Vorwort:
WinGun bzw. Gun Heaven dürfte vielen als Hersteller der Dan Wesson Revolver Serie ein Begriff sein. Aber auch an Liebhaber klassischer Revolver hat WinGun gedacht und entsprechende Modelle wie z.B. den Nagant M1985 veröffentlicht. Bei der hier gezeigten und derzeit einzigen, hierzulande bei Sniper AS erhältlichen Version, handelt es sich um die „Aged-“ bzw. „Weathered-“ Edition. Im Ausland gibt es desweitern noch eine schwarze und eine silber/chrom Version. Vielen Dank an Sniper AS, dass ich dieses Modell hier vorstellen kann.
Um insbesondere die Qualität der Bilder zu verbessern, aber die Anschaffung einer teuren Fotoausrüstung zu vermeiden, haben Baron Samedi und ich uns diesbezüglich zusammengeschlossen. Der werte Herr dient in diesem Fall als mein Fotoscherge
Wir planen demnächst reviewtechnisch etwas mehr zusammen zu arbeiten, da wir der Meinung sind uns diesbezüglich gut ergänzen zu können. Aber keine Angst, ein Youtubekanal ist nicht in Planung
Aber nun zum Bericht…
*editd*: Es gibt, scheinbar (Es sieht danach aus, allerdings ist kein Hersteller benannt) den Nagant in allen drei Varianten, mit Markings, noch bei einem anderen Händler (siehe Kommentare), allerdings geht die Reise hier bei 259,00€ für die günstigste Version los, also dem doppelten Verkaufspreis bei Sniper-AS
Das Realsteel Vorbild: Der Nagant M1895
Im späten 19. Jarhundert von den Gebrüdern Nagant entwickelt, und in ihrem Unternehmen, der „Fabrique d'Armes Émile & Léon Nagant“ hergestellt, ist der Nagant M1895 Revolver trotz seiner damaligen weiten Verbreitung (u.a. in Schweden und Griechenland, später auch in Polen) den meisten Menschen eher als eine russische Waffe bekannt. Das zaristische Russland kaufte seinerzeit die Lizenzrechte und richtete in Tula eine Produktionslinie für den Nagant Revolver ein welcher dort ab etwa 1898 in zwei Ausführungen (Double Action für Offiziere, Single Action für Unteroffiziere und Mannschaften) produziert wurde. Der Nagant Revolver war die Standard Faustfeuerwaffe der zaristischen Streitkräfte, sowie später (nach der Oktoberrevolution 1917) der sowjetischen Streitkräfte. In den 1930er Jahren sollte der Nagant Revolver schrittweise durch die neue Ordonanzpistole, die Tula Tokarev TT-30 bzw. deren verbessertes Modell TT-33 ersetzt werden. Aufgrund der Ereignisse des zweiten Weltkrieges wurde die fast schon ausgelaufene Produktion der Nagant Revolver wieder forciert und bis in die späten Kriegsjahre aufrecht erhalten. Insgesamt sollen so etwas mehr als zwei Millionen Stück des M1895 hergestellt worden sein, weshalb er erst lange nach der Einführung der Makarov PM 1952 langsam aus der Ausrüstung der sowjetischen Streitkräfte verschwand. Bei manchen Einheiten sogar erst in den 1980er Jahren. Allerdings war der Nagant M1895 auch noch länger im behördlichen Einsatz, so musterte z.B. der Sicherheitsdienst der russischen Post die letzten Nagants erst 2003 aus.
Die markante technische Besonderheit des Nagant Revolvers ist die Tatsache, dass es sich um einen der wenigen gasdichten Revolver überhaupt, und aufgrund der langen Produktionszeit sicherlich um den am weitest verbreiteten Revolver dieser Art handelt. Damit sich die Trommel drehen kann ist bei Revolvern üblicher Weise ein kleiner Spalt zwischen Trommel und Lauf. Aus diesem Spalt entweicht ein Teil der Pulvergase. Beim M1895 wird beim Betätigen des Abzugs die Trommel gegen den Lauf gedrückt, so dass der Rand der Patronenhülse mit dem Lauf abschließt. Das Projektil der 7.62 × 38 mm R Munition ist deshalb komplett in die Hülse eingelassen. Der Vorteil dieses Systems, so der Hintergedanke, verhindert jeglichen Gasverlust und bringt somit eine, gegenüber herkömmlichen Revolvern, verbesserte Leistung. Tatsächlich fällt dieser Vorteil allerdings kaum ins Gewicht: einerseits sind die Gasverluste bei herkömmlichen Revolvern recht gering , andererseits kann im Zweifelsfall einfach etwas stärkere Munition benutzten kann. Der Nachteil dieses Systems ist der recht hohe Abzugswiderstand der Waffe (bis zu 10 KG), welcher durch die Mechanik der Trommel bewirkt wird, und präzises Schießen erschwert. Ein tatsächlicher Vorzug des Systems ist die Möglichkeit einer effektiven Schalldämpfung. Da die Munition ohnehin eine Mündungsgeschwindigkeit unter 300 M/S aufweist muss nur ein Schalldämpfer auf die Mündung gesetzt werden. So fand der Nagant Revolver ein weiteres Einsatzgebiet u.a. bei Einheiten des NKWD und Partisanenverbänden während des zweiten Weltkriegs, oder auch in Händen des Vietcongs während des Vietnamkrieges.
