der Preis ist meines Erachtens nach für die gebotene Leistung sehr günstig!
Ich habe meine bei Sniper-Airguns erstanden, dort wird knappe
130€ für die VFC aufgerufen. Das Ersatzmagazin liegt bei rund 30€, für ein GBB-Magazin ein normaler Preis.
Der oben versprochene Anhang*: Die Kollegen vom GGE haben eine
Umbauanleitung für den Magrelease geschrieben. Dort gibt es übrigens noch weitere Reviews zu der Waffe. Als Ergänzung für jetzt Angefixte sicher lesenswert.,
Ich hoffe, ich habe euch etwas Kurzweil bereitet und meine Eindrücke können eine etwaig anstehende Kaufentscheidung erleichtern.
Anregungen, Fragen, etc. gerne hier im Thread!