Warum dieser Test in einem Airsoftforum?
Realsteeloptiken haben in den vergangenen Jahren zusehends an Beliebtheit gewonnen. Mit der Ausrüstung sind auch die Ansprüche an Waffen und Optiken gestiegen.
Auch wenn bei Spielen Entfernungen größer 50m die absolute Ausnahme sind: Ein Clon mit verwaschenem, ausgefranstem Absehen, eine grottige Verzeichnung oder schlechte Lichttransmission und Spiegelungen schmälern den Spielspaß für Perfektionisten enorm.
Ob da einem der Griff zu echten Optiken wert ist, bestimmt natürlich in erster Linie das Budget und die persönlichen Referenzen. Zumindest ist es nicht mehr ungewöhnlich, Aimpoints M2 und T1, Hensoldt RSAs, Eotechs oder sogar gelegentlich TA31 auf dem Spielfeld zu sehen. Mit entsprechenden Schutzlinsen ausgestattet, werten die Stylefaktor und auch Spielspaß gewaltig auf.
Im Gegensatz zu westlichen Militäroptiken sind russische Pedants deutlich erschwinglicher. Dazu kommt, daß es bis auf das grottenschlechte Chinakobra keine Nachbauten von amtlichen Sights gibt.
Man sollte auch nicht den Fehler machen, diese Optiken mit günstigen Realsteeloptiken zu vergleichen, welche hier unter verschieden wohlklingenden deutschen Markennamen angeboten werden, letzztlich aber nur Chinaware sind.
Diese hier sind für den professionellen Einsatz nach russichen Militärstandards gefertigt. Daß da noch nie an Material oder Qualität gespart wurde, dürfte kein Geheimnis sein. Built like a tank....nicht übertrieben!
Für mich war das Grund genug, mich mehr damit zu beschäftigen und diese beiden Optiken mal näher zu beleuchten. Erhebt natürlich keinen Anspruch auf Vollständigkeit; dafür gibt es bessere Quellen. Ich möchte einfach nur mal einen groben Abriß über die Fähigkeiten geben.
Beide Optiken haben gemein, daß sie ohne Batterien funktionieren.
Das Obzor hat für Tagsicht einen Lichtsammler, welcher das Absehen einblendet. Der Kontrast bei extrem heller Umgebung läßt sich noch durch einen eingebauten Filter erhöhen; der Betätigiungshebel hierfür befindet sich an der rechten Seite. Die Beleuchtung bei schlechten Lichtverhältnissen übernimmt eine kleine Tritiumlichtquelle.
Beim Rakurs ist das Absehen eingeätzt, dieses wird bei schlechten Lichtverhältnissen bzw. Dunkelheit ebenfalls durch einen Tritiumlichtquelle angestrahlt.
Tritium...da war doch was: Ist das nicht gefährlich oder verboten? Tritiumgaslichtquellen sind vergleichweise harmlos...bei sachgemäßer Verwendung ist da absolut keine Gesundheitsgefährdung zu befürchten. Die Gaslichtquellen sind Borosilikatröhrchen, welche innen mit Phosphor beschichtet sind. Die Betastrahlung des Tritiumgases läßt den Phosphor dauerhaft leuchten, etwa 15 Jahre lang.
Tatsächlich ist aufgrund einer sehr rigiden Strahlenschutz verordnung der Umgang mit Tritium ab einer gewissen Menge mit hohen Auflagen und Genehmigungen verbunden, welche es für den Handel unattraktiv macht, solchen Produkte noch zu lagern, anzubieten oder gar zu verarbeiten (Stichwort: Uhren).
Die Menge Tritium, welche sich in einer der genannten Optiken befindet, liegt bei etwa 8 bis 9% der Menge, welche noch genehmigungsfrei ist. So meine persönliche Recherche (nicht verbindlich, keine Rechtsberatung, etc.).
Soviel dazu!
Kommen wir nun zum 1P63 "Obzor", jetzt auch als PK-1 bekannt:
Das gute Stück könnte problemslos als Requisite für einen SF-Streifen durchgehen. Ist der Nachfolger des recht populären NIT-A.
Auf den beiden letzten Bildern kann man schön das Prisma des Lichtsammlers erkennen. Die Verstellung des Absehens erfolgt auf der Rückseite, also dem Schützen zugewandt.