Win Gun Nagant M1895
Technische Daten:
Modell: M1895 aged Version
Hersteller: Win Gun/Gun Heaven
Typ: Revolver mit Hülsensystem
Antrieb: CO² 12 Gramm Kapseln)
Leistung: ca. 1,9 Joule
Material: Metall (Druckguss) & Kunststoff (Griffschalen)
Gewicht: ca. 650 Gramm
Preis: 129,90 €
Produktlink:
https://www.sniper-as.de/win-gun/m1895-a…efKey=9ozP_h5vg
Verpackung und Lieferumfang:
Der Revolver wird in einem farbig bedruckten Karton ausgeliefert auf welchem man die nötigen Informationen über den Inhalt findet. Im Inneren findet sich neben der Waffe nicht viel: Sieben Messinghülsen und ein Probebeutel BBs. Auf der Innenseite des Deckels ist zudem eine Explosionszeichnung des M1895 aufgedruckt welche die einzig vorhandene Betriebsanleitung darstellt. Kennt man sich ein wenig aus ist dies auch vollkommen ausreichend, als Anfänger ist man hier aber gegebenen Falls etwas aufgeschmissen.
Das Design der Verpackung insgesamt ist ansprechend und vermittelt einen qualitativ guten Eindruck. Bei Airsoftprodukten ist man durchaus lieblosere Verpackungen gewöhnt. Der Lieferumfang ist mager, aber abgesehen von ein paar Anleitungszetteln hätte ich hier, in Anbetracht der Preisklasse, auch nicht mehr erwartet. Trotzdem, wie so oft: Ich mag Gadgets, hier kann man mit wenig Aufwand - zumindest bei mir - immer Bonuspunkte sammeln. Das I-Tüpfelchen, gerade bei der „Aged“- Version, wäre natürlich eine entsprechende Verpackung, z.B. eine Holzkiste o.ä. gewesen.
Äußerer Eindruck:
Sofort nach dem Öffnen der Verpackung verweilt der Blick auf dem wirklich gelungenen Finish der Waffe. Man hat tatsächlich zunächst den Eindruck eine gebrauchte „echte“ Waffe vor sich zu haben. Einzig die Griffschalen wirken, ob wohl sehr schön gearbeitet, noch relativ neu. Aufgenommen setzt sich dieser Eindruck nahtlos fort. Der Revolver ist recht schwer da er, abgesehen von den Griffschalen, praktisch komplett aus Metall gefertigt ist. Wackeln, Knarzen oder andere Verarbeitungsmängel finden sich nicht. Das Gerät liegt gut in der Hand macht einen sehr soliden Eindruck. Aufgrund des Weathering hat man sogar den Eindruck die Waffe sei tatsächlich aus Stahl gefertigt. Der Magnettest entlarvt jedoch schnell, dass es sich bei dem Metall, bei diesem Preis, um den zu erwartenden Druckguss handelt. Grundsätzlich stellt sich natürlich immer die Frage, ob man einen solchen „Used Look“ mag. Ich selbst bearbeite gerne mal die ein oder andere Waffe, je nach dem wo es meiner Meinung nach passend ist. So etwas ab Werk zu bekommen erspart natürlich einiges an Arbeit. An Markings gibt es auf der Waffe, abgesehen von einer Seriennummer und den hierzulande üblichen Importeurs-Markierungen, nichts weiter zu vermelden. Einziger Punktabzug in Sachen Optik sind die beiden Schrauben auf der rechten Waffenseite, oberhalb des Griffes: Hier wurden Innensechskantschrauben verwendet welche die antike Optik nach etwas stören. Hier werde ich mich nach passenderem Ersatz umsehen, was nicht allzu schwer sein dürfte.
Bedienung und Funktion:
Wie bei Revolvern mit Hülsensystem üblich muss man zunächst einmal die mitgelieferten Messinghülsen mit jeweils einer BB bestücken. Anschließend öffnet man die auf der rechten Waffenseite befindliche Ladeklappe und steckt die Hülsen einzeln in die Trommel. Da letztere sich nicht ausschwenken lässt muss man hierbei manuell die Trommel entsprechend drehen. Ein Speedloader oder ähnliches, wie z.B. bei den bekannten Dan Wesson Revolvern funktioniert hier systembedingt nicht. Um die CO₂ Kapsel einlegen zu können muss man lediglich die linke Griffschale abnehmen, hierzu ist eine dezente Aussparung vorhanden um z.B. mit dem Fingernagel die Griffschale aufzuhebeln. Die Schraube für die Fangriemenöse fungiert hierbei auch als Feststellschraube für die CO₂ Kapsel: Kapsel einlegen und mit der Schraube festziehen.