Das Absehen erlaubt sowohl schnelles Zielen im CQB wie auch vergleichweise präzises Zielen auf längere Distanzen. Gewöhnungsbedürftig ist der vergleichsweise hohe Sitz der Optik. Rührt wahrscheinlich aus der Anforderung, das Sight auch mit ballistischen Schutzhelmen benutzen zu können.
Vorteil für die Vollgesichtsschutzmaskenträger.
Die Ablichtung des Absehens hat mich vor ein echtes Problem gestellt..man entschuldige die miese Qualität:
Im Hellen ging es noch einigermaßen...
Im Dunkeln, um die innenliegenden Tritiumbalken hervorzuheben, bin ich weitestgehend gescheitert. Ich hoffe, man kann trotzdem erkenne, was ich meine.
Kann aber versichern, daß das Absehen gestochen scharf ist und immer in einer sehr angenehmen, nicht überlagernden Intensiität.
Zur Verdeutlichung noch mal das technische Diagramm:
Nun zum zweiten Kandidaten, dem RAKURS.
Einige Eigenheiten deuten auf eine andere Zielgruppe bzw. Einsatzzweck als die/der des OBZOR hin.
Der fehlende Diopterring verrät das militärische Modell
Die Schutzkappen für die Optik sind unverlierbar befestigt.
Das Absehen ist das bekannte "German Post". Auch wenn das die Verfechter der Dots nicht wahrhaben wollen: Auf größere Entfernungen ist so eine Strichplatte jedem noch so feinen Dot überlegen. Wir sprechen von Entfernungen zwischen 150 und 400m.
Wegen der Größe und einfacher Vergrößerung bietet sich trotzdem gleichzeitig ein Einsatz im CQB-Bereich an.
Es ist mir aufgrund einer Besonderheit einfach nicht gelungen, das Absehen beleuchtet abzulichten:
Wenn man genau in 0° bei wenig Licht in die Optik sieht, kann man so eben das Absehen beleuchtet erkennen. Bewegt man nun den Kopf nach unten aus der Achse, erstrahlt das Absehen in feinstem Grün. Nach Oben ist die Beleuchtung nicht mehr vorhanden...
Was hat das für einen Hintergrund? An dem Gerät findet sich kein Ein/Ausschalter, kein Helligkeitsregler. Mit diesem Trick können auch Nachtsichtgeräte (wo es erlaubt ist, natürlich bevorzugt an der Waffe befestigte) verwendet werden.
Für die erste Benutzung etwas gewöhnungsbedürftig...man kann die Beleuchtung mit dem Einblickwinkel quasi "regeln".
Übrigens ist das RAKURS ausgesprochen lichtstark! Ich habe als Vergleich zwar nur ein Aimpoint M2 sowie ein Zeiss Z-Point als Referenz, aber diese beiden Kandidaten schlägt es selbst mir als Laie deutlich wahrnehmbar!
Soweit meine kleine Einführung in die Welt der moderneren Russenkollimatorsights.
Für tiefergehende Informationen und vor allem bessere Bilder empfehle ich die Seite
http://russianoptics.net/
Auch wenn sie in D selten angeboten werden, würde ich den Kauf hier einem Import eindeutig vorziehen. Da kann ich sicher sein, daß die Ware nicht aufgrund irgendwelcher fehlenden Papiere/Herstellerbescheinigungen bzgl. des radioaktiven Materials konfisziert wird. Zumal sich das mit Transport und Verzollung aus Russland oder gar Kanada kaum noch rechnen dürfte.
Wer in der Beziehung noch Fragen hat, wende sich vertrauensvoll per PN an den User Looptics.
Sehr netter und hilfsbereiter Zeitgenosse!
Selbstverständlich beantworte ich auch gerne Fragen, sofern nicht von meinem kleinen Exkurs abgedeckt.
Aber wie gesagt: Es sollte mehr eine Art Vorstellung sein, mal etwas den Horizont erweitern und über den Tellerand zu blicken. Ich hätte mir vor 3 Jahren auch nicht träumen lassen, daß ich mal so etwas "brauche". Aber mit der Zeit wächst der Qualitätsanspruch bei Liebhaberei und Technikbegeisterung.