Eine Sicherung besitzt der Nagant M1895, wie viele Revolver aus dieser Zeit, nicht. Die Schussabgabe ist sowohl im Single Action als auch im Double Action Modus möglich. Die Mechanik funktioniert soweit einwandfrei, es kann aber gelegentlich dazu kommen dass nach dem Laden der Hülsen die Trommel nicht ganz in der richtigen Position ist und das Ganze dann etwas hakelt. In diesem Fall muss man die Trommel mit der Hand ein paar Millimeter drehen. An dieser Stelle möchte ich anmerken, dass sich die Trommel beim Win Gun Nagant leider, nicht wie beim Original, beim Durchziehen des Abzugs gegen den Lauf drückt. Auch wenn dies sicherlich für die Funktion als Airsoftwaffe unerheblich ist, hätte ich mich doch über dieses Detail gefreut. Ein Detail, welches hingegen tadellos umgesetzt wurde, ist der Hülsenauswerfer. Beim Airsoft Nagant rutschen die Patronenhülsen nach öffnen der Ladeklappe locker aus der Trommel. Bei der echten Waffe, hier wird der Gasdruck schließlich innerhalb der Hülse erzeugt und selbige sich dementsprechend etwas ausdehnen, können die leergeschossenen Hülsen gerne mal in der Trommel haften. Deshalb gibt es beim Nagant Revolver, wie bei den meisten Revolvern auch einen Hülsenauswerfer welcher sich unter dem Lauf befindet. Dreht man den Stab um ca. 45° und zieht ihn dann in Richtung der Mündung heraus, kann man die Halterung nach rechts ausschwenken. Nun kann man mit dem Hülsenauswerfer die einzelnen Hülsen aus der Trommel drücken. Wie gesagt, bei der Airsoftvariante ist dies überflüssig aber ein schönes Detail welches Win Gun hier umgesetzt hat. Übrigens kann man, insofern man auf das Hülsen laden verzichten möchte, auch selbige in der Trommel belassen und von vorne mit jeweils einer BB bestücken, sozusagen die „quick and dirty“ Lösung für schnelles Nachladen.
Schusstest:
Beim ersten Schuss fällt zunächst der relativ laute Geräuschpegel auf. Der Mündungsknall ist für Airsoftverhältnisse relativ laut und erinnert etwas an einen Peitschenknall, gefällt! Der Chronotest mit 0,2Gr Fireball BBs und Umarex Kapseln fällt für CO₂ Revolver erwartungsgemäß aus:
451 FPS, 457 FPS, 454 FPS, 461 FPS, 447 FPS, 443 FPS, 452 FPS, 457 FPS, 450 FPS, 458 FPS
Das macht im Schnitt 453 FPS oder 1,9 Joule.
In Sachen Präzision und Reichweite kann man, mangels eines Hopup-Systems, leider nur wenig erwarten. Auf 10-15 Metern kann man durchaus gezielt auf Ziele in Getränkedosengröße schießen. Auf Distanzen darüber hinaus ist die Präzision für gezielte Schüsse nicht wirklich ausreichend - nach etwa 30-35 Metern fallen die BBs aber ohnehin zu Boden. Da der Revolver über keinen Blowback Mechanismus verfügt, sorgt der Treibgasvorrat einer CO² Kapsel für einen langen Schiessspaß. Leider habe ich hier keine exakte Messung vorgenommen, allerdings sollten 70-100 Schuss möglich sein.
Fazit:
In einem Satz: Ein sehr schönes Sammlerstück und eine tolles Spielzeug zum Dosenschießen, und das zu einem fairen Preis. An dieser Stelle muss ich Sniper AS aus Pirmasens gleich ein zweifaches Lob erteilen: Zum einen für den Import und die Zulassungen einer solchen „Nischenwaffe“ und zum anderen für den sehr fairen Verkaufspreis, welcher deutlich unter dem Verkaufspreis in Asien liegt, super! Evike listet den Nagant in der normalen Ausführung zwar mit 110 USD, allerdings wird für die „Aged“ Version bei anderen Shops etwas mehr aufgerufen.
Für Reenactment Zwecke ist der M1895 in jedem Fall geeignet, allerdings sehe ich für den Einsatz als Spielwaffe eher schwarz. Die Mündungsenergie liegt meiner Meinung nach jenseits des spielbaren, auch wenn man sich hier behelfen könnte: Hülsen, die es für die Dan Wesson Revolver auch in einer leistungsreduzierten Ausführung gibt, passen zwar nicht in den Nagant Revolver, allerdings könnte es in Zukunft solche Hülsen auch für den Nagant geben. Es gibt nachfüllbare Gastanks von PPS welche 12Gramm CO² Kapseln entsprechen mit denen sich die Leistung reduzieren lassen würde. Allerdings steht dem Spielvergnügen dann noch immer das nicht vorhandene Hopup-System entgegen. Zudem ist, das liegt allerdings am Vorbild, das Nachladen der einzelnen Hülsen über die Ladeklappe recht zeitraubend und es stehen dem Spieler dann auch nur 7 Schuss zur Verfügung.
Wie bereits erwähnt, als Sammelstück, cooles Accessoire zum Outfit und als Spaßwaffe bietet der Nagant M1895 in jedem Fall jede Menge Spaß für verhältnismäßig kleines Geld